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Herbert Marcuse: Grab neben Fichte und Hegel  
  24 Jahre nach seinem Tod findet der Philosoph Herbert Marcuse seine letzte Ruhe an seinem Geburtsort Berlin. Am kommenden Freitag soll die Urne mit seiner Asche beigesetzt werden - neben den Gräbern von Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel.  
Insbesondere sein Enkel Harold hatte dafür geworben, die Urne des am 29. Juli 1979 gestorbenen Denkers aus den USA nach Berlin zu überführen und dort - auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof - endlich zu bestatten.
Odyssee einer Urne
Marcuse starb während eines Deutschland-Besuchs in Starnberg, eingeäschert wurde er allerdings in Österreich. Die Witwe Erica "Ricky" Sherover war der Ansicht, in Deutschland seien schon genug Juden verbrannt worden. Die Urne wurde in die USA zu einem Friedhof in New Haven (Connecticut) gesandt, in die Nähe des Wohnortes von Marcuses Sohn Peter.

Wie dessen Bruder Harold auf seiner Herbert-Marcuse-Seite (marcuse.org) im Internet erzählt, erinnerte sich die Familie erst im November 2001 an die nach wie vor nicht bestattete Urne. So entstand die Idee, "den Deutschen einen ihrer feinsten Intellektuellen zurückzugeben".
->   Mehr dazu (marcuse.org)
Mitbegründer des Instituts für Sozialforschung
Neben Erich Fromm und Max Horkheimer gehörte Marcuse zu den Gründern des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main, das noch vor der Machtergreifung der Nazis nach Paris und später nach New York ausgelagert wurde. Er verließ Deutschland 1932 und arbeitete viele Jahre in der US-Spionageabwehr.
Wichtig in der Studentenbewegung
Große Popularität erwarb er sich in der westdeutschen Studentenbewegung mit seinem Buch "Der eindimensionale Mensch" (deutsch 1967) und dem Essay "Repressive Toleranz", in denen er den westlichen Demokratien Konformismus und Unfreiheit vorwarf.

In den USA machte sich Marcuse einen Namen als Gegner des Vietnamkrieges und als Theoretiker der Befreiung. Er setzte auf die verändernde Kraft der Kunst und der Frauenbewegung.
->   Marcuse-Zeittafel
Ehrenkolloquium in Berlin
Zu einem Ehrenkolloquium am Donnerstag (17.) in der Freien Universität Berlin werden die US-Menschenrechtlerin Angela Davis, seine bekannteste Schülerin, und sein Enkel Harold Marcuse erwartet. Davis will Marcuses Engagement für die Rassenintegration in den USA hervorheben, sein Enkel die jüdischen Wurzeln der Familie Marcuse, die aus Pommern stammt.
->   marcuse.org
->   Freie Universität Berlin
 
 
 
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01.01.2010