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Verdorbene Lebensmittel: Verpackung gibt Alarm  
  Eine Plastikverpackung, die Alarm "schlägt", wenn Lebensmittel verderben, haben kanadische Biochemiker entwickelt: Unsichtbare Antikörper reagieren dabei auf Bakterien - und sollen verlässlicher sein, als das klassische Haltbarkeitsdatum.  
"Wir bringen unsichtbare Antikörper auf den Kunststoff auf, die deutlich signalisieren, wenn beispielsweise Listerien, Salmonellen, E. coli-Bakterien oder Campylobacter 'wachsen'", erläutert Dr. T. Edward Petroff von der Firma Toxin Alert in Toronto.

"Im Fall der Fälle erscheint beispielsweise statt blauer Punkte, die wir auf unseren Verpackungen mit dem Namen 'Toxin Guard' haben, ein deutliches 'X'."
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Pseudomonas-Bakterien als "Wächter" im Plastik
Die "Wächter" im Plastik - die Indikatoren - sind Pseudomonas-Bakterien. "Wir produzieren sie derzeit selbst in Bio-Reaktoren", so Petroff. Als "Träger" fungieren Mäuse. Pro Bio-Reaktor winkt ein Ertrag von rund einem halben Kilo der Antikörper. "Allein in Kanada benötigen wir aber rund 200 Kilo pro Jahr", so der Fachmann. Derzeit laufen daher Versuche, statt der gentechnisch manipulierten Mäuse zur Vermehrung der Antikörper ebensolche Tabakpflanzen zu verwenden. Petroff: "Da sind die Antikörper zwar leicht zu produzieren, aber leider noch schwer herauszubekommen, was wiederum Zusatzkosten verursacht."
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Reaktion innerhalb von 30 Minuten
Pro squarefoot (entspricht 929 Quadratzentimeter, d.h. einer Fläche von 30,48 mal 30,48 cm) werden auf die Plastikverpackung 144 unsichtbare Antikörpertests aufgebracht. Innerhalb von nur 30 Minuten können die Pseudomonas-Wächter reagieren.

Die Bakteriengruppen von Listerien, E. Coli, Salmonellen und Campylobacter sind nach einer Statistik des Center for Desease Control and Prevention in Atlanta, Georgia, für rund 80 Prozent aller Todesfälle im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln verantwortlich.
"Nicht unfehlbar", aber verlässlicher als Haltbarkeitsdatum
Und die Ablaufdaten auf Produkten sind auf Basis von optimalen Lagerungsbedingungen (vor allem hinsichtlich Kühlung) kalkuliert, wie Toxin Alert Vizepräsident Gordon Furzer betont. Obwohl auch "Toxin Guard" nicht unfehlbar sei, ist es seinen Angaben zufolge dennoch bei weitem verlässlicher als das klassische Haltbarkeitsdatum.

Aber wird der Einzelhandel es wirklich wollen, dass man gleich sieht, wenn ein Produkt in der Kühlvitrine doch nicht mehr ganz so frisch ist? - Petroff: "Bei uns haben bereits zwei große Supermarktketten ihr Interesse bekundet - sie wollen sich positiv von ihren Mitbewerbern abheben."
Konsument profitiert auch im eigenen Kühlschrank
Überdies kann ja der Konsument selbst nicht nur im Geschäft, sondern auch in seinem eigenen Kühlschrank von der (Nicht-mehr-)Frisch-Anzeige profitieren. Dass die Käufer Ängste wegen der Antikörper auf den Verpackungen haben, die mit den Produkten in Berührung kommen, glaubt Petroff nicht. Aber: "Der Konsument soll wählen."
Weitere Anwendungen denkbar
Während gerade noch die Pilotphase für "Toxin Guard" in Kanada läuft, denken die Erfinder bereits über andere Anwendungen nach. In einer Kooperation mit der Universität von Guelph in Ontario, der Provinzregierung in Toronto und einer Pharmafirma (SYN X Pharma Inc.) soll die Technologie weiterentwickelt werden, um sie auch für medizinische Diagnose einsetzen zu können.

Petroff: "Aber auch Bio-Terrorismus ist ein Thema, etwa der Nachweis von Anthrax oder ähnlichen extrem gefährlichen Substanzen."
->   www.toxinalert.com
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Hinweis: Sendung "Dimensionen" in Ö1
Über die "intelligente Verpackungen" berichtet Birgit Dalheimer in der Sendung "Dimensionen" am Freitag, 8. August 2003, um 19.05 Uhr in Radio Österreich 1.
->   Radio Österreich 1
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01.01.2010