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Sommerhitze: Gewinner und Verlierer im Tierreich  
  Hitze und Trockenheit machen nicht nur dem Menschen zu schaffen, sondern auch vielen Tieren. In Deutschland klagt man beispielsweise über massenhaftes Aalsterben in Rhein und Bodensee. Insekten wiederum scheinen von der Hitze zu profitieren: Ein Bericht über einige Anpassungskünstler und Hitzeopfer im Tierreich.  
Wasservögel auf dem Trockenen
Am Neusiedlersee sind im Seewinkel viele der Lacken ausgetrocknet, ebenso wie Tümpel in anderen Regionen. Das macht vielen Vogelarten zu schaffen: Bruchwasserläufern zum Beispiel, die auf dem Durchzug nach Süden in den Feuchtgebieten Rast machen, erklärte Andreas Ranner von Birdlife Österreich im ORF-Radio:

"Wenn solche kleinen Feuchtgebiete jetzt infolge der Hitze und Trockenheit austrocknen, dann kann es sein, dass für Wasservögel ein Versorgungsengpass entsteht und sie dann unter Umständen Probleme haben, Energie für die weitere Flugstrecke aufzutanken."
->   Birdlife
Fischen fehlt Sauerstoff
Wenn der Wasserstand in Teichen und Flusszuläufen sinkt, nehmen auch andere Tiere Schaden: Unken, Frösche und Fische. Die Auswirkungen von Hitze und Trockenheit seien gravierend, klagt der Verband österreichischer Forellenzüchter im Ö1-Mittagsjournal.

Regenbogenforelle, Bachforelle oder Saibling vertragen Wasser jenseits der 20 Grad nicht, sagt Obmann Johann Kölbl. Sauerstoff müsse in Form von Luft oder Flüssigsauerstoff zugefügt werden, damit die Forellen nicht ersticken.

Von toten Forellen ist dem Verband aber nichts bekannt. Füttern könne man die Tiere bei der Hitze auch nicht mehr so üppig. Der Schaden bei den Forellenzüchtern gehe aufgrund der Hitze in die Millionen-Euro-Beträge, so Verbandsobmann Kölbl.
->   ORF-ON: Fischrettungsaktionen in einigen Flüssen
Störche passen sich an
Anderen Tieren kann dieser Sommer weniger anhaben. Zum Beispiel den Störchen, so Andreas Ranner von Birdlife: Die Hitze habe wenig Auswirkungen auf den Bestand der Störche.

Zum einen sei die Brutzeit nämlich abgeschlossen, zum anderen würden die Vögel von dem reichhaltigen Angebot an Mücken und Heuschrecken profitieren. Störche können sich außerdem anpassen. Zum Beispiel hecheln sie, um sich Kühlung zu verschaffen, sagte Andreas Ranner auf Ö1.
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Kühlung durch Kot auf den Beinen
"Die zweite Möglichkeit ist ein Spezifikum des Weißstorchs, das man in Mitteleuropa nur dann erlebt, wenn es so heiß ist wie jetzt. An sich kennt man dieses Verhalten nur aus Afrika, aus den afrikanischen Winterquartieren der Weißstörche. Und zwar spritzen sich die Störche ganz gezielt ihren flüssigen Kot auf die Beine, dort verdunstet er und entzieht so dem Blut Verdunstungswärme. Die Beine der Störche werden mit der Zeit weiß.¿
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Lebhaftere Insekten
Heuschrecken, Bienen und Wespen scheinen in der Hitze aufzuleben. Die Ökologin Pamela Zolda vom Institut für Ökologie und Naturschutz der Uni Wien meinte im Mittagsjournal:

"Zum einen können sich die Insekten bei höheren Temperaturen generell gut entwickeln. Zum anderen sind sie aber auch mobiler: Die Insekten können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren, sondern sie sind von der Außentemperatur abhängig. Je wärmer, desto bewegungsfreudiger sind Insekten."

Und weil sich Insekten mehr bewegen, entstehe der Eindruck, sie seien auch zahlenmäßig mehr, so die Ökologon Zolda.
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Fremde Arten siedeln sich an
Abgesehen von den hohen Temperaturen der vergangenen Tage: Aufgrund des Klimawandels können sich Insekten aus den Mittelmeerländern auch bei uns etablieren, zum Beispiel die Sägeschrecke, so die Ökologin Zolda.
->   Universität Wien, Institut für Ökologie und Naturschutz
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Kühe im Hitzestress
Die Gluthitze ist auch für Kühe gefährlich: Derzeit häufen sich Lungenentzündungen und Sommergrippe bei Rindern, sagt der Tiermediziner Peter Zieger aus dem Vogelsberg gegenüber der deutschen Presseagentur. "Rinder sollten jetzt nur nachts auf die Weide".

Auf die Hitze könnten sich die Tiere nicht einstellen, ihr Organismus werde geschwächt und sie seien anfälliger gegen Krankheiten. Durch Hecheln verschaffen sich Rinder ein wenig Kühlung - dieses Verhalten könne aber auch ein Zeichen von Fieber sein, so der Veterinär.
Appetitlose Schweine, legefaule Hennen
Für Schweine gibt es nach Darstellung von Landwirten weniger Gesundheitsprobleme, denn die meisten von ihnen werden ohnehin im gut gelüfteten Stall gehalten und sind nicht der prallen Sonne ausgesetzt. Nach einem Bericht der deutsche Presseagentur haben Schweine bei Hitze allerdings weniger Appetit.

Legehennen reagieren auf die Hitze, indem sie weniger und kleinere Eier legen. Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn hat sich seit Beginn der Hitzeperiode das Angebot an Eiern der Größe XL deutlich verringert. Allerdings sei auch die Nachfrage nach Eiern derzeit gering.
Hitze gut für Hasen, schlecht für Unken
Bei einigen Tierarten wurde ein starker Rückgang beobachtet, teilte das bayrische Umweltministerium in München Ende Juli mit. So ging die Zahl der brütenden Uferschnepfen-Paare an Altmühl und Donau um zwei Drittel zurück.

Kaum Nachwuchs hat in diesem Jahr auch die Gelbbauchunke, da Pfützen und kleine Gewässer mitsamt den Unken-Kaulquappen ausgetrocknet sind. Bei den Fischarten musste die in Gebirgsbächen lebende Schmerle einen Teil ihres Lebensraums einbüßen.

Die Hitze lässt dagegen Hasen, Schmetterlinge und manch andere Insektenarten gut gedeihen. Erholt haben sich Heuschrecken, Distelfalter, Apollofalter und der vom Aussterben bedrohte Maivogel. Trocken mögen es auch die Feldhasen. Vielen Junghasen habe das warme Frühjahr das Leben gerettet, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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01.01.2010