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Bienen-Krankheiten: Testverfahren ermittelt Resistenz  
  Bienenzüchter können aufatmen: Gegen eine tödliche Krankheit bei Honigbienen wurde nun mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds (FWF) ein Testverfahren entwickelt, das die Wahl höher resistenter Bienenvölker für die Zucht erleichtert.  
Den ZoologInnen Karl Crailsheim und Ulrike Riessberger-Gallé vom Grazer Institut für Zoologie ist es im Zuge ihres
Forschungsprojekts "Resistenzmechanismen der Honigbiene gegen die amerikanische Faulbrut" gelungen, eine standardisierte Methode zu entwickeln, mit deren Hilfe der Grad der Resistenz von Larven bestimmter Bienenvölker schnell innerhalb weniger Tage getestet werden kann.

Bislang war ein Zuchterfolg in bezug auf die Resistenz gegen die "Amerikanische Faulbrut" nur in langwierigen Feld- und Laborversuchen möglich.
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Weltweit verbreitete Bieneninfektion
Die Amerikanische Faulbrut ist eine weltweit verbreitete hochinfektiöse Erkrankung der Bienenbrut, hervorgerufen durch das sporenbildende Bakterium "Paenibacillus larvae larvae". Die Sporen sind infektiös: Werden sie an Larven verfüttert, so keimen sie im larvalen Darm zu Stäbchen aus. Diese vegetative, begeißelte Form durchdringt die Darmwand und gelangt so in den Körper. Hier kommt es zu einer rapiden Vermehrung des Erregers, die zum Tod der Larve führt. Die ehemals weiße Larve verwandelt sich in eine zähe braune Masse. In diesem Stadium bildet das Bakterium wieder Sporen, die bei der Reinigung der Brutzellen von erwachsenen Bienen aufgenommen und auf andere Larven übertragen werden können. Gelangt eine Biene oder Bienenprodukte in ein "fremdes" Volk kann die Krankheit übertragen werden. Für den Menschen ist "Paenibacillus larvae larvae" ungefährlich.
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Spezifische Substanzen entscheidend
Das Prinzip der neuen Analysemethode beruht auf früheren
Forschungserkenntnissen über bestimmte Substanzen, die in der Darmregion der Honigbienen gefunden worden sind und eine wachstumshemmende Wirkung auf die Bakterienkulturen aufweisen. "In ein Teströhrchen, das mit einem flüssigen Medium gefüllt und mit den P. larvae larvae-Bakterien beimpft ist, werden Extrakte aus Larven und den Därmen erwachsener Bienen gegeben", erläutert der Zoologe Crailsheim das Testverfahren.

"Nach der Inkubation wird die Trübung des flüssigen Mediums als Maß für das Bakterienwachstum bestimmt."
Mit der Methode konnte unter anderem gezeigt werden, dass ausgewachsene Bienen wegen einer oder mehrerer solcher Substanzen im Darm gegen die Krankheit immun sind.
Kein Schaden bei Vorhandensein hemmenden Substanzen
Aufgenommen Sporen von P.larvae larvae entfalten in Anwesenheit dieser hemmenden Substanzen keine schädigende Wirkung", erklärt der Wissenschaftler weiter. Jungen Larven hingegen haben noch keine und nur sehr geringe Mengen dieser Substanzen und erkranken daher sehr leicht. Mit zunehmenden Alter nimmt ihre Resistenz zu.
Resistenz setzt unterschiedlich früh ein
Erste Versuchsergebnisse lassen vermuten, dass die Entstehung der Resistenz - als Parameter gilt die Stärke der Hemmwirkung auf die Bakterien - bei den verschiedenen Bienenvölkern unterschiedliche früh einsetzt. "Das schnelle Testverfahren ermöglicht nun, jene Bienenvölker mit hoher Resistenz gegen die Amerikanische Faulbrut zu finden", so Crailsheim.

"Dies wäre eine enorme Erleichterung bei der Auswahl der Bienen für die Zucht." Der Einsatz von Antibiotika zur Bekämpfung von bakteriellen Erkrankungen bei Bienen ist nämlich in den meisten europäischen Staaten - so auch in Österreich - verboten. Es bestehen nicht nur toxikologische Risiken für die Bienen, sondern auch - ähnlich wie beim Schweinefleisch - die Gefahr der Antibiotika-Kontamination von Honig und seinen kommerziellen Produkten.
Ursprung der bakterienhemmenden Substanz?
Nachdem die beiden Grazer Zoologen je nach dem Entwicklungsstadium unterschiedliche Resistenzen in Larven und erwachsenen Bienen nachweisen konnten, stellt sich für das Forschungsteam nun die Frage, woher die bakterienhemmende Substanz stammt. Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass diese in den Därmen der Bienen produziert werden. Weitere Untersuchungen sollen darüber Aufschluss geben.

Eva Maria Gruber, Universum Magazin
->   Institut für Zoologie der Universität Graz
->   FWF- Fonds zur Förderung der Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010