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Raumstation Mir im Pazifik abgestürzt  
  Nach 15 Jahren im All ist die russische Raumstation Mir heute Morgen plangemäß ins Meer abgestürzt. Die letzten nicht verglühten Trümmer schlugen um 06.57 Uhr MEZ im Zielgebiet im Süden des Pazifiks ein.  
Keine Gefahr für besiedelte Gebiete
Nach Angaben des russischen Raumfahrt-Kontrollzentrums in Koroljow bei Moskau gab es bei den Manövern keine Probleme.

In der Nacht hatten die russischen Weltraumtechniker die Mir mit drei Bremsschüben abgebremst. Ohne Zwischenfälle segelte die Station über Japan, das letzte dicht besiedelte Gebiet auf der Flugbahn, hinweg.

Die Trümmer, die von den Fidschi-Inseln als fernes Feuerwerk zu sehen waren, schlugen in einem Seegebiet mit dem Zentrum bei 40 Grad südlicher Breite und 160 Grad westlicher Länge ein. "Wir haben bei keinem Schritt, bei keinem Millimeter einen Fehler gemacht", sagte Juri Koptew, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Rosawiakosmos.
Heftiges Bremsmanöver
Das letzte der drei Bremsmanöver ab 6.07 Uhr MEZ verlief nach Berechnungen des Europäischen Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt allerdings heftiger als geplant.

Die Mir sei innerhalb der 20 Minuten, in denen die Treibwerke gezündet wurden, nicht um 23,5 Meter pro Sekunde sondern um über 40 Meter pro Sekunde abgebremst worden, sagte Einsatzleiter Walter Flury. "Die Mir hatte anscheinend mehr Reserven als gedacht. Da haben sich wohl in den vergangenen Jahren ein paar Fehler eingeschlichen - aber in der richtigen Richtung."
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86 331 mal um die Erde
Die Mir flog seit ihrem Start genau 86.331 Runden um den Erdball. Ihr Absturz war in der Nacht pünktlich um 1.32 Uhr MEZ mit dem ersten Bremsschub eingeleitet worden. Während des Überfluges über Russland wurden Live-Bilder aus der Mir übertragen. Sie zeigten, dass die ausgediente Station das Manöver gut verkraftet hatte.

Der Bordcomputer in der "Mir" gab wie vorgesehen das Signal für die Zündung der acht Miniatur-Triebwerke an der "Progress"-Raumkapsel, die an der "Mir" angedockt ist. Ein zweites Bremsmanöver folgte gegen 03.00 Uhr (MEZ). Dadurch wurde die "Mir" auf eine elliptische, niedrigere Umlaufbahn abgesenkt.
Auf ihr umrundete die 136 Tonnen schwere Raumstation noch zweimal die Erde, um dann auf Grund der Erdanziehung in den freien Fall überzugehen.
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"Abschied von einem lieben Verwandten"
Kosmonaut Alexander Kaleri, der im Frühjahr 2000 mit der letzten Besatzung auf der Mir gewesen war, sagte im russischen Fernsehen, der Verlust der Mir sei wie der "Abschied von einem lieben Verwandten". Wehmütige Töne waren auch bei der ESOC zu hören. "Mir tut es leid um die Raumstation, vor allem für meine Kollegen im Osten", kommentierte Rolf-Dieter Andresen die letzten Stunden der Mir. Andresen leitete die beiden Euro-Mir-Missionen 1995 und 1996.

Die Station sei für fünf Jahre konzipiert gewesen und habe 15 Jahre überlebt. "Sie ist ein Oldtimer, bei dem das Herz sagt, man soll ihn behalten, und die Vernunft weiß, dass seine Tage gezählt sind."
Absturz eines Kolosses
Russland hat wie keine zweite Weltraumnation Erfahrung mit dem Versenken von Weltraumschrott. Mehr als 60 Raumfrachter vom Typ Progress wurden nach dem Flug zur Mir seit 1986 in den Weiten des Südpazifiks zwischen Neuseeland und Chile versenkt. Doch niemals ist ein derartiger Koloss mit einem Gewicht von 137 Tonnen zum Absturz über der Erde gebracht worden.
(DPA/Reuters/red)
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01.01.2010