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Tag des Schlafes  
  Haben Sie heute Nacht gut geschlafen? Wenn nicht, sind Sie in bester Gesellschaft: Jeder dritte Österreicher/Österreicherin schläft schlecht. Heute ist der internationale "Tag des Schlafes", doch immer mehr Menschen haben mit der Nachtruhe erhebliche Probleme.  
Jeder Dritte schläft schlecht
Ob Schnarchen, mehrmaliges Erwachen, langwieriges Einschlafen oder bleierne Schwere am Morgen - geschätzte zwei Millionen Österreicher leiden unter Schlafstörungen.

Studien der österreichischen Schlafforschungsgesellschaft und des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Wien haben ergeben, dass etwa jeder dritte Österreicher schlecht schläft.
Frauen schlafen schlechter
Im Durchschnitt schlafen Frauen schlechter als Männer. 80 Prozent plagen sich damit mehr als ein Jahr, ohne den Arzt um Rat zu fragen. Wobei laut Studie die Lebensqualität durch zu wenig Schlaf stark beeinträchtigt ist.
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Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
Im Schlaf erholt sich der Organismus und baut seine körperliche und psychische Leistungsfähigkeit wieder auf. Die meisten Menschen brauchen sieben bis acht Stunden Schlaf. Wem wie viel Bettruhe gut tut, ist von Mensch zu Mensch verschieden, erklärt der Psychiater und Neurologe Bernd Saletu, Präsident der Österreichischen Schlafgesellschaft: 62 Prozent brauchten sieben bis acht Stunden, 15 Prozent nur fünf bis sechs Stunden Schlaf, einige Menschen sogar noch weniger. Hingegen müssen zwei bis zehn Prozent über zehn Stunden das Bett hüten, um ausgeruht zu sein, listet Saletu die Gewohnheiten der ÖsterreicherInnen auf.
->   Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung
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88 verschiedene Schlafstörungen
Die Medizin kennt 88 verschiedene Schlafstörungen. Grundsätzlich unterscheiden die Forscher jedoch zwischen drei Typen: Einschlafstörungen, Tiefschlafstörungen und frühes morgendliches Erwachen.

Die Ursachen sind meist psychischer Natur - Sorgen und quälende Gedanken rauben einem buchstäblich den Schlaf, aber auch körperliche Belastungen oder ein unregelmäßiger Lebensrhythmus können die Bettruhe vermiesen.

Saletu dazu: "Wir sollen uns ein bisserl anpassen und bedenken, dass jeder die Zeit, die er zum Schlafen braucht, bekommt." Doch meist gönnten wir unserem Körper und Gehirn diese Zeit nicht, mahnt der Neurologe.
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Gründe für Schlafstörungen
Mit 65 bis 70 Prozent stehen nicht organisch bedingte Schlafstörungen an der Spitze der Liste: Dazu gehören Ursachen wie Depressionen und Angstzustände, aber auch so genannte substanzinduzierte Schlafstörungen, die etwa durch Medikamente oder Alkohol ausgelöst werden können.

Daneben stehen die organisch bedingten Schlafstörungen mit etwa 37 Prozent: Atmungsregulationsstörungen, Hormonstörungen oder Erkrankungen innerer Organe können die Ursachen sein.
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Die moderne Pharmakologie bietet verschiedene Gruppen von schlaffördernden Medikamenten an. Neben den Kopfschmerzmitteln zählen diese Substanzen zu den absoluten Verkaufsrennern in den Apotheken.
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Medikamente gegen Schlaflosigkeit
1. Barbiturate: Die Substanzgruppe der Barbiturate wurde 1864 entdeckt und am Beginn unseres Jahrhunderts im großen Stil als Schlafmittel eingesetzt. Wegen gefährlicher Nebenwirkungen und Risiken werden sie jedoch heute nicht mehr verwendet: Bereits bei einer zehnfachen Überdosierung kommt es zu einer schweren Vergiftung, die vor allem die Atemtätigkeit und den Kreislauf schwer beeinträchtigt. Außerdem können Barbiturate Abhängigkeit erzeugen.

2. Benzodiazepine: Diese Substanzen lösten die Barbiturate eigentlich zur Gänze ab. Bekannt sind die Benzodiazepine vor allem unter dem Begriff Tranquilizer. Librium und Valium waren die ersten Präparate Anfang der 60er Jahre und fanden rasch weltweite Verbreitung. Mit Tranquilizern kann man sich nur unter größten Anstrengungen vergiften. Selbst eine extrem hohe Überdosierung führt nur selten zum Tod. Allerdings haben die Benzodiazepine in Kombination mit Alkohol und Psychopharmaka erhebliche Nebenwirkungen.

3. Leichtere Schlafmittel mit chemischen Inhaltsstoffen: häufig frei verkäuflich, trotzdem nicht längere Zeit ohne Konsultation eines Arztes einnehmen.

4. Rein pflanzliche Schlafmittel: sind in der Regel frei verkäuflich und basieren auf altbewährten Zutaten wie Hopfen, Baldrian und Passionsblume.

Das 5. "Schlafmittel", zu dem in Österreich wohl am häufigsten gegriffen wird, ist der Alkohol. Seine Wirkung ist aber zumindest zweischneidig. Alkoholgenuss fördert zwar das Einschlafen, verhindert aber das Durchschlafen. Wer also zu viel trinkt, schläft zwar - zumindest anfangs - leichter ein, wacht aber häufig auf und schläft objektiv schlechter und kürzer.
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Frühjahrsmüdigkeit - mehr Schlaf?
Alle Jahre wieder plagt sie Tausende Österreicher und Österreicherinnen: die Frühjahrsmüdigkeit. Aber auch diese saisonbedingte Niedergeschlagenheit verhilft den Österreichern nicht zu mehr oder besserem Schlaf.

Gerade jetzt fühlen sich viele schlapp und matt, sagt der Neurologe und Psychotherapeut Göran Hajak von der Universitätsklinik Regensburg. Die Frühjahrsmüdigkeit sei eine Lebensrhythmusstörung. Der "Durchhänger" im ausgehenden Winter sei normal.

Ein bisschen mehr Schlaf und vor allem Bewegung an der frischen Luft helfe gegen die Frühjahrsmüdigkeit, so der Schlafforscher Hajak.
->   Schlafmedizinisches Zentrum, Universitätsklinik Regensburg
Wann zum Arzt?
Wer ständig müde ist oder schon seit langem schlecht schläft, sollte den Arzt aufsuchen. Dieser kann feststellen, ob jemand einfach überanstrengt oder ernsthaft krank ist.

Manchmal helfen aber schon kleine Umstellungen des gewohnten Schlafrituals: kein schweres Essen am Abend, kein Sport vorm Zubettgehen, kein hochprozentiger "Schlaftrunk".

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Tag des Schlafes im Netz
->   Deutsche Akademie für Gesundheit und Schlaf
->   European Sleep Research Society
 
 
 
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01.01.2010