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Laufen allein genügt nicht  
  Grundsätzlich ist regelmäßiges Laufen ein Schritt zu gesünderem Leben. Doch Wissenschaftler warnen: Der Ausdauersport stärkt zwar den Herz-Kreislauf, ist aber auch eine starke Belastung von Gelenken und Wirbelsäule. Nur wenn man richtig läuft, wird aus dem körperlichen Nutzen kein Schaden.  
Laufen soll wohltun, nicht wehtun
Laufen boomt, selbsternannte Laufgurus verkaufen ein Buch nach dem anderen, die Sportartikelbranche verzeichnet nach jahrelangem Tief wieder einen Aufschwung. Das Laufen, eine geradezu ursprüngliche Fortbewegungsart des Menschen, wird euphorisch wiederentdeckt.

Ohne zusätzliche Koordinationsübungen kann der Ausdauersport aber mehr schaden als nutzen.
Unbamherzige Physik
Jeder Mensch hat angeborene oder erworbene, kleine oder größere Haltungsfehler. Der eine hat ein zu schwaches Sprunggelenk, der andere hat Senkfüße, viele haben ein längeres Bein und ein schiefes Becken. Diese körperlichen Charaktereigenschaften führen zu einem individuellen Laufstil.

Und dieser kann ohne Korrektur und Ausgleichsübungen zu schweren orthopädischen Schäden führen. Der Preis des Wohlfühlens: innerhalb von einem halben Jahr können die ersten leichten Probleme auftreten, schwerere Schäden treten nach fünf bis sieben Jahren auf.

Kleine Ursachen haben durch die so genannte kinetische Kette oft große Wirkung. Es beginnt beim Fuß: wie man abrollt, beeinflusst bereits die Stellung von Schien- und Wadenbein zueinander. Diese wirkt aufs Knie. Probleme am Knie werden von der Oberschenkelmuskulatur ausgeglichen. Auftretende Verspannungen gehen dann ins Becken und letztendlich in die empfindliche Wirbelsäule.

 


Messungen des Fußabdrucks: Je nachdem wie man läuft, d.h. mit der Sohle aufsetzt, steigen an bestimmten Punkten die Druckbelastungen, die sich fortsetzen.
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Laufen ist ein Allheilmittel
Richtig betrieben hat Laufen aber eine ganze Menge an positiven Effekten: abgesehen vom spürbaren Gewinn an Leistungsfähigkeit, der durch die Stärkung des Herz-Kreislaufs entsteht, weisen wissenschaftliche Arbeiten u.a. nach:
- Laufen verlängert das Leben - eine dänische Langzeitstudie, die seit 1976 20.000 Männer und Frauen untersuchte, zeigt, dass regelmäßige Läufer um bis zu 7 Jahren länger leben. Entscheidend dabei ist, dass man beim Laufen ins Schwitzen kommt,
- Laufen baut Stress ab und vermindert dadurch den Säurepegel im Magen. Eine Studie der Universität von Columbia/USA hat nachgewiesen, dass Läufer weniger an Magengeschwüren erkranken - ihr Risiko ist um bis zu 62 Prozent geringer.
->   Institut für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung
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Zwischen Lust und Leistung
Gymnastik, Ausgleichsprogramme und Koordinationsübungen mit sportmedizinischer Betreuung helfen langfristige Probleme zu vermeiden.

Der Biomechaniker Anton Sabo vom Technikum Wien fand mit Kollegen heraus, dass ein Koordinationstraining in jedem Fall vor dem Lauftraining gemacht werden sollte. Erst dadurch wird die Gefahr von orthopädischen Schäden vermieden. Außerdem sollten Schwachstellen wie Bauch und Gesäß durch Muskeltraining gekräftigt werden.

Wichtig auch im Sinne der Forscher: das Mittelmaß zu finden. Einerseits führt leistungsorientiertes Training nur nach der Stoppuhr zu Stress und vermehrter Belastung: wer mit 16 km/h läuft, belastet die Gelenke seines Körpers viermal so stark wie mit 8 km/h - die Belastung steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit.

Andererseits führt zu intensives Training mit einem Puls von an die 180 Schläge pro Minute und einer hohen Milchsäureproduktion zur Reduktion gefäßschützender Hormone. Hier hat Laufen eindeutig auch organisch den gegenteiligen Effekt. Lauftrainer und Körpertherapeuten wie Wim Luijpers sagen:'Nur wenn Laufen Spaß macht, wird es auch langfristig betrieben und hat die gewünschten positiven Effekte.

Aber der Körper braucht auch einen bestimmten Belastungsreiz, um sich überhaupt anzupassen und den Herz-Kreislauf zu stärken. Die richtige Pulsfrequenz dazu kann nur durch einen leistungsdiagnostischen Test ermittelt werden. Faustformel: eine Pulsfrequenz von 220 minus Lebensalter ergibt die Obergrenze. Ausdauertraining sollte bei 75-85 Prozent dieser Zahl erfolgen.
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Biomechanik - Wissenschaft der Zukunft
Trainingsprogramme und Dopingmittel sind bereits so ausgereizt, dass im Bereich des Herz-Kreislauf- und Muskulaturtrainings nichts mehr herausholt werden kann. Jetzt konzentriert sich alles auf eine relativ junge Wissenschaft, die die letzten Hundertstelsekunden bringen soll: die Biomechanik.

Die Biomechanik ist die Lehre von Bewegungsabläufen - sie bringt Erkenntnisse darüber, wann welcher Muskel eingesetzt werden soll und wie die Energie am besten verwertet wird. Sportler, die konsequent auf die Erkenntnisse der Biomechanik setzen, sind rar, aber höchst erfolgreich.

Hermann Maier ist ein Paradebeispiel dafür. Seine unglaubliche Skiführung verdankt er nicht den austrainierten Oberschenkeln, sondern einem gezielten Koordinationstraining, mit dem er die Bewegungsabläufe optimieren kann. Maier setzt den richtigen Muskel zur richtigen Zeit ein.
->   Mehr über Biomechanik finden Sie im Technikum Wien
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Koordinationsübungen mit Probandin.
Laufen nach Feldenkrais
Der Lauftrainer Wim Luijpers stützt sich auf die Theorie des Bewegungstherapeuten Moshe Feldenkrais. Es ist eine Wiederentdeckung der Leichtigkeit des Laufens. In einem neuen Buch, das demnächst erscheint, formuliert er zusammen mit Coautor Rudolf Nagiller das Postulat des ''Gentle Running'' des Leichten Laufens, das die angeborene und natürliche Freude an der Bewegung fördern will.

Tom Matzek, Modern Times
Was Naturwissenschaftler und Körpertherapeuten empfehlen, sehen Sie heute im ORF-Wissenschaftsmagazin Modern Times um 22.35 ORF 2
->   Modern Times
->   Feldenkrais-Therapeut/ Lauftrainer Wim Luijpers
 
 
 
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01.01.2010