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Zweifel an der Effektivität des Biolandbaus  
  Der Öko-Landbau gilt momentan im Zeichen von BSE als die Alternative zur konventionellen Landwirtschaft. Englische Wissenschaftler behaupten das Gegenteil. Sie machen den Biolandbau sogar für die Maul- und Klauenseuche verantwortlich.  
Dem Biolandbau wird nachgesagt, den Boden, das Grundwasser und die Tier- und Pflanzenwelt zu schonen. Der englische Wissenschaftler Anthony Tewavas übt jedoch harsche Kritik am organischen Landbau: für dessen Überlegenheit konventionellen Methoden gegenüber fehle der wissenschaftliche Nachweis.
Zur Kritik am ökologische Landbau
Kennzeichen des ökologischen Landbaus ist der Verzicht auf synthetische Pestizide und mineralische Kunstdünger. Stattdessen werden alternative Pflanzenschutzmittel wie beispielsweise Kupfersulfat verwendet. Für Trewavas wirken sich diese "Alternativmittel" ebenso gesundheitsschädigend aus, wie synthetisch hergestellte Produkte.
Ein Kritikpunkt unter vielen anderen betrifft die Praxis der Biobauern, natürliche Düngemittel wie Kompost einzusetzen. Untersuchungen hätten gezeigt, so Trewavas, dass dadurch ebenfalls Nitrat ins Grundwasser gelangt. Außerdem käme es gleichfalls zu einer Freisetzung von Treibhausgasen wie Stickoxiden und Methan.
Der Biolandbau ist Schuld an der Seuche
Der britische Biologe Matt Ridley geht sogar noch einen Schritt weiter.

Der Wissenschaftsjournalist bestreitet die Verantwortung moderner landwirtschaftlicher Methoden am Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und kritisiert vielmehr den Biolandbau: Denn schließlich sei der Betrieb, von dem aus sich die Seuche in England ausgebreitet habe, ein bäuerlicher Kleinbetrieb, der keine gefertigten Futtermittel verwendet habe. Die moderne Viehzucht hätte nach Ridleys Meinung die Seuche sogar verhindert.
Der Biolandbau als Ideologie
Trewavas lässt in seinem Kommentar in ''Nature'' kein gutes Haar am Biolandbau: Die Kosten seien zu hoch, die Produktivität zu gering. Statt wissenschaftlicher Nachweise werde Ideologie geliefert. ''In einer Zeit globaler Probleme wie der Klimaerwärmung und der Überbevölkerung wird landwirtschaftlicher Pragmatismus und Flexibilität gebraucht, und keine Ideologien'."
->   Der komplette Artikel in Nature (kostenpflichtig)
Widersprüchliche Auffassungen
Eine andere Einschätzung des Biolandbaus vertritt man an der Universität für Bodenkultur in Wien. Der Leiter des Institut für ökologischen Landbau, Bernhard Freyer, stellt fest, dass sowohl in der Praxis als auch in der Forschung zahlreiche Beispiele für die Tragfähigkeit des biologischen Landbaus vorliegen.

Dennoch sei der Forschungsbedarf hoch, da bisher kaum in die Forschung zum Biolandbau investiert wurde.
Biologische Landwirtschaft mindert BSE-Risiko
Freyer betont die gesundheitsfördernde Wirkung von Produkten aus biologischem Landbau. Da dort beispielsweise der Einsatz von Tiermehl verboten sei, gehe von dessen Fleischprodukten so gut wie keine BSE-Gefahr aus.

Im Gegensatz zu den englischen Kritikern betont Freyer eine erhöhte Energieeffizienz in der Produktion des biologischen Landbaus. Außerdem trage der Verzicht auf risikoreiche Produktionsmethoden zur Vermeidung von kostenträchtigen Folgen für Natur, Mensch und Umwelt bei.
(red)

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in science.orf.at unter
->   Biologische Landwirtschaft mindert BSE-Risiko
 
 
 
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01.01.2010