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Den Stau in den Griff bekommen  
  Kilometerlange Autoschlangen und Schritttempo: Wenn sich auf den Autobahnen der Verkehr staut, sind oft Baustellen Schuld. Mit einer neuen Software wollen Forscher nun die Autoschlangen an Baustellen in den Griff bekommen.  
Gebaut wird immer zum falschen Zeitpunkt, nämlich wenn die meisten Menschen unterwegs sind, schimpft so mancher hinter dem Steuer. Gesperrte Fahrstreifen oder Tempolimits - Verkehrswissenschaftler der Universität Kassel haben ein Verfahren entwickelt, das die Baustellenplanung mit Prognosen über mögliche Verkehrsbehinderungen verbessern soll.
Bisher nur die Spitzenzeiten betrachtet
Bislang wurde nur die Spitze - die Stunde, in der der meiste Verkehr rollt - betrachtet, erläutert Projektleiterin Anja Beckmann. Auf dieser Basis sei über Baustellen entschieden worden. "Wir hingegen beziehen einen längeren Zeitraum in unsere Betrachtungen mit ein."
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Datenmaterial wurde ausgewertet, eigene Messungen an Baustellen in ganz Deutschland kamen hinzu und Fachleute verschiedener Behörden wurden zu Rate gezogen. Derzeit wird das Programm auf einen möglichen Einsatz im Autobahnamt im westfälischen Hamm getestet. Länger als zwei Jahre arbeiteten die Mitarbeiter der Hochschule im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums an dem Programm, mit dem Staus vorhergesagt werden können.
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Wie viel Zeit kostet der Stau?
Vorhersehbar wird, wie der Stau sich aufbaut, wie lang er wird, wie und wann er sich wieder auflöst und wie viel Zeit ein Stau den Autofahrer kostet.

"Die Einführung eines solchen Verfahrens ist durchaus sinnvoll", sagt die Sprecherin des ADAC in München, Angela Schwalm. Sie sei allerdings skeptisch, ob das Verfahren wirklich funktioniert.
Kosten für die Volkswirtschaft?
Mit dem Verfahren sollen Behörden zwischen betriebswirtschaftlichen Baukosten und den Kosten von Zeitverzögerungen für die Volkswirtschaft abwägen können. Und dabei geht es um enorme Summen: Nach einer Studie des Autoherstellers BMW liegt der volkswirtschaftliche Gesamtschaden aller Staus in Deutschland immerhin bei bis zu 15 Milliarden Mark (105 Milliarden ATS) jährlich.
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Tagesbaustellen hauptsächliche Stauverursacher
Tagesbaustellen gehören zu den hauptsächlichen Stauverursachern, sagt Beckmann. Der Begriff sei allerdings etwas irreführend: Tatsächlich fielen alle Arbeiten darunter, die weniger als 14 Tage dauern. Auf diese rund 30.000 registrierten Baustellen im Jahr haben sich die Wissenschaftler konzentriert.
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Prognosen genauer als Wettervorhersagen
Natürlich könne das neue Programm keine Wunder vollbringen, sagt die Projektleiterin. Witterung, Verkehrsführung oder verschiedene Fahrzeuge, die auf einer Strecke unterwegs sind: Ein Stau hänge von vielen Faktoren ab. "Manchmal kann schon ein einzelner Fahrer einen Stau auslösen."

Dennoch seien die Prognosen genauer als Wettervorhersagen, sagt der Leiter des Fachgebietes Verkehrstechnik, Heinz Zackor.

(dpa)
Weitere Stauforschungen
->   Mobilität und Transport im intermodalen Verkehr
->   MOBINET - Leitprojekt in Ballungsräumen
->   Universität Kassel
 
 
 
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01.01.2010