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Innenohr-Implantat für Altersschwerhörige  
  Rund 450.000 Menschen leiden in Österreich an Hörbeeinträchtigung, viele von ihnen an altersbedingter Schwerhörigkeit. Nicht immer bietet ein Hörapparat ausreichend Hörhilfe. Jetzt ist es erstmals möglich, diesen Patienten mit einem "Teilimplantat" wirksam zu helfen.  
Hören mit Restgehör und Implantat
Am Wiener AKH und an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt wurden insgesamt 27 Patienten mit intaktem Restgehör erfolgreich operiert.

Nur wenn völlige Gehörlosigkeit vorlag, entschlossen sich HNO-Chirurgen bisher zu einer Cochlea-Implantation. Vorhandenes intaktes Restgehör würde bei einer solchen Operation völlig zerstört werden, galt bisher als Lehrmeinung.
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Ein Dogma fällt
Das ist Schnee von gestern. Wolf Dieter Baumgartner, HNO-Spezialist im AKH Wien: "Es ist ein Dogma der HNO-Heilkunde gefallen. Bisher galt, dass die Integrität der Cochlea nicht verletzt werden darf, um das Gehör zu erhalten. In Zukunft werden sich zahlreiche Forschungsgemeinschaften in den USA und in Europa damit beschäftigen, wie die tatsächlichen neurophysiologischen Vorgänge des Hörens ablaufen."
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Cochlea erfolgreich geöffnet
Das fadenförmige Implantat, an dessen Spitze kleinste Elektroden sitzen, ist in seinem Durchmesser wesentlich feiner und dünner als bisher verwendete Implantate. Es wird 18 Millimeter tief in die insgesamt ca. 30 Millimeter lange "Schallskala" der Cochlea eingefädelt.

In diesem Eingangsbereich der Innenohrschnecke werden normalerweise Hochfrequenzen von 500 bis 8.500 Hertz gehört. Bei Altersschwerhörigkeit ist dieser Frequenzbereich zerstört. Die Elektroden des Implantats stimulieren den Hörnerv so, dass es trotz des "tauben" Bereichs gelingt, akustische Signale wahrzunehmen.
->   Mehr dazu bei www.ohrinsel.ch
Restgehör ab 500 Hertz
Bei 500 Hertz beginnt der Bereich der tiefen Frequenzen, der in vielen Fällen noch intakt ist. Dieser Hörbereich bleibt erhalten und kann mit einem herkömmlichen Hörapparat, der in den äußeren Gehörgang eingesetzt wird, weiterhin unterstützt werden.
Hörmodelle versprechen weitere Entwicklung
Am Wiener Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften werden Patienten mit Cochlea-Implantaten Hörtests unterzogen.

Mit den Daten werden psychoakustische Hörmodelle computergestützt errechnet, um in Zukunft einerseits Prognosen für die postoperative Hörfähigkeit zu erstellen und um andererseits an der Sprachverständlichkeit der Prozessoren zu arbeiten.

Wolfgang Gstöttner, J.W.Goethe Universität Frankfurt: "Das natürliche Hören in Alltagssituationen wird nahezu erreicht. Selbst unter Nebengeräuschen wird Sprache gut verständlich. Wenn wir Worte verstehen wollen, brauchen wir den Hochfrequenzbereich. Dieser Bereich kann mit der neuen Methode gut versorgt werden. Je sicherer wir in dieser Methode werden, desto größer vor allem die Chance für Altersschwerhörige in der Zukunft."
Endlich wieder hören
Patienten berichten zwar von großen Schwierigkeiten, sich nach der Implantation an das neue Hören zu gewöhnen, aber gleichzeitig auch von großen Erfolgen - wie beispielsweise der Fähigkeit, neue Sprachen zu erlernen und Musik zu hören.

Ein Beitrag von Martina Schmidt für die Sendung "Modern Times" am Freitag, 11.Juli 2003, um 22 Uhr 35, ORF2.
->   Modern Times
->   Institut für Schallforschung der ÖAW
->   Festveranstaltung zum Thema am 19.7. in Wien (pdf-Datei)
->   Universitätsklinik für HNO in Frankfurt
 
 
 
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01.01.2010