News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Tuberkolose-Erkrankungen weltweit im Ansteigen  
  Am 24. März 1882 berichtete Robert Koch der Fachwelt in Berlin, dass er den Erreger der Tuberkulose entdeckt hatte. Der Welttuberkulosetag erinnert alljährlich an dieses Ereignis. Nicht ohne Grund, denn weltweit nehmen die Zahl der Erkrankungen sowie die Resistenzen der Erreger gegen die eingesetzten Antibiotika zu.  
Zu Lebzeiten von Robert Koch (1843-1910) war die als "weiße Pest" bezeichnete Krankheit die häufigste Todesursache in Europa. Doch auch heute noch sterben jährlich zwei Millionen Menschen an Tuberkulose.
Tbc weltweit auf dem Vormarsch

Robert Koch
Anlässlich des am 24.03 stattfindenden Welttuberkulosetages 2001 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO besorgniserregende Daten.

1999 zählte man weltweit 8,4 Millionen Tbc-Neuerkrankungen. 1997 waren es noch acht Millionen neu Erkrankte gewesen. Auch in Europa sieht die Tendenz ähnlich aus.

"Wir sind gerade mit der Datenauswertung fertig geworden. 1999 wurden in den Staaten Europas rund 370.000 Tuberkulose-Neuerkrankungen registriert. Das ist mehr als je in den vergangenen 20 Jahren", erklärt Eva Nathanson vom Tuberkulose-Programm des Europa-Büros der WHO in Kopenhagen.
20-prozentiger Anstieg in Afrika
Der Zuwachs der TBC-Erkrankungen weltweit geht zu einem Gutteil auf einen 20-prozentigen Anstieg in Afrika zurück. Wenn der Trend weiter so verläuft, werden bereits im Jahr 2005 weltweit 10,2 Millionen Menschen an Tuberkulose erkranken.

Das durch den Keim Mycobacterium tuberculosis ausgelöste Leiden ist demnach vor allem ein Problem der Armut und der sozial benachteiligten Menschen.
...
Bild: Photodisc

Mykobakterium tuberculosis
Mykobacterium tuberculosi
Die Salzsäure im Magen schadet ihnen nicht im Geringsten, und selbst bei Temperaturen von minus siebzig Grad Celsius überleben sie jahrelang: Die stäbchenförmigen, außerordentlich widerstandsfähigen Bakterien Mykobacterium tuberculosi aus der Familie Mycobacteriae verursachen eine der häufigsten Infektionskrankheiten, die Tuberkulose (Schwindsucht).
->   Mehr Information über das Mykobakterium tuberculosis
...
Tuberkolose als Folge von Aids
Unzureichende Ernährung, beengte Wohnverhältnisse, schlechte medizinische Versorgung sowie mangelhafte hygienische Bedingungen ebnen den Bakterien den Weg zu einer ungebremsten Ausbreitung.

Die Aids-Epidemie trägt zu dieser besorgniserregenden Entwicklung entscheidend bei. Denn bei HIV-Infizierten sinkt die Fähigkeit des Immunsystems dramatisch ab, die Tuberkelbakterien zu bekämpfen. So haben HIV-infizierte Tuberkuloseträger ein vielfach höheres Risiko, tatsächlich zu erkranken.
Tbc: Seuche der Armen
Grund zur Besorgnis gibt auch der zunehmende Anteil der multiresistenten Erreger, bei denen die bisher eingesetzten Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen. In Estland liegt ihr Anteil schon bei 14 Prozent der Erkrankungen, gefolgt von neun Prozent in Lettland und sieben bis neun Prozent in drei Regionen Russlands.

EineTuberkuloseerkrankung, die auf gewöhnliche Medikamente nicht mehr anspricht, kann bereits in den westlichen Industriestaaten nur äußerst schwer bekämpft werden. Doch für die Betroffenen in ärmeren Ländern ist sie gleichbedeutend mit einem Todesurteil: Tbc ist die Seuche der Armut geworden.
...
Bild: Photodisc

Mikroskopaufnahme von Tbc-befallenem Lungengewebe
Übertragbar durch Tröpfcheninfektion (Einatmen infizierter Speicheltropfen) und somit ansteckend ist nur die "offene Tuberkulose", bei der die Bakterien die Atemwege befallen und aus dem Körper des Patienten nach außen gelangen können. Obwohl die Schwindsucht grundsätzlich jedes Organ betreffen kann, erkranken bis zu 80 Prozent an Lungentuberkulose. Die Erkrankung äußert sich in sehr unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Husten. Im fortgeschrittenen Stadium einer Lungentuberkulose hustet der Kranke Blut ab, im Extremfall kommt es sogar zum Blutsturz.
->   Mehr Information über Tuberkolose
...
DOTS: Strategie gegen Tbc
Die Ursache für den zunehmende Anteil der multiresistenten Erreger: Zu kurze und nicht ausreichende Behandlung. Dadurch entstehen resistente Keime.

Die Antwort der WHO liegt in DOTS (Directly Observed Treatment Short Course). Kernpunkt dabei ist eine sechs bis acht Monate dauernde Kombinationstherapie, die allerdings unter ärztlicher Kontrolle absolviert werden muss.

Damit soll eine aktive und wirksame Behandlung garantiert werden. Es gibt zwar Kritiker, doch Eva Nathanson sagt klar: ''Wir haben nichts Besseres.''
Sinkende Zahlen in Österreich
Im Vergleich zur globalen Situation bei der Tuberkulose ist in Österreich die Lage ausgesprochen gut: 1999 gab es Österreich laut dem Gesundheitsministerium 1.098 TBC-Neuerkrankungen. Es wurden 163 Todesfälle registriert.

Die vorläufigen Zahlen des Jahres 2000 lauten: 963 Neuerkrankungen und 105 Todesfälle. 1995 waren dagegen noch 1.453 TBC-Neuerkrankungen registriert worden, es gab 181 Todesfälle.

Norbert Vetter vom Pulmologischen Zentrum in Wien meint dazu: ''Im Grunde geht die Tuberkulose in Österreich weiter zurück.''
Vom Massen-Screening zur Einzeltestung
In den vergangenen Jahren ist die Überwachung der Situation in den Bundesländern von Massen-Screening-Programmen auf die besondere Testung gefährdeter Personengruppen umgestellt worden.

Denn Menschen aus Regionen mit einer hohen Tuberkulose-Durchseuchung sind stärker gefährdet. Ziel des Screenings ist eine möglichst frühe Entdeckung und Behandlung von Erkrankten.
Gezieltes Testprogramm gefordert
Um die Seuche noch weiter zurückdrängen zu können müsste laut Norbert Vetter ein gezieltes Tuberkulin-Testprogramm zur Auffindung von Personen mit latenter Tuberkuloseinfektion etabliert werden.

Durch DNA-Fingerprint-Diagnosesysteme können auch Infektionswege erkannt werden, die bisher im Verborgenen für die Weiterverbreitung der Erkrankung sorgten.
Weltweite Kooperation gegen Tbc
Im globalen Kampf gegen die weitere Ausbreitung dieser Krankheit ist freilich eine länderübergreifende Zusammenarbeit vonnöten.

In einem bislang einmaligen Projekt kooperieren Firmen, Forschungseinrichtungen und Kliniken in Russland, den USA sowie in Deutschland an der Weiterentwicklung eines hochsensiblen Gerätes, um Tuberkulose-Erreger in der Atemluft aufzuspüren. Diese ''künstliche Nase'' entdeckt schon heute geringste Mengen toxischer Gase.

(red)
->   Mehr Information über Robert Koch den Entdecker des Tuberkoloseerregers
->   Homepage der WHO
->   Robert Koch Institut
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010