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WHO: Kampf gegen Kinderlähmung geht weiter  
  Mit einer groß angelegten Impfaktion gegen die Kinderlähmung möchte der neue Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Jong Wook Lee, die Krankheit endgültig weltweit ausrotten.  
Von Ende August bis Dezember sollten in den hauptsächlich betroffenen Ländern insgesamt 175 Millionen Kinder geimpft werden, sagte der Südkoreaner Lee am Dienstag in Genf.

Das Erreichen des Ziels hänge vom Erfolg dieser Kampagne in Indien, Nigeria, Pakistan und Ägypten ab. In diesen Ländern würden 99 Prozent aller neuen Fälle weltweit gezählt, erläuterte Lee. Ferner seien Afghanistan, Niger und Somalia betroffen.
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Polio: Akute und hoch ansteckende Virusinfektion
Kinderlähmung oder Poliomyelitis (kurz Polio) ist eine akute Virusinfektion mit Beteiligung des zentralen Nervensystems. Die Viren gelangen über den Mund in den Körper und dringen später in das Nervensystem ein. Sie können innerhalb von Stunden vollständige Lähmungen auslösen. Die Anfangssymptome sind Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen sowie ein steifes Genick und Gliederschmerzen. Nach Angaben der WHO führt eine von 200 Infektionen zur Lähmung, zumeist in den Beinen. Von den gelähmten Patienten stirbt fast jeder zehnte an Störungen der Atemmuskulatur.

Vor Einführung des ersten Impfstoffes - entwickelt von dem US-Bakteriologen Jonas Edward Salk - erkrankten in Europa nach Schätzung des Kinderhilfswerkes UNICEF jährlich rund 30 000 Kinder an Polio. In Deutschland wurden nach Auskunft des Robert Koch-Instituts beispielsweise 1938 noch knapp 5.400 neue Fälle registriert. Seit 1988 die erste weltumspannende Anti-Polio-Initiative startete, sank die Zahl der Infizierten um ganze 99 Prozent.
->   Robert Koch Institut: Steckbrief Polio
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Virus immer wieder neu verbreitet
"Ich möchte, dass diese Krankheit ein für alle Mal verschwindet", betonte der WHO- Generaldirektor. Lee ernannte den SARS-Experten David Heymann zum zuständigen WHO-Spezialisten für die Ausrottung der Kinderlähmung.

Von den betroffenen Ländern werde das Virus immer wieder neu verbreitet, erläuterte Heymann. Sorge bereiteten der WHO unter anderem die neuen Fälle in Indien. Im Januar sei erstmals seit zehn Jahren wieder ein Kind im Libanon an Kinderlähmung erkrankt. Das Virus sei von Indien gekommen.

Außerdem habe sich der Erreger in den vergangenen zwölf Monaten von Nigeria auf Nachbarländer ausgebreitet, die bereits als frei von Kinderlähmung galten.
Infrastruktur als Problem bei Impfkampagne
Probleme bei der neuen Impfkampagne bereite vor allem die Infrastruktur der betroffenen Länder, hieß es weiter. Es sei sehr schwierig, an jedes einzelne Kind heranzukommen.

Die WHO hatte das Programm zur Austrottung der Kinderlähmung 1988 gestartet. Mittlerweile ist die Zahl der Länder, in denen noch Kinderlähmung auftritt, von 125 auf sieben gesunken. Erst Mitte vergangenen Jahres hatte die Organisation die Krankheit in Europa für besiegt erklärt.
->   WHO: www.polioeradication.org
->   WHO-Weltkarte der Polioverbreitungsgebiete
->   Alles zum Stichwort Polio in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010