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Pazifischer Lachs bringt Umweltgift zurück ans Land  
  Pazifische Lachse, die jedes Jahr zu Millionen aus dem Ozean zum Laichen in die Flüsse Alaskas aufsteigen, bringen laut einer Studie enorme Mengen des Krebs erregenden Umweltgiftes PCB mit sich.  
Damit belasten die Fische die gesamte Nahrungskette. Dies berichtet eine im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlichte Studie. Die Belastung einzelner Flüsse ist demnach so groß, dass sie negative Auswirkungen auf die jeweilige Lachspopulation haben könnte.
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Der Artikel "Aquatic ecology: Delivery of pollutants by spawning salmon" von E. M. Krümmel, R. W. Macdonald , L. E. Kimpe, I. Gregory-Eaves, M. J. Demers, J. P. Smol, B. Finney und J. M. Blais ist erschienen in "Nature", Bd. 425, Seiten 255 - 256, vom 18 September 2003 (doi:10.1038/425255a).
->   Abstract des Artikels in "Nature"
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Aufnahme über die Nahrung
Die Lachse nehmen das aus der Industrie und der Müllverbrennung stammende Gift Polychlorierte Biphenyle (PCB) über die Nahrung auf und speichern es im Fettgewebe.

Nach der Studie des kanadischen Wissenschaftlers Jules Blais von der Universität von Ottawa beträgt die PCB-Konzentration im Pazifik etwa ein Nanogramm je Liter Wasser.

Sie wird dann über die Nahrungskette des pflanzlichen und tierischen Planktons und die Futterfische der Lachse jeweils angereichert und erreicht im Fettgewebe der Lachse schließlich Werte von bis zu 2.500 Nanogramm je Gramm Fett.
Nach Ablaichen sterben die Fische
Da die Lachse jedoch nach dem Ablaichen in ihren jeweiligen Heimatflüssen sterben, um damit die nährstoffarmen Flüsse zum Wohl ihrer Nachkommen zu düngen, geraten mit jedem Lachszug auch enormen Mengen des Umweltgiftes PCB in die Sedimente der Flüsse und Seen.

Die Lachse gelten der Studie zufolge als die Hauptverursacher der Umweltverschmutzung mit PCB im Süßwassersystem Alaskas. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die hohe PCB-Belastung bereits negative Auswirkungen auf die Entwicklung verschiedener Lachspopulationen hat.
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Polychlorierte Biphenyle (PCB)
Polychlorierte Biphenyle gehören zur Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe. PCB leiten sich vom Biphenyl ab, indem Wasserstoffatome durch Chlor ersetzt werden. Das Umweltgift zählt zu den stabilsten organischen Verbindungen. Mitte der 60er Jahre wurde seine hohe Toxizität und ökologische Problematik entdeckt. Wegen ihrer Beständigkeit wurden PCB überall auf der Welt in Fischen, Vögeln, Eiern, Margarine, Muttermilch und vielen anderen Produkten gefunden. Sie reichern sich über die Nahrungskette an und können bei Aufnahme größerer Mengen zu Leber-, Milz- und Nierenschäden führen.
Mehr zu Polychlorierten Biphenylen in
->   www.gesundheitsamt.de
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Gefahr seit 1968 bekannt
Die Gefahr des Umweltgiftes wurde erstmals 1968 bei einem Unglück in Japan deutlich, bei dem PCB aus einer undichten Verarbeitungsanlage in Reisöl gelangte und Massenvergiftungen bei über 1.500 Menschen auslöste.

Die durchschnittliche PCB-Aufnahme über Nahrungsmittel liegt beim Menschen bei drei bis acht Mikrogramm am Tag. Der Grenzwert der noch annehmbare Tagesdosis für Menschen beträgt ein Mikrogramm PCB je Kilogramm Körpergewicht.
->   University of Ottawa Faculty of Science
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Gewiefte Wasserreinigung: Chemische Verbindung entdeckt PCB und Co (6.2.02)
->   PCB hemmt Entwicklung von Babys (9.11.01)
->   Selbstreinigungskraft von Süßwasser (3.10.01)
 
 
 
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01.01.2010