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Ursprünge des Drei-Farben-Sehens  
  Mit der Fähigkeit Rot, Grün und Blau zu sehen machten Primaten wie Urahnen des Menschen einen großen evolutionären Sprung vorwärts. Forscher haben jetzt die genaue Ursache für das Drei-Farben-Sehen entschlüsselt und eine alte Theorie damit widerlegt.  
Eine Studie im Kibale-Nationalpark beobachtete Schimpansen und Mantelaffen bei der Nahrungsbeschaffung. Deutlich wurde dabei, dass die Fähigkeit zur Rot-Grün Unterscheidung den Tieren half, zwischen den grünen Pflanzen die frischen, rötlichen Blätter zu finden. So nachzulesen in der neuesten Ausgabe von "Nature".
Eine Wissenschaftstheorie ist widerlegt
Nathaniel Dominy und Peter Lucas von der Universität Hong Kong widerlegten mit diesen Ergebnissen eine hundertjährige Theorie. Die besagt, dass das sogenannte trichromatische Sehen - die Fähigkeit rot, grün und gelb/blau zu unterscheiden - in der Evolution entstand, um die reifsten Früchte ausfindig zu machen. Tatsächlich geht es jedoch um die Blätter.
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Nur wenige Säugetiere, einschließlich des Menschen und anderer Primaten sowie Fische, Amphibien und einige Vögel sind in der Lage, das volle Farbspektrum zu erkennen. Verantwortlich für das Farbsehen sind die Zapfen auf der Netzhaut des Auges. Diese Sinneszellen können Licht in unterschiedlicher Wellenlänge wahrnehmen: und zwar in rot, grün und blau. Aus diesen drei Farben setzt das Gehirn dann die gesamte bunte Vielfalt zusammen.
->   Kibale Forest National Park in Uganda
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Farben bestimmen die Nahrungsaufnahme (Affenbild)
 


Peter Lucas und Nathaniel Dominy untersuchten in ihrer Studie im Kibale National Park in Uganda, wie die Farbwahrnehmung der Tiere deren Nahrungsaufnahme beeinflusst.

Die beiden Wissenschaftler von der Universität Hongkong fanden heraus, dass den Affen bei ihrer Suche nach Früchten die bichromantische Wahrnehmung mit zwei Farben vollkommen genügte.

Um jedoch die nahrhaftesten leicht rötlichen Blätter zu bekommen, brauchten die Affen eine sichere Rot-Grün-Unterscheidung. "Wer über die Fähigkeit der Rot-Grün-Unterscheidung verfügt, wird dafür von der Natur reichlich entlohnt", erklärt Peter Lucas: "Bei den rötlichen Blättern handelt es sich nämlich um die zarten, jungen Blätter, die besonders nährstoffreich und leicht verdaulich sind."
Farbsinneszellen sicherten das Überleben
Die beiden Wissenschaftler Lucas und Dominy glauben, dass die Fähigkeit der Rot-Grün Unterscheidung unseren Urahnen einen großen Überlebensvorteil sicherte. Der scheint unter den Menschen immer mehr zu schwinden. Während nur knapp drei Prozent der Affen eine Rot-Grün-Schwäche aufweisen sind es bei Männern über acht Prozent. Nathaniel Dominy führt das auf den nachlassenden Selektionsdruck zurück: "Vielleicht hängt er damit zusammen, dass wir seit langer Zeit nicht mehr im Wald auf Blättersuche sind".

(red)
->   Universität Hongkong
->   Nature
 
 
 
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01.01.2010