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UN-Bericht: Armutszeugnis der weltweiten Entwicklung  
  Die ärmsten Länder der Welt befinden sich nach wie vor südlich der Sahara in Afrika, einen besonders dramatischen Anstieg der Armut verzeichnen im vergangenen Jahrzehnt aber die GUS-Staaten. Verantwortlich dafür sind laut einem Bericht des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) eine Reihe von Ursachen: die ungehemmte Ausbreitung von AIDS, das Festhalten an Schutzzöllen, aber auch die internationale Finanzpolitik.  
"Katastrophale Einkommenseinbrüche" haben die GUS-Staaten und die Staaten in der Region Mittel- und Osteuropa nach dem "Human Development Report 2003" erlitten, der am Dienstag vom UNO-Entwicklungsprogramm veröffentlicht wurde.

Es sei die einzige Region der Welt, in der der Index der menschlichen Entwicklung (HDI-Ranking), sogar sinken würde.
->   Human Development Report 2003
Verdreifachung der Armutsrate
Während in den ost- und mitteleuropäischen EU-Beitrittsländern große wirtschaftliche Fortschritte erzielt werden konnten, habe sich die Armutsrate in den GUS-Ländern seit den 90er Jahren verdreifacht.

Namentlich werden Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kirgisien, Moldawien, Tadschikistan und Usbekistan zu jenen Ländern gezählt, wo die Einkommen mittlerweile auf das Niveau der am niedrigsten entwickelten Länder gesunken seien.
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HDI-Ranking 2003: Norwegen Platz 1, Österreich Platz 16
Der "Human Development Index" (HDI) misst die Errungenschaften von Ländern im Entwicklungsbereich anhand von Lebenserwartung, Bildungsgrad und bereinigten Realeinkommen. Norwegen liegt im HDI-Ranking 2003 auf Platz eins, vor Island, Schweden und Australien. Die USA fielen gegenüber dem Vorjahr vom sechsten auf den siebten Platz zurück, Österreich von Platz 15 auf Platz 16. Die 20 Länder, die am schlechtesten abschneiden, befinden sich in Afrika. An letzter Stelle ist Sierra Leone.
->   Mehr über das HDI-Ranking 2003
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Riesige Einkommensunterschiede
Innerhalb der Russischen Föderation werden die Einkommensunterschiede indessen immer größer. Die Einkommensschwankungen zwischen den Regionen sind laut UNDP-Bericht auf gravierende soziale Unterschiede innerhalb der Regionen zurückzuführen. So würden die drei reichsten Regionen auch die größte Polarisierung zwischen Arm und Reich aufweisen.
Am ärmsten nach wie vor Subsahara-Länder
 
Grafik: APA, Quelle: UNDP, Foto: EPA

Die unterhalb der Sahara gelegenen afrikanischen Staaten zählen nach wie vor zu den ärmsten Ländern. 25 von 31 "top priority countries" - in mindestens drei der acht veranschlagten Ziele zeichnet sich ein Negativ-Trend ab - befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent.
Wichtiger Faktor: AIDS
Die Hauptschuld dafür trägt laut UNDP-Bericht die explosionsartige Verbreitung von HIV und AIDS. In Ländern wie Botswana, Lesotho, Swasiland und Simbabwe sei mittlerweile einer von drei Erwachsenen mit dem HI-Virus infiziert.

"Aber HIV/AIDS zerstört mehr als Menschenleben. Dadurch, dass Menschen in der Blüte ihres Lebens zum Krüppel werden oder sterben, wirkt sich das Virus auch auf die Gesamtentwicklung aus", so der Bericht.
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54 Länder ärmer als 1996 - Kritik an Welt-Finanzpolitik
Südafrika ist im HDI-Ranking seit den neunziger Jahren um 28 Ränge auf Platz 111 zurückgefallen, mittlerweile ist jeder fünfte Einwohner ist in diesem Land HIV-positiv. 54 Länder sind laut UNDP-Bericht heute ärmer als sie 1996 waren. In 34 Ländern ist die durchschnittliche Lebenserwartung gesunken - vor allem unter dem Einfluss von AIDS. Und in 21 Ländern hat der Anteil der Hungernden an der Gesamtbevölkerung zugenommen.

Zahlen, die die Verfasser des Berichts zu einer harschen Kritik an den beiden Weltfinanzorganisationen veranlassen: "Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank sollen die reichen Staaten zu verstärkter Hilfe drängen, anstatt die Regierungen der Entwicklungsländer zu Kürzungen der Staatsausgaben zu zwingen."
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Forderungen: Schuldenerlass, Zoll-Abbau, Entwicklungshilfe
Vor dem Hintergrund des von allen UNO-Mitgliedstaaten im September 2000 ratifizierten "Millennium-Vertrages" fordert der Bericht die reichen Staaten auf, die vereinbarten Verpflichtungen einzuhalten. Im Bereich der Schuldenerlässe, der Handelssubventionen und des Abbaus von Zöllen würden konkrete Zielvorgaben und Zeitpläne fehlen.

Außerdem wurde der Betrag der von den OECD-Staaten geleisteten Entwicklungshilfe von 57 Milliarden Dollar (50,2 Mrd. Euro) im Jahr 2002 als zu gering bewertet. Für die Erreichung der Ziele wären mindestens 100 Mrd. US-Dollar jährlich nötig. Ein konkretes Ziel ist die Halbierung des Hungers im definierten Zeitraum 1990-2015.
Korrupte und schlechte Verwaltung
Im Gegenzug hält der Bericht fest, dass die ökonomischen Probleme vieler armer Staaten in korrupten und schlecht verwalteten Regierungs- und Verwaltungsstrukturen wurzeln.

Die auf dem UNO-Millennium-Gipfel beschlossenen Ziele sollen diesen Entwicklungen einerseits durch eine ökologische Stabilisierung der betroffenen Länder entgegenwirken, andererseits soll auch von Seiten der Bevölkerung der Druck auf die jeweiligen Regierungen erhöht werden.
->   UNDP
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   UNDP-Weltbericht 2002: Demokratie nimmt zu - Armut auch
->   UNDP-Weltbericht 2001: Szenarien gegen Hunger und Armut
 
 
 
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01.01.2010