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Metalle als Tumor-Stopper  
  Wer sich einen Platin-Ring ansteckt, sollte sich bewusst sein: Das Metall schmückt nicht nur, es heilt auch. Denn Platinverbindungen hemmen die Tumorbildung. Ein Wiener Chemiker hat nun - gefördert vom Wissenschaftsfonds (FWF) - neue Verbindungen entwickelt, die in Kürze klinisch getestet werden.  
In der modernen Krebstherapie gehören Platinverbindungen zu den am meisten verabreichten Therapeutika. Einige davon bewirken nicht nur eine Hemmung der Tumorbildung, sondern können bestimmte Krebsarten auch heilen - beispielsweise Hodenkrebs bei jungen Männern im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.

Tumorhemmende Wirkungen, speziell bei Darmtumoren, werden aber auch mit Rutheniumverbindungen erzielt. Bernhard Keppler vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Wien hat neue Arten dieser Verbindungen entwickelt, die in den nächsten Monaten klinisch erprobt werden.
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Platin
Platin (von span. platina "Silberkörnchen") ist ein chemisches Element (Abkürzung: Pt) und der Hauptvertreter der Platinmetalle. Es ist ein grauweißes, dehnbares Metall, das an der Luft und gegen nichtoxidierende Säuren beständig ist. Platin wurde erstmals 1750 von R. Watson als neues Metall beschrieben. In Legierungen mit anderen Platinmetallen war es schon früher bekannt. Platin wird in der Schmuckindustrie, für chemische Laborgeräte, elektronische Kontakte und Thermometer, Elektroden, für korrosionsbeständige Apparateteile, in der Raum- und Luftfahrtindustrie und in feinverteilten Zustand als Katalysator verwendet. Der Einsatz von Platinverbindungen in der Medizin ist ein relativ neues Anwendungsgebiet.
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Neue Platinverbindungen gegen Krebs
Bei jungen Männern im Alter zwischen 25 und 35 Jahren ist Hodenkrebs eine der häufigsten Tumorarten. Dieser Krebs ist heute heilbar - dank spezieller Platinverbindungen.

Heilung bzw. tumorhemmende Wirkung versprechen mittlerweile auch einige neue Arten von Platinverbindungen, die der Chemiker Bernhard Keppler im Rahmen eines FWF-Projektes synthetisiert und nach ihren tumorhemmenden Eigenschaften und Wirkmechanismen charakterisiert hat.
Gezielte Wirkung am Tumor
Es ist ihm gelungen, diese neuen Verbindungen an bestimmte Trägermoleküle wie Peptide oder Proteine zu binden. Diese transportieren den Wirkstoff genau an bestimmte Stellen im Organismus, wo die Wirkung sich daraufhin gezielt entfalten kann.

"Bringen wir unsere Platinverbindungen etwa auf Träger-Moleküle auf, die sie direkt an die Knochenoberfläche transportieren, können wir somit selektiv Knochentumore bzw. -metastasen behandeln. Durch den Kontakt mit der Knochenoberfläche wird die zytotoxische Verbindung überhaupt erst aktiviert, d.h. die Verbindung ist weitgehend untoxisch auf ihrem Weg durch den Körper, bis sie in den Knochen kommt, sie entfaltet erst dort die tumorhemmende Wirkung", erklärt der Wissenschaftler.
Trojanisches Pferd Ruthenium
Bei Rutheniumverbindungen funktioniert die Methodik ähnlich. Die Ruthenium-Metallkomplexe werden anstelle des "normalen" Eisens in das Eisen-Transportprotein des Blutes eingeschleust. Diese Proteine transportieren Eisen dorthin im Körper, wo es benötigt wird. Tumore im Darm etwa haben einen hohen Bedarf an Eisen.

Durch das Transportprotein wird das Ruthenium in den Tumorbereich gebracht, wo es seine zytotoxische Aktivität entfaltet. Das Transportprotein Transferrin wirkt hier wie ein Trojanisches Pferd und bringt dem Tumor, der eigentlich Eisen benötigt, das Ruthenium.
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Ruthenium
Ruthenium (mlat. Ruthenia "Rußland") ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Platinmetalle (Abkürzung: Ru), das 1844 von dem russischen Chemiker K. Klaus entdeckt worden ist. Ruthenium ist das seltenste der Platinmetalle und kommt stets mit diesen vor. Es ist ein grau-weißes, hartes, sprödes Metall, das nur von Königswasser angegriffen wird. Ruthenium dient als Legierungszusatz für Platin, Palladium und andere Metalle.
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"Mit diesen Verbindungen können wir gezielt auch große Tumore erreichen und erfolgreich behandeln", erläutert Keppler. "Gerade bei Darmtumoren sind unsere Ruthenium-Verbindungen in den bisherigen Tests bedeutend besser wirksam als die klinisch eingesetzten Therapeutika. Diese Wirkung soll in Kürze anhand von klinischen Tests nachgewiesen werden."

Darüber hinaus werden in Kepplers Arbeitsgruppe auch Galliumverbindungen untersucht, die eine synergistische Wirkung mit etablierten Tumortherapeutika haben, und zwar durch die Interaktion dieser Metallkomplexe mit eisenhaltigen zellständigen Enzymen. Damit wird die Zelle für die Tumortherapie sensibilisiert.
->   Institut für Anorganische Chemie, Universität Wien
->   FWF
 
 
 
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01.01.2010