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Neurobiologie erklärt, warum Faustkämpfe eskalieren  
  Schlägereien eskalieren häufig, weil die Beteiligten die Wucht ihrer eigenen Hiebe unterschätzen. Eine neurobiologische Studie zeigt, dass die Heftigkeit von Kämpfen mit jedem Schlag unwillkürlich zunimmt, obwohl beide Seiten meinen, es dem Gegner nur mit gleicher Kraft heimzuzahlen.  
Bessere Konzentration auf den Gegner
Schuld ist vermutlich ein Trick des Gehirns, wie Sukhwinder S. Shergill und Kollegen vom Institut für Neurologie des University College London in "Science" berichten.

Das Hirn unterdrückt demnach beim Schlagabtausch die Wahrnehmung der eigenen Kraft, um sich besser auf den Hieb des Gegners konzentrieren zu können.
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Die Studie ist unter dem Titel "Two Eyes for an Eye: The Neuroscience of Force Escalation" in "Science" (Bd. 301, S. 187, Ausgabe vom 11. Juli 2003) erschienen.
->   Science
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Tests mit Druck auf Fingerspitzen: Schnelle Eskalation
Statt Schläge ließen die Forscher ihre 24 Probanden Druck auf die Fingerspitzen austauschen. Die Versuchspartner sollten dabei jeweils nur genauso viel Druck anwenden wie sie selbst erfahren hatten.

"In jedem einzelnen Fall eskalierte die Kraft schnell", schreiben die Autoren in "Science". Jede Reaktion der Probanden fiel im Schnitt 38 Prozent stärker aus.
Veränderte Empfindlichkeit der Hirnregion
Die Selbsttäuschung des Gehirns wurzelt in einer Vorahnung, wie Shergill erläuterte: "Vor jeder Bewegung geht ein Signal an eine spezifische Hirnregion, das diese vor der kommenden Empfindung warnt. Durch die derart veränderte Empfindlichkeit der Hirnregion neigt man dazu, mehr Kraft anzuwenden als beabsichtigt."
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Zweiter Test mit Joysticks
Um ihre Testanordnung zu überprüfen setzten die Forscher die Studienteilnehmer einem zweiten Versuch aus: Dabei mussten sie den Druck via Joystick - und nicht in direktem Kontakt mit den anderen - ausüben. Dabei wurde die "Vorahnung" des Gehirn nicht beansprucht - die erzeugten und erlittenen Mengen der angewendeten Kraft entsprachen sich weit eher als bei den anderen Experimenten.
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Auch Grund, warum man sich nicht selbst kitzeln kann
Dieser Mechanismus sei auch der Grund dafür, dass sich Menschen nicht selbst kitzeln können. "Das Hirn weiß im Voraus, was es zu erwarten hat und stellt seine Aktivität auf die Empfindung ein."
->   Institut für Neurologie, University College London
->   Mehr über Gehirnforschung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010