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Kreisky-Preis für Rifkins "Access"  
  Der amerikanische Autor und Ökonom Jeremy Rifkin bekam heute in Wien den Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch 2000 überreicht. Sein Buch "Access - Das Verschwinden des Eigentums" prophezeit den Niedergang des Kapitalismus.  
Ende des Industriezeitalters
Der Internetboom und die rasante Börsenentwicklung lassen keinen Zweifel am endgültigen Ende des Industriezeitalters. "Wir befinden uns am Anfang eines neuen Wirtschaftssystems, welches mit dem Kapitalismus nicht mehr vereinbar ist". So lautet die zentrale These des Buches.
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Jeremy Rifkin: Access - Das Verschwinden des Eigentums,
Campus-Verlag, Frankfurt, 424 Seiten, 364 ATS
->   www.campus.de
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Selbstverwirklichung im Mittelpunkt unseres Lebens

Das Buch weise einen neuen Ansatz zur Verteilungsfrage auf, einem Grundanliegen der Sozialdemokratie, denn "nicht-vernetzt zu sein bedeutet das Ende der sozialen Existenz", begründete der Europa-Abgeordnete Hannes Swoboda (SPÖ) die Verleihung des Preises.

Die Selbstverwirklichung sei in den Mittelpunkt unseres Lebens gerückt, interpretierte der Europa-Abgeordnete das Buch. Es sei jedoch zu befürchten, dass dies zur Bildung von apolitischen Gesellschaftsschichten führe.
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Bruno-Kreisky-Preis
Der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch wird seit 1993 zum Andenken an den Alt-Bundeskanzler und SPÖ-Parteichef vergeben. Preisträger für das Jahr 2000 sind neben Jeremy Rifkin Felix Kreissler für sein publizistisches Gesamtwerk und Ian Kershaw für die Bücher "Hitler 1886-1936" und "Hitler 1936-1945". Die feierliche Preisverleihung fand Ende Jänner im Bruno-Kreisky-Forum für internationalen Dialog in Wien statt.
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Die FPÖ habe sich das mangelnde Geschichtsbewußtsein zu nutze gemacht, und versuche sozusagen, störende Ausländer, Schmarotzer, aber auch die EU im Zusammenhang mit der BSE-Krise zu "beseitigen", kritisierte Swoboda.

"Die Rechte will verhindern, dass individuelle Emanzipation zur politischen Emanzipation führt". Die Sozialdemokratie müsse verstärkt eine Kulturpolitik durchsetzen, die die Vielfältigkeit regionaler und nationaler Kulturen aufzeige.
Ausgleich zwischen Globalisierung und Kultur
Die Produktion von kulturellen Gütern habe die industrielle Produktion überflügelt, bemerkte Rifkin. Die Schaffung eines Ausgleichs zwischen Globalisierung und Kultur sei die große Frage der Zukunft. "Wer wird das durch das Internet geschaffene Kulturvakuum füllen", warf der Autor als Frage auf.

Entweder der Fundamentalismus, der Kultur als Eigentum auffasse, das es zu verteidigen gelte, oder die zivile Kultur, die Kultur als Gut begreife, die zu teilen sei. Rifkin hob das europäische Kulturmodell als beispielgebend hervor und nannte Österreich "ein Mekka für Immigranten".
Kultur als Basis des Zusammenlebens
Rifkin warnte vor einer Welt, in der alles nur noch als bezahltes Service erhältlich ist. Als Beispiel führte der Autor die Vision der Vertreter der Welthandelsorganisation (WTO) an. Der amerikanische Ökonom nannte die Kultur "Basis des Zusammenlebens".

"Ich kenne kein Beispiel in der Geschichte, wo der Aufbau der Wirtschaft vor der Kultur kam". Rifkin verwarf das seit der Aufklärung skizzierte Modell, in dem die Wirtschaft die Kultur bedinge, ein Modell, welches in der theoretischen Konzeption des Kapitalismus und Sozialismus Niederschlag gefunden habe und auch für die so genannten "Dritte-Weg-Politik" von Tony Blair oder Bill Clinton gelte.
Formel des kommenden Jahrhunderts
Der rasche und flexible Zugang zu Information und Gütern sei die Formel des kommenden Jahrhunderts. Unserer Marktsystem könne mit der Schnelligkeit, mit der die Neuen Technologien wie das Internet Informationen und Güter transportieren könnten, nicht mithalten.

Mit dem Internet würden Transaktionskosten auf Null sinken, womit die Gewinnspanne, die Basis unseres Marktsystems, wegfielen, erklärte Rifkin den Niedergang des Kapitalismus.
 
 
 
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01.01.2010