News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Bittere Mahlzeit macht Hummeln gewissenhafter  
  Auch bei Hummeln gibt es Pedanten und eher schlampige Tiere. Die sorgfältigen Tiere lassen sich bei der Futtersuche Zeit und wählen mit hoher Präzision geeignete Nahrungsquellen aus. Dagegen eilen schlampige Hummeln schnell von Blüte zu Blüte und machen dabei viele Fehler. Allerdings können die Hummeln durch eine "Bestrafung" in Form von bitteren Mahlzeiten zu mehr Sorgfalt gebracht werden.  
Fiola Bock und Lars Chittka von der Uni Würzburg berichten über die gewonnenen Erkenntnisse in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
...
Die Studie ist unter dem Titel "Bees trade off foraging speed for accuracy" in "Nature" (Bd. 424, Seite 388, Ausgabe vom 24. Juli 2003) erschienen.
->   Original-Artikel (kostenpflichtig)
...
Markierte Hummeln und virtuelle Blumenwiese
Für ihre Experimente haben die Forscher von der Bienengruppe des Würzburger Biozentrums individuell markierte Hummeln und eine virtuelle Blumenwiese benutzt:

Auf eine Wand aus Plexiglas projizierten sie verschiedenfarbige Kreise (Blüten) und platzierten in deren Mitte kleine Näpfe mit Flüssigkeiten (Nektar). Bei der Farbe dunkelblau erhielten die Hummeln eine nahrhafte Zuckerlösung, bei Hellblau zunächst nur einfaches Wasser.
Schlechte Quote dank schlampiger Hummeln
Auf diese Weise lernten die Insekten, dass sie in den dunkelblauen "Blüten" Futter finden und bei den anderen leer ausgehen. Trotzdem führten insgesamt nur 62 Prozent aller Anflüge zu den Zuckertöpfen. Diese schlechte Quote rührte daher, dass manche Hummeln ihre Sammelflüge schlampig durchführten und oft auch die Wassernäpfe ansteuerten.
Erst Chinin ändert das Bild
Das Bild änderte sich allerdings, als die Wissenschaftler die hellblauen Farbkreise nicht mehr mit Wasser, sondern mit einer Chinin-Lösung befüllten.

Chinin ist ein farb- und geruchloser, bitter schmeckender Naturstoff, der zum Beispiel für Limonaden wie Tonic Water verwendet wird. Die Hummeln verabscheuen ihn wegen seines Geschmacks, wurden beim Experiment also bestraft, wenn sie eine hellblaue Blüte aufsuchten.
Neues Ergebnis: Höhere Trefferquote
Ergebnis: Statt nur 62 führten plötzlich 83 Prozent der Anflüge zu den "richtigen" Blüten. Um den bitteren Stoff zu vermeiden, gingen die Hummeln bei der Nahrungssuche nun wesentlich gewissenhafter und mit mehr Zeitaufwand zu Werke.

Als die Biologen das Chinin jedoch wieder durch Wasser ersetzten, war es mit der erhöhten Sorgfalt zu Ende und die Hummeln fielen in ihre alten Gewohnheiten zurück.
Auch Zeit spielt eine Rolle
Die Würzburger Forscher plädieren deshalb dafür, dass zukünftig bei Experimenten zur Unterscheidungsfähigkeit von Tieren auch die Zeit einbezogen werden sollte, welche die Tiere für die Aufgaben benötigen.
->   Biozentrum der Universität Würzburg
Mehr zu Hummeln und Bienen in science.ORF.at:
->   Bienen: Temperatur entscheidet über ihre Klugheit (20.5.03)
->   Neue Erkenntnisse zur "Tanzsprache" der Bienen (17.1.02)
->   Warum Hummeln bummeln (27.4.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010