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Experte warnt vor Überregulierung der Forschung  
  Vor einer Überregulierung der Forschung in Österreich und ganz Europa warnte der aus Graz stammende Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates (SWTR), Gottfried Schatz.  
Bei einem Vortrag anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Vienna Biocenters am Donnerstag in Wien ortete Schatz einerseits die Schulbildung und andererseits Unistrukturen als Hemmschuhe und Ursachen, warum Europa in punkto Innovationen gegenüber den USA im Hintertreffen sei.
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"Wirkliche Ideen stammen von einzelnen Menswchen"
"Wirkliche Ideen stammen nicht von Institutionen oder Gruppen, sondern von einzelnen, begabten Menschen", so der Experte. Man könne derartige Talente nicht schaffen, müsse aber die in einer Bevölkerung aber immer vorhandenen begabten Menschen schützen und sich entwickeln lassen. Die Aussage "ein wahres Talent wird sich immer durchsetzen", lässt Schatz nicht gelten, vielmehr seien Begabungen höchst verletzlich und könnten sehr leicht verschüttet werden.
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Zu wenig Förderung von Begabungen
Der Wissenschaftler bemängelte, dass - auch in Österreich - bereits in der Volksschule Begabungen zu echten Forschern alles andere als gefördert würden. "Wissenschaft lebt davon, dass man auch Fehler machen kann und gerade aus ihnen lernt", ist Schatz überzeugt.

Aber in der Schule werde man genau auf das Gegenteil getrimmt, nämlich auf die Vermeidung von Fehlern. Wirkliche Innovationen würden aber von "Querdenkern mit Mut zu Fehlern" kommen.
Mehr Perspektiven für junge Forscher
Schatz prangerte auch das bestehende Dienstrecht an den Universitäten an. "Es ist eine Tatsache, dass wir mit 40 bis 45 Jahren die kreativste Phase unseres Lebens bereits hinter uns haben", so der Experte. Daher sollte es speziell für junge Wissenschafter mehr längerfristige Perspektiven für die Forschung geben.

Das bedeute nicht, dass man den Nachwuchsforschern jedes Risiko nehmen sollte, aber bei entsprechendem Einsatz sollte eine gewisse Lebensplanung möglich sein. In den USA gebe es jedenfalls derartige Programme. Für den SWTR sei daher auch die Nachwuchsfrage das Problem Nummer eins.
"Gießkannenprinzip fehl am Platz"
Der Forscher wies auch Behauptungen zurück, wonach es heutzutage für effektive Wissenschaft unbedingt "interdisziplinärer Netzwerke" bedürfe. "Grundlagenforschung hat kein konkretes Ziel und ist daher auch nicht planbar", gab er sich überzeugt.

Es gelte daher primär die besten Köpfe zu finden, diesen Personen dann die bestmögliche Unterstützung zu gewähren und das auch längerfristig. Dafür müsse man bei einem Mangel an Ressourcen auch in Kauf nehmen, dass weniger - oder mittelmäßig - Begabte auf der Strecke bleiben. Das Gießkannenprinzip sei hier jedenfalls fehl am Platze.
->   Schweizerischer Wissenschafts- und Technologierat
 
 
 
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01.01.2010