News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Behandlung von Infektionskrankheiten ohne Antibiotika  
  Ein großes Problem bei der Behandlung mit Antibiotika ist die Entwicklung von Resistenzen. Dadurch werden sie wirkungslos. Eine völlig neue und antibiotikafreie Form der Bakterienbekämpfung könnte nun Hoffnung bringen: Die Bekämpfung mit ihren natürlichen Feinden, den Bakteriophagen.  
So, wie der Mensch von Bakterien befallen wird, werden diese wiederum von Bakteriophagen angegriffen. Dies ist mit einem tödlichen Ausgang für das Bakterium verbunden.

Wissenschaftler von der Rockefeller University haben sich nun diesen Mechanismus zunutze gemacht, meldet "wissenschaft-online".

Besonders interessant ist das, da Bakteriophagen hochspezifisch nur bestimmte Bakterien befallen. Antibiotika hingegen töten alle Bakterien, auch die harmlosen und die für den Körper notwendigen (etwa Darmbakterien).
...
Bakteriophagen
Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien befallen und sich dort vermehren. Sie schleusen ihr genetisches Material in die so genannte Wirtszelle und vermehren sich dort. Dann wird die Zellwand mittels eines Enzyms aufgelöst und die neuen Phagen werden entlassen. Bakteriophagen sind für den Menschen nicht krankheitserregend.
->   Mehr zu Bakteriophagen
...
Bakterientod in fünf Minuten
Das Forscherteam um den Mikrobiologen Vincent Fischetti von der Rockefeller University isolierte das Enzym von Bakteriophagen, die nur Streptokokken A befallen. Wurden die Bakterien mit dem Enzym des Phagen versetzt, wurden sie in kurzer Zeit vernichtet. "Wir können 10 Millionen Organismen in einem Reagenzglas haben, geben eine ganz kleine Menge des Enzyms hinzu, und fünf Sekunden später sind sie alle tot. Nur starke chemische Agenzien können Bakterien so schnell töten," so Fischetti.
...
Streptokokken A
Streptokokken A rufen entzündliche Krankheiten der Schleimhäute hervor wie Angina und Scharlach, von denen am häufigsten Kinder im Schulalter betroffen sind. Seltener kommt es zu Mittelohr- und Lungenentzündungen. Behandelt wird mit Penizillin, doch damit können nicht immer alle Erreger im Mund- und Rachenraum abgetötet werden.
->   Mehr zu Streptokokkeninfektionen
...
Gezielte Therapie
Der besondere Vorteil einer Therapie mit Bakteriophagen liegt darin, dass sie ganz gezielt immer nur eine bestimmte Art von Wirtszellen, d.i. Bakterium, angreifen. Phagen-Therapien könnten demzufolge mit weniger Nebenwirkungen auskommen als herkömmliche Antibiotika-Therapien.
Gegen Infektionskrankheiten mit schneller Ausbreitung
Da Antibiotika bestimmte Infektionskrankheiten aufgrund der inzwischen weitreichenden Resistenzen nicht mehr in den Griff zu bekommen vermögen, bietet sich eine Therapie mit Bakteriophagen bei Infektionskrankheiten an, die große Menschengruppen befallen und sich dort schnell ausbreiten.

Ihr Interesse hat etwa schon die amerikanische Armee bekundet. Aber auch Kindergärten können von einer solchen Therapie profitieren.
Geringe Produktionskosten
Eine einfache Anwendung wäre in Form eines Sprays gegeben, mittels dessen die Krankmacher direkt auf den Schleimhäuten außer Gefecht setzen könnte. Da die Produktionskosten laut Fischetti sehr günstig sind und nur 10 Cents pro Dosis (ATS 1,4) betragen, bietet sich die Methode auch als günstiges Medikament zur Prophylaxe in den Ländern der Dritten Welt an.

(red)
->   Rockefeller University
->   wissenschaft-online
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010