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Edward Lazear: Mitbegründer der Personalökonomik  
  Wie sind Manager zu entlohnen? Wie soll eine erfolgsabhängige Entlohnung gestaltet werden? Diese und ähnliche Fragen treiben den Ökonomen Edward Lazear um. Er ist der wissenschaftliche Leiter der diesjährigen Europäischen Wissenschaftstage in Steyr.  
Der 55-jährige Wirtschaftsprofessor an der Stanford Universität gilt als einer der Begründer eines zwischen Volks- und Betriebswirtschaft angesiedelten Zweiges der Ökonomie: der Personalökonomik. Ihr Interesse ist, herauszufinden, wie Mitarbeiter - die Humanressourcen - für die bestmögliche Leistung eines Unternehmens zu rekrutieren und zu motivieren sind.
Windschutzscheiben als Paradebeispiel
Ein Beispiel zitiert Edward Lazear immer wieder, wenn er zeigen will, womit sich die Personalökonomik beschäftigt: das einer Firma, die Windschutzscheiben einsetzt. Lazear hat das Entlohnungssystem des Unternehmens untersucht.
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Erfolg der Stück-Entlohnung
Bei einer US-amerikanischen Firma, die Windschutzscheiben einsetzt, wurde kürzlich vom alten Stundenlohnsystem auf eine Entlohnung pro fertig eingesetzter Scheibe umgestellt. Innerhalb von nur sechs Monaten ist die Produktivität der Firma daraufhin um 44 Prozent gestiegen. Zu danken war das nicht nur dem Umstand, dass der finanzielle Anreiz die Angestellten schneller arbeiten ließ. Die leistungsorientierte Entlohung sorgte außerdem dafür, dass sich grundsätzlich ambitioniertere Menschen um Jobs bei der Firma bewarben.

Nicht immer sind die Zusammenhänge aber so einfach wie in diesem Beispiel. Jüngstes Interessensgebiet Edward Lazears ist die Entlohnung von Managern.
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Erfolgsabhängige Entlohnung von Managern
Es sei eine weit verbreitete Meinung, Manager hätten nicht in ausreichendem Maße die Konsequenzen ihres unternehmerischen Handelns zu tragen.

Dabei sei erfolgsabhängige Entlohung heute schon in den meisten Unternehmen gang und gäbe, schreibt Edward Lazear - die Frage sei aber viel mehr, welche Form variabler Löhne gewählt werden sollte.

Vom Unternehmenserfolg abhängige Bonus-Zahlungen, Prämien, Beförderungen - all das sind bekannte Beispiele relativer Leistungsentlohnung. Das Neue, das Edward Lazear in seinen Forschungen postuliert, ist unter anderem, diese Faktoren in zahlenmäßige Relation zur Produktivität einer Firma zu bringen.
Konkrete Anleitungen
Die Grundaussage vieler personalökonomische Untersuchungen klingt nach Binsenweisheit: Motiviertere Mitarbeiter arbeiten besser, und besseres Arbeiten bedeutet größeren Unternehmenserfolg.

Wenig überraschend auch die Erkenntnis, das vor allem ein höherer Lohn für größere Motivation sorgt.

Wissenschaftlich untermauert scheinen diese Zusammenhänge aber nicht nur glaubhafter - die detaillierten Berechnungen ermöglichen auch sehr konkrete Anleitungen, welche Mitarbeiterfördermaßnahmen von Weiterbildung bis zu höherem Gehalt genau in welcher Situation und für welches Unternehmen am förderlichsten sind.
Umtriebiger Erforscher der Produktivität
Personalökonomische Untersuchungen liegen im Trend der Zeit, Edward Lazear haben sie zu einem international renommierten und gefragten Ökonomen gemacht.

Die Analyse der Bedingungen von Produktivität zeitigte auch bei ihm reichen Ertrag: über einhundert Publikationen und mehrere Bücher zum Thema finden sich auf seiner Publikationsliste.

Neben seiner Professur an der Stanford Universität lehrt er an der Hoover Institution und ist Research Associate des National Bureau of Economic Research der USA.

Dazu kamen im Lauf der vergangenen Jahre zahlreiche Gastprofessuren in Wien, Jerusalem, Paris und Deutschland sowie Vorträge in Frankreich, den Niederlanden, England und Spanien. Die niederländische Regierung hat Lazear außerdem bei der Reorganisation des Pensionssystems beraten.
Gewinnender Vortragender
Indiz für grundsätzlich anregende Vorträge ist eine Auszeichnung der Doktoratsstudenten der Stanford Universität. Sie haben Edward Lazear im Jahr 200 den "PhD Faculty Distinguished Service" Preis zuerkannt:

Für seinen Unterricht und seine "Offenheit gegenüber neuen Ideen und Bereitschaft, seine Studenten neue Forschungsprojekte beginnen zu lassen, die auch weitab vom Mainstream und von Lazears eigenen Forschungsfeldern sein können".

Edward Lazear eröffnet die Open Conference der Europäischen Wissenschaftsstage Steyr 2003 am 17. Juli ab 9 Uhr 30 mit seinem Vortrag.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
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Europäische Wissenschaftstage Steyr 2003
Die europäischen Wissenschaftstage Steyr 2003 zum Thema ¿Arbeit, Lohn und Leistung. Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität¿ finden von 13. bis 18. Juli statt. Die öffentlichen Vorträge werden am 17. und 18. Juli im Museum Arbeitswelt in Steyr gehalten.
->   Nähere Informationen unter www.ewts.at
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->   Edward Lazear Homepage
 
 
 
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01.01.2010