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Omega 3-Fettsäuren: Robbenöl als Quelle?  
  Omega 3-Fettsäuren können laut wissenschaftlichen Studien das Herz-Kreislaufsystem schützen. Enthalten sind sie etwa in Meeres-Fischöl - doch eine bessere Quelle stellen offenbar Robben dar.  
Die gesunden Fette, die u.a. die schlechten Triglyceridwerte im Blut zu senken vermögen, sind vor allem in Form von Meeres-Fischöl populär geworden. Wie es scheint, gibt es aber eine noch bessere Quelle für reinere, leichter verdauliche und effektivere Omega 3-Fettsäuren: Robben.

Darauf hat Bud Hulan von der Universität von Neufundland (Kanada) und Gastprofessor am Institut für Ernährung der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit der APA verwiesen.
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Wie Omega-3-Fettsäuren das Herz schützen
Seit langem ist bekannt, dass Omega-3-Fettsäuren einen "Herzschutz" darstellen. Dazu Hermann Toplak, Leiter der Stoffwechselambulanz an der Medizinischen Universitätsklinik in Graz: "Wir gehen davon aus, dass Fischöle direkt vor einem Infarktereignis schützen, indem sie die (Blut-)Plättchen-Zusammenballung hemmen und so die Gefäße frei halten. Außerdem wird diesen Ölen eine Wirkung gegen Arrhythmien zugeschrieben."
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"Arktisches Omega 3-Robbenöl"
Fischöl senkt offenbar vor allem die Triglyceridwerte im Blut. Daher die Ernährungsempfehlung, fetten Seefisch wie Lachs oder Makrele verstärkt in die Speisepläne einzubauen oder Fischöl-Kapseln zu schlucken.

Aber laut Hulan gibt es noch Besseres als "Fischöl", nämlich das aus der fünf bis sechs Zentimeter dicken Fettschicht von ausgewachsenen Robben gewonnene "arktische Omega 3-Robbenöl".
Entscheidende Unterschiede in chemischer Struktur
Die chemische Struktur der Trigylceride weise entscheidende Unterschiede auf: Die Omega 3-Fettsäuren seien bei Fischöl an Bindung 2 angehängt, bei Robbenöl an den Bindungen 1 und 3.

Das Enzym Lipase könne aber Fettsäuren aus Position 2 nicht abspalten, sondern nur aus 1 und 3 - die Omega 3-Fettsäuren werden daher aus Robbenöl wesentlich leichter in die Verdauung übergeführt.
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Robbenpopulation "explodiert"
Robben als "Quelle" für Omega 3-Öl zu verwenden, bedeutet im Klartext: Robben töten. Aber, so betont Bud Hulan aus Neufundland (Kanada): "Für die Robbenölproduktion werden nur ausgewachsene, alte Tiere herangezogen, natürlich keine Jungtiere. Und es ist zur Kontrolle der Population absolut nötig, die Bestände zu dezimieren - eigentlich viel stärker, als es derzeit der Fall ist." Denn laut Hulan ist die Situation dramatisch geworden: "Der nordische Kabeljau ist 'verschwunden'. Es ist absolut unzweifelhaft, dass die explosionsartige Ausbreitung der Robben - neben der Überfischung - dafür verantwortlich ist." Mittlerweile gibt es laut Expertenschätzungen rund acht Millionen Robben, trotz kontrollierter Jagd auf maximal 275.000 pro Jahr.
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Robbenöl enthält auch DPA
Zudem ist Robbenöl dem Experten zufolge nicht nur reich an den Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) - wie Fischöl auch -, sondern vor allem an DPA (Docosapentaebsäure).

"Lachsöl hat nur einen DPA-Anteil von zwei Prozent, Robbenöl deutlich mehr", so Hulan. Laut japanischen Forschungen repariert aber gerade DPA "Wunden" in den Arterien, was die Herzinfarktgefahr senkt, indem sie tendenziell verhindert, dass sich Cholesterin an den Innenwänden anlegt. Der Fachmann: "DPA reduziert die Thrombosegefahr durch Blutgerinnsel."
Deutlich geringerer Anteil an Cholesterin
Überdies weist Robbenöl mit 0,05 bis 0,07 Prozent einen deutlich geringeren Anteil an Cholesterin auf als Fischöl (0,7 bis 1,7 Prozent).

Im Moment gibt es "arktisches Robbenöl" höchster Qualität allerdings laut Hulan außer in Nordamerika nur in einigen europäischen Staaten zu kaufen: nicht in Österreich, dafür in Italien, Spanien, Portugal, Kroatien und Teilen Frankreichs. Das Produkt ist im Vergleich zu Fischöl auch teurer.
Reineres Öl und geschmacksneutral
Hulan: "Es ist aber auch reiner. Robbenöl wird ausschließlich aus der Fettschicht der Tiere gewonnen, Fischöl dagegen aus ganzen Tieren oder Fangabfällen extrahiert. Rest-Spuren von Blut, Gräten und Haut sind da unvermeidlich.

Immer wenn Blut im Spiel sei, gebe es aber das Problem der Auto-Oxidation. "Fischöl wird daher schnell kaputt bzw. ranzig", so der Fachmann. Robbenöl enthalte überdies Vitamin E und schmecke absolut neutral, während Fischöl an Gaumen und Nase sehr intensiv seine Herkunft preisgebe.
->   Memorial University of Newfoundland
->   Institut für Ernährung der Veterinärmedizinischen Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010