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DNA-Analyse: War Ötzi in Kampf verwickelt?  
  Ötzi, der Mann aus dem Eis, war vor seinem Tod möglicherweise in einen Kampf verwickelt. Dieser Verdacht erhärtet sich nun aufgrund von neuen Erkenntnissen über Blutspuren auf den Beifunden der Gletscherleiche.  
Menschliche DNA auf Waffen festgestellt
Dies berichtete der australische Molekularbiologen Thomas Loy am Montag in Bozen. Loy von den "Archeological Sciences Laboratories" in Brisbane an der Universität in Queensland konnte nachweisen, dass es sich bei der DNA aus den Blutresten auf den verschiedensten Beifunden Ötzis um menschliche DNA handelt.

Die mitochondriale DNA-Untersuchung ergab positive Ergebnisse für die Klinge des Dolchs, für Schaft und Spitze des gebrochenen Pfeiles im Köcher sowie für vier Probeentnahmestellen am Ledermantel von Ötzi.
Blut stammt von vier Personen
"Das Blut stammt von vier verschiedenen Personen", erklärte Loy bei der Pressekonferenz im Archäologiemuseum, wo der 5.300 Jahre alte Mann aus dem Eis ausgestellt ist. Deshalb sei anzunehmen, dass Ötzi in mehr als eine blutige Konfrontation verwickelt gewesen war.

Keine der DNA-Sequenzen stimme laut Loy mit dem DNA-Ergebnis vom Eismann aus dem Jahr 1994 überein. Sogar auf demselben Pfeil sei die DNA auf dem Holzschaft nicht identisch mit der DNA auf der Pfeilspitze. Alle Tests wurden zwei Mal durchgeführt.
Weitere Untersuchungen sollen Details ans Licht bringen
Eine erneute Untersuchung der DNA von Ötzi sei vorgesehen, um weitere Aussagen darüber treffen zu können, mit welchen Menschen der Mann aus dem Eis im Laufe seines Lebens oder am Lebensende in Beziehung stand.

"Wir haben eine Menge Pläne für die Zukunft", sagte Loy. So wolle man mit speziellen Tests das Geschlecht der Personen, von welchen die Blutspuren stammen, bestimmen und auch analysieren, welche Krankheiten diese Menschen hatten.

Die Proben sollen demnächst von anderen Forscherteams untersucht werden, um die von Loy erzielten Ergebnisse zu bestätigen. Zukünftige Untersuchungen werden klären, ob auf den Beifunden auch tierische DNA zu finden ist, und falls vorhanden, um welche Tierarten es sich handelt.
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"Mehr Fragen als Antworten"
"Die neuen Erkenntnisse haben mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben", meinte eine Mitarbeiterin des Archäologiemuseums am Rande. Von "interessanten wissenschaftlichen Erkenntnissen" sprach auch Eduard Egarter, Pathologe am Bozner Krankenhaus, der die Pfeilspitze in Ötzis Körper entdeckt hatte. Die Ergebnisse würden dazu beitragen, die Todesursache Ötzis näher untersuchen zu können.
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Bestätigung der Kampf-These?
Dass vier verschiedene menschliche Blutarten gefunden wurden, aber keine zum DNA-Profil des Eismannes passt, sei laut Egarter eine Neuigkeit, die erst interpretiert werden müsse. Sie lasse aber erneut den Schluss zu, das zwischen Ötzi und anderen Menschen ein Kampf stattgefunden habe.

Thomas Loy war bei dem Medientermin auch in einem Ausschnitt des zweiten Dokumentarfilms von Discovery Channel "Iceman 2" zu sehen, welcher in zwei Wochen in den USA anlaufen wird.

Der Biologe war im Verlauf der Dreharbeiten zu dem Film gebeten worden, die Blutspuren im Hinblick auf das Vorhandensein von Blutzellen-DNA zu untersuchen.
->   Mehr zu Ötzi im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010