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Der Kokainwirkung auf der Spur  
  Hektische Aktivität, übersteigertes Selbstbewusstsein: die sichtbaren Folgen von Kokainkonsum sind bekannt. Welche molekularen Vorgänge und Veränderungen sich dabei im Gehirn abspielen, haben nun Neurologen entschlüsselt.  
Ein Forschungsteam des Southwestern Medical Center der University of Texas und der Rockefeller University hat die Veränderungen der Gehirnzellen bei fortwährendem Kokainkonsum beobachtet. Wie die jüngste Ausgabe des Nature Magazines berichtet, ortet es zwei spezifische Gehirnproteine als Vermittler für Langzeitschäden und den steigenden Bedarf nach der Droge.
->   Originalartikel im Nature Magazine (kostenpflichtig)
Proteinwirkungen entscheidend
Ist ein Gehirn über längere Zeit Kokain ausgesetzt, so reagiert es langfristig auf die Reize. Seine Nervenzellen verändern sich. Als erste Reaktion wird die Produktion eines bestimmten Gehirn-Proteins angekurbelt, der so genannten Cyclin-abhängigen Kinase 5 (Cdk5).

Dieser Anstieg zeigte sich bei Mäusen, denen die Forscher Eric Nestler, Paul Greengard und Kollegen wiederholt Kokain injizierten. Äußerlich waren die Nagetiere sehr zappelig. Ihre motorische Aktivität beschleunigte sich und steigerte sich in manchen Fällen auf das Doppelte.
Körper wehrt sich gegen Hyperaktivität
Doch der Körper wehrte sich gegen die auferzwungene Hyperaktivität, indem er vermehrt das Protein Cdk5 ausschüttete. Denn dieses greift in den Stoffwechsel eines zweiten Gehirn-Proteins ein, des so genannten DARPP-32-Proteins. DARPP-32 wirkt wiederum auf den Wirkmechanismus des Botenstoffes Dopamin, indem es die Sensibilität seiner Rezeptoren vermindert.
Teufelskreislauf
Da der Botenstoff Dopamin letztendlich durch die Veränderungen im Gehirn immer weniger wirkt, braucht das Gehirn immer mehr Drogen, um in den gewünschten Zustand zu gelangen.

"Nun wissen wir, dass der Konsument die Dosis erhöhen muss, um den erwarteten Level zu erreichen", sagt Nestler. "Die Studie gibt uns Einblicke in die Art und Weise, wie die Droge im Gehirn wirkt, wie sie chemische Veränderungen produziert, die zur Abhängigkeit führen."

Nach Angaben der Wissenschaftler könnten die neuen Ergebnisse auch Anhaltspunkte geben, um an Ersatzstoffen und gegebenenfalls an neuen Möglichkeiten der Therapie zu arbeiten.
->   University of Texas, Southwestern Medical Center
->   Rockefeller University
->   Nature Magazine
 
 
 
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01.01.2010