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Symbiose: Galaxien und Schwarze Löcher  
  Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hat eine überraschende Entdeckung gemacht: Schwarze Löcher und ihre "Wirts-Galaxien" wachsen gemeinsam und bilden dadurch eine Art symbiotische Beziehung.  
Über ihre Entdeckung berichteten die Forscher des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in Garching und der Johns Hopkins University im Fachmagazin auf der derzeit stattfindenden Hauptversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Sydney.
Symbiotische Beziehung bei Entstehung und Wachstum
Damit sei es den Wissenschaftlern gelungen, ein lang gesuchtes Puzzlestück zu finden, das nun Galaxien und Schwarze Löcher miteinander verbindet, wie das Max-Planck-Instituts für Astrophysik in einer Aussendung mitteilte.

Ihre Entstehung und ihr Wachstum treten demnach immer zusammen auf und bilden dadurch eine Art symbiotischer Beziehung. Die Forscher werteten für ihre Untersuchung Daten von mehr als 120.000 Galaxien aus.

Dabei zeigten mehr als 20.000 der vom Sloan Digital Sky Survey (SDSS) beobachteten Galaxien charakteristische Spektralindizien sowohl für das Wachstum des Schwarzen Lochs als auch für die Entstehung von vielen jungen Sternen.
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Jede große Galaxie beherbergt ein Schwarzes Loch
Eine der bemerkenswertesten Entdeckungen der letzten Jahre war die Erkenntnis, dass jede große Galaxie in unserem Universum in ihrem Zentrum ein massereiches Schwarzes Loch beherbergt, mehrere Millionen mal schwerer als die Sonne. Diese Schwarzen Löcher sind aktiv und dadurch sichtbar, solange neue Materie in sie hineinfällt. Zudem ist in den letzten Jahren klargeworden, dass zwischen der Masse eines Schwarzen Lochs und der der Galaxie, in die es eingebettet ist, ein enger Zusammenhang besteht. Die Entstehung eines Schwarzen Lochs muss also eng mit der seiner Galaxie verbunden sein.
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Bislang: Verbindung unklar
Bisher war nicht klar, welche Verbindung tatsächlich zwischen Schwarzen Löchern und ihren "Wirts-Galaxien" besteht: Kontrolliert das Schwarze Loch das Anwachsen seiner Muttergalaxie, oder bremst umgekehrt die Galaxie das Wachstum des Schwarzen Lochs?

Oder wachsen etwa Schwarzes Loch und Galaxie gemeinsam in einer Art symbiotischen Beziehung? Eine Antwort auf diese Fragen war nur durch die sorgfältige Analyse einer sehr großen Zahl von Galaxien zu finden.
Mehr junge Sterne bei schnellerem Loch-Wachstum
Das Anwachsen Schwarzer Löcher in Galaxienkernen ist durch die charakteristische Strahlung einfallender Materie nachweisbar. Die Forscher haben nun die Daten des Sloan Digital Sky Survey dazu genutzt, um das Anwachsen Schwarzer Löcher und ihrer Galaxien in unserer kosmischen Nachbarschaft zu untersuchen.

Die Beobachtungen zeigten demnach einen direkten Zusammenhang: Je schneller das Wachstum des Schwarzen Lochs, desto größer der Anteil junger Sterne in der Galaxie. Beide - das Schwarze Loch wie die Galaxie - wachsen also zusammen.
"Wie bei der Henne und dem Ei"
"Wir haben für diesen Befund noch kein gutes theoretisches Verständnis" kommentiert Simon White, Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik, die Resultate der Wissenschaftler.

"Im Moment scheint es so, als könnte man bei Schwarzen Löchern und Galaxien, wie bei der Frage nach der Henne und dem Ei, nicht sagen, wer zuerst kam. Jeder ist notwendig für den anderen."

Und er fügt hinzu: "Nur weitere theoretische Arbeiten und zusätzliche Beobachtungen können diese These überzeugend bestätigen."
->   Max-Planck-Institut für Astrophysik
->   Sloan Digital Sky Survey (SDSS)
Mehr zum Thema Schwarze Löcher in science.ORF.at:
->   Schwarze Löcher: Erster Blick auf Staubringe (2.7.03)
->   Doppelsystem: Schwarze Löcher tanzen Walzer (22.5.03)
->   Neues zum Schwarzen Loch im Milchstraßen-Zentrum (18.2.03)
 
 
 
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01.01.2010