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Elefantenstampfen: Seismografische Kommunikation?  
  Wenn ein Elefant mit dem Fuß aufstampft, hört man zu. Und das tun anscheinend auch die anderen Elefanten: Mittels ihrer Zehennägel nehmen sie Botschaften wahr, die über eine Entfernung von bis zu 30 Kilometern gesendet werden.  
Eine neue Studie an der Stanford University deutet darauf hin, dass Elefanten über ein kunstvolles System seismischer Kommunikation verfügen: Mittels Fußstampfen und lautstarken Brummbasses schicken sie unterirdische Vibrationen zu anderen Elefanten, die sich weit außer Hörweite befinden. So nachzulesen im "Journal of the Acoustical Society of America".

"Wenn sie tatsächlich derartige Nachrichten im Boden wahrnehmen, dann müssen wir unsere bisherigen Vorstellungen bezüglich ihrer Kommunikationswege radikal ändern", sagte Caitlin O'Connell-Rodwell vom "Stanford Center for Conservation Biology", die die Studie durchführte. "Möglicherweise kommunizieren sie über weit größere Entfernungen als bisher angenommen."
->   Stanford Center for Conservation Biology
Komplexes Kommunikationssystem der Elefanten
Die Stanforder Wissenschaftler untersuchten verschiedene Elefantengruppen in Afrika, Indien und - in Gefangenschaft - in Texas. Sie fanden heraus, dass die Elefanten über ein hochentwickeltes Set seismischer Signale verfügen. Sowohl durch lautstarke Rufe - ein Grollen in tiefer Tonlage - wie auch durch das Stampfen während eines Scheinangriffs rufen sie Erdvibrationen hervor.

Auch andere Tiere, angefangen bei bestimmten Maulwurfarten über Seelöwen bis zu Insekten, Fischen und Reptilien, kommunizieren auf diese Weise: Sie suchen so etwa ihre Brutpartner, können ihre Beute lokalisieren oder ihr Revier abstecken.

Doch die Methode der Elefanten scheint wesentlich komplexer, und die Nachrichten reichen über weitere Strecken.
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Die seismischen Wellen, die durch die verschiedenen Elefantenaktionen hervorgerufen würden, seien künstlich nachgeahmt und unterirdisch weitergeleitet worden, erklärt O'Connell-Rodwell. Dahinter steckte die Frage, ob die Elefanten auch darauf reagieren, wenn kein hörbares Geräusch die seismischen Bewegungen begleitete.
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Mit den Zehennägeln hören
Ergebnis war, dass die Elefanten, insbesondere die weiblichen, die Signale empfingen und darauf reagierten.

"Wir glauben, dass sie diese unterirdischen Signale über ihre Füße empfangen", meint O'Connell-Rodwell. "Seismische Bewegungen könnten über die Knochen von den Zehennägeln zu den Ohren übertragen werden. Oder die Rüssel sind empfindlich gegenüber seismischen Signale. Möglicherweise ist hier eine Kombination beider Möglichkeiten am Werk."

 
Bild:APA

Dumpfes Grollen zehn Kilometer weit hörbar
In früheren Studien an Elefanten konnte gezeigt werden, dass sie ein niederfrequentes (20 Hertz) Grollen erzeugen, das unter idealen Bedingungen bis zu zehn Kilometer weit hörbar ist.

Folgestudien wiesen darauf hin, dass dieses Grollen selbst ein seismisches "Echo" in der Erde hervorruft, wobei die Vibrationen noch viel weiter reichten. Derartige Schwingungen werden auch durch das Aufstampfen und Ohrenschlagen bei einem Scheinangriff hervorgerufen, das die Tiere als Schutzmaßnahme bei Gefahr anwenden.
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Information über den Gemütszustand
"Nach unseren Berechnungen schätzen wir, dass die von Elefanten hervorgebrachten seismischen Signale sich über eine Entfernung von 15 bis 30 Kilometer in der Erde ausbreiten können", sagt O'Connell-Rodwell. Sie fügt hinzu, derzeitige Belege deuteten darauf hin, dass seismische Signale grundlegende Informationen über den Standort der Elefanten übertragen und über deren Gemütszustand - sodass sie über größere Entfernungen hinweg Angst oder Zorn spüren könnten.
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"Ob sie auch Individuen auf diese Weise unterscheiden können, daran wollen wir in der Zukunft weiter forschen", hat O'Connell-Rodwell vor.

Schon jetzt weist die Beobachtung an Elefanten in Angola darauf hin, dass seismische Signale dieser Art sogar noch weitere Strecken reisen. Durstige Elefantenherden "entdeckten" dort ein Gewitter in einer Entfernung von 150 Kilometern und machten sich sodann dorthin auf den Weg.
->   Journal of the Acoustical Society of America
 
 
 
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01.01.2010