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Gesundes Affenjunges aus transplantiertem Eierstockgewebe  
  US-Forscher haben einem weiblichen Rhesusaffen Eierstockgewebe entnommen und dieses in einen anderen Teil des Körpers implantiert. Sich dort bildende Eizellen wurden im Labor befruchtet und dem Tier in die Gebärmutter eingesetzt. Nun kam - erstmals mithilfe dieser Technik - tatsächlich gesunder Nachwuchs zur Welt.  
Die bizarr klingende Methode könnte einmal dabei helfen, etwa durch eine Krebsbehandlung unfruchtbar gewordenen Frauen doch noch zu eigenen Kindern zu verhelfen.

Der Versuchserfolg der Wissenschaftler von der Oregon University wurde auf der Jahrestagung der American Society for Reproductive Medicine (ASRM) in San Antonio bekannt gegeben.
Die Suche nach dem "Zwischenlager"
Um Krebspatientinnen zu helfen, die durch Chemo- und Strahlentherapie unfruchtbar werden, suchen Forscher schon seit geraumer Zeit nach Möglichkeiten, Eierstöcke oder auch Eizellen für eine gewisse Zeitdauer zu entfernen und schließlich den betroffenen Frauen funktionstüchtig zu reimplantieren.

Einen Schritt in diese Richtung melden nun die Forscher von der Oregon University, wie in BBC Online berichtet wird. Ihnen ist es demnach erstmals gelungen, Nachwuchs aus im eigenen Körper transplantiertem Eierstockgewebe zu gewinnen.
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Unfruchtbarkeit durch Chemo- oder Strahlentherapie
Für Frauen, die sich im gebärfähigen Alter befinden, bedeutet die Diagnose Krebs derzeit häufig noch das Ende für etwaige Kinderpläne. Denn eine verbreitete Nebenwirkung der relativ aggressiven Chemo- oder Strahlentherapie gegen den Tumor ist das vorzeitige Versagen der Eierstöcke. Zudem werden auch bei "gutartigen Befunden" mitunter einer oder beide Eierstöcke entfernt. Unangenehme Folge für die betroffenen Frauen kann etwa das zu frühe Einsetzten der Menopause mit all ihren Begleiterscheinungen sein.
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Fokus intensiver Forschungen
Der Hintergrund: Eizellen können - anders als Spermien - nicht einfach gesammelt, eingefroren und später zum Gebrauch aufgetaut werden. Daher sind Transplantationstechniken, die Eizellen innerhalb von Eierstock-Gewebe präservieren, der Fokus intensiver Forschungen.
Eierstockgewebe im Unterarm zweier Patientinnen
Tatsächlich gab es bereits eine Reihe von Versuchen, die jene Probleme mit verschiedensten Strategien zu umgehen versuchten.

Darunter besonders interessant: Im Jahr 2001 haben Wissenschaftler von der Cornell University in New York zwei Patientinnen Eierstockgewebe in deren Unterarme implantiert. Beide Frauen hatten sich einer medizinischen Behandlung unterziehen müssen, die sie unfruchtbar gemacht hatte bzw. zum Beginn der Menopause geführt hatte.

Dank der körpereigenen Implantate konnten die Symptome der Menopause aber wieder zum Verschwinden gebracht werden. Bei den Probandinnen zeigte sich laut Studie zudem, dass das transplantierte Gewebe wieder Eizellen produzierte.
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Der Artikel "Endocrine function and oocyte retrieval after autologous transplantation of ovarian cortical strips to the forearm" ist erschienen im "Journal of the American Medical Association" (JAMA), Bd. 286, Seiten 1490 - 1493, vom 26. September 2001.
->   Abstract des Artikels im JAMA
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"Einlagerung" im eigenen Körper
Die Wissenschaftler von der Oregon University verfolgten einen ähnlichen Ansatz, gingen dabei aber noch einen Schritt weiter: Das entnommene Gewebe musste funktionstüchtig "eingelagert" werden - gewählter Ort war in diesem Fall einfach ein anderer Teil des Affenkörpers.

Der entnommene Eierstocksteil wurde dort eingesetzt. Im transplantierten Gewebe entwickelten sich Eizellen, die entnommen und im Labor befruchtet wurden. Die so entstandenen Embryonen wurden schließlich in die Gebärmutter des Rhesusaffen transplantiert - ein gesundes Affenjunges kam zur Welt.

Es sei ein großer Schritt nach vorne, kommentierte die an der Studie beteiligte Forscherin Nancy Klein die Ergebnisse. Und: Die Technik könne auch für eine Verwendung beim Menschen adaptiert werden, meinen die Wissenschaftler.
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Mäuse aus transplantierten Eizellen
Australische Forscher meldeten erst im vergangenen September einen Durchbruch auf diesem Gebiet - allerdings wurde hier nicht der Körper des Versuchstieres als "Zwischenlager" verwendet: Sie hatten einer Ratte Teile von Mäuse-Eierstöcken eingepflanzt. Die in Folge entnommenen Eizellen wurden befruchtet und wiederum einer Maus eingesetzt, die gesunde Junge zur Welt brachte.
->   Mehr dazu: Artikel vom 27. September 2002
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Tiefgekühlte Eierstöcke als Alternative?
Eine Alternative, an der ebenfalls geforscht wird, ist das Einfrieren von Organen wie den Eierstöcken. Versuche, Eierstockgewebe von gefährdeten Tierarten und Krebspatienten einzufrieren, sind bereits im Gange - bislang jedoch gibt es keine Möglichkeit, dies bei Erhaltung der Funktion für längere Zeit zu tun.

Dies untersuchten beispielsweise kanadische Mediziner: Sie pflanzten weiblichen Ratten kurzzeitig tiefgekühlte Eierstöcke ein. Die in flüssigem Stickstoff eingefrorenen Organe nahmen zumindest bei einigen Versuchstieren ihre Funktion wieder auf, waren allerdings durch die Behandlung beeinträchtigt.
->   Mehr dazu: Mediziner verpflanzen tiefgekühlte Eierstöcke (24.1.02)
->   American Society for Reproductive Medicine (ASRM)
->   Oregon University
 
 
 
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01.01.2010