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Land der Erfinder und Mathematiker  
  Der Kugelschreiber, die Holografie, der Vergaser, die erste Computersprache oder das Vitamin-C. All diese Erfindungen und Entdeckungen sind unter Beteiligung von ungarischen Wissenschaftlern zustande gekommen.  
Die Mathematik nahm von Anfang an einen besonderen Stellenwert in der ungarischen Wissenschaften ein. Budapest war zu Beginn des 20.Jahrhunderts die sich am schnellsten entwickelnde Metropole Europas. Ein Schmelztiegel von Wissenschaftern, Künstlern und Geschäftsleuten. Diese Atmosphäre gab auch einen fruchtbaren Boden für mathematische Theorien ab.
Mathematik-Gen der Ungarn?
Norbert Kroo, Generalsekretär der Ungarischen Akademie der Wissenschaften glaubt an eine Art Mathematik-Gen seiner Landsleute. Der ausgebildete Mathematiker meint damit das Vermischen der Gene und Kulturen in Ungarn:
''Wir haben den Weinbau von Römern, das Bier von den Deutschen und Österreichern, Vodka von den Russen und den Kaffe von Türken''. Dieses kulturelle Amalgam habe auch intellektuelle Spitzenleistungen in der ungarischen Mathematik hervorgebracht.
''Bleistift-Disziplin'' für helle Köpfe
Das Operieren mit Zahlen sei eine ''reine Kopfangelegenheit'', meint Norbert Kroo.
Auch in den wirtschaftlich schlechten Zeiten des kommunistischen Regimes wären deshalb mathematische Karrieren in Ungarn möglich gewesen. ''Alles, was man für Mathematik braucht, ist ein Bleistift, Papier und einen guten Kopf''.
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Der Urvater der ungarischen Mathematik
Der Urvater der ungarischen Mathematiker war Janos Bolayi. Er entdeckte 1831 gemeinsam mit Lobatschewskij die absolute, hyperbolische Geometrie. Zudem erkannte Bolayi den Zusammenhang zwischen geometrischer Raumstruktur und dem Gravitationsfeld. Heute ist ein Krater auf dem Mond nach dem populären Ahnherrn der ungarischen Mathematik benannt.
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Mittelschulreformator Lorand Eötvos
Der Mathematiker Lorand Eötvös (1848 ¿1919) entwickelte eine Drehwaage zur Messung von kleinen räumlichen Schwereveränderungen. Mit seinen Experimenten gelang ihm der Beweis, dass die Gravitationskraft nur von der Masse der Objekte, nicht von ihrem Stoff abhängt.

Als ungarischer Kultus- und Unterrichtsminister reformierte Lorand Eötvös die ungarische Mittelschule. Dem Mathematikunterricht wurde eine bedeutender Rolle eingeräumt. Dies wirkt sich bis heute bei den europäischen Denksport- und Mathematik-Olympiaden aus. Ungarische Gymnasiasten zählen sehr häufig zu den Gewinner dieser Wettbewerbe.
Der Nobelpreisträger Denes Gabor
Denes Gabor, Begründer der Informationstheorie, erhielt 1971 für die Erfindung der Holografie den Physiknobelpreis: '' An die Mittelschule habe ich die allerschönsten Erinnerungen. Damals war Ungarn ein sehr armes Land, doch außerordentlich reich an talentierten Köpfen. Unter den Lehrern in der Mittelschule hatte ich zumindest drei vom Rang eines Universitätsprofessors''.
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Zwei berühmte Mathematiker-Generationen
Das exzellente Mittelschulsystem brachte zu Beginn des 20. Jhts. die 1. Generation der berühmten ungarischen Mathematiker hervor: Farkas und Jordan lieferten bahnbrechende Arbeiten zur linearen Programmierung und Statistik.

Die Vertreter der 2. Generation erlangte dann Mitte des 20.Jhts Weltgeltung. Lipot Fejer z.B. entdeckte die Addierbarkeit von Fourier-Reihen.
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Mathematiker bauen die Atombombe
Aus dem Umfeld dieser Mathematiker-Generation gingen auch jene ungarischen Wissenschafter hervor, die in Los Alamos federführend am Bau der Atombombe mitarbeiteten.

Leo Szilard entdeckte die Möglichkeiten der nuklearen Kettenreaktion und entwarf gemeinam mit Enrico fermi den ersten Kernreaktor. Edward Teller studierte als einer der ersten nukleare Kettenreaktionen und nahm eine Schlüsselposition bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe ein.

John von Neumann, Begründer der Spieltheorie und Vordenker des Computer, war auf dem Gebiet der Axiomatik; Mengenlehre und Beweistheorie tätig. Als genialer Mathematiker und aus Nazi-Deutschland vertriebener ungarischer Jude war auch er maßgeblich am Atombombenprojekt beteiligt.
Das Rechengenie Paul Erdös
Vielleicht das eigenwilligste Genie der ungarischen Mathematik ist der 1996 verstorbene Zahlenmagier Paul Erdös. Der Primzahlen-Liebhaber lebte aus dem Koffer und war ein Handlungsreisender in Sachen Mathematik. Gemeinsam mit Kollegen auf der ganzen Welt verfasste er 1475 wissenschaftliche Aufsätze.

In den letzten 10 Jahren seines legendenumwobenen Lebens investierte Paul Erdös 10 Stunden täglich in die Mathematik. Dabei hielt er sich mit Benzedrin, starkem Espresso und Koffeintabletten wach. Über seinen Job sagte Paul Erdös lapidar: ''Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme verwandelt.''
Ernö Rubik erfindet den Magischen Würfel
Weltberühmt wurde auch der ungarische Mathematiklehrer Ernö Rubik. 1975 entwickelte er für Architekturstudenten an der Budapester Hochschule für Bildende Kunst seinen aus 54 Farbflächen bestehenden Magischen Würfel. Mit dem Rubikwürfel sollten die Studenten ihr räumliches Vorstellungsvermögen verbessern.

Heute ist das geistreiche Spielzeug im New Yorker Museum of Modern Art zu bestaunen. Angeblich wurden bis heute 150 Millionen Exemplare verkauft. Millionen von Menschen versuchten, mit richtigen Drehungen die gemischten Quader des Rubikwürfels in sechs gleichfarbige Seiten zu bringen.
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43 Trillionen falsche Möglichkeiten
Die meisten scheitern bis heute, denn es gibt ungefähr 43 Trillionen falsche Möglichkeiten. Sein ungarischer Erfinder Ernö Rubik schafft das dreidimensionale Puzzle angeblich in einer Minute. Der derzeitige Weltrekord liegt knapp über 20 Sekunden.
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Armin Stadler, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010