News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
ÖH: Mängellisten an den Unis werden länger  
  Alljährlich listet die Hochschülerschaft (ÖH) an der Uni Wien zu Studienbeginn die Mängel der Hochschule auf. Resultat: Die Beschwerden betreffen stets die gleichen Probleme, die Liste wird aber immer länger.  
Überfüllte Hörsäle, undurchschaubare Anmeldesysteme, zu wenige Lehrveranstaltungen, lange Wartezeiten auf Zeugnisse und unerreichbare Professoren gehören zum Alltag der Studierenden in immer mehr Studienrichtungen.

Die Probleme würden sich aber nicht nur auf die Uni Wien beschränken, sondern auch andere Hochschulen betreffen, kritisierte die Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), Patrice Fuchs, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Neue Studienpläne, immer weniger Platz
Die seit kurzem geltenden neuen Studienpläne würden an und für sich mehr Lehrveranstaltungen erfordern, da zahlreiche Studierende sich auch noch in den alten Curricula befänden, argumentieren die ÖH-Vertreter. Stattdessen würden weniger Vorlesungen, Übungen und Seminare angeboten, in denen dann auch noch weniger Plätze zur Verfügung stünden.

Vom Platzmangel seien auch immer mehr Studienrichtungen betroffen, so die Vorsitzende der ÖH Uni Wien, Maria Lettner (Liste Unabhängiger Studierender/LUST), und ihre Stellvertreterin Saskia Schindler (Kommunistischer StudentInnenverband). Neben den "klassischen" überlaufenen Studienrichtungen wie Publizistik und Jus seien mittlerweile auch Fächer wie Politikwissenschaften, Germanistik, Arabistik und Soziologie betroffen.
Unterschiedliche Anmeldesysteme
Die Anmeldesysteme und -modalitäten wiederum seien an fast allen Instituten unterschiedlich, meinte Fuchs: Die Studenten könnten sich auf nichts verlassen. Die Bandbreiten reichten von Versteigerungs- über Verlosungs- und Zettelsysteme bis zum guten alten frühmorgendlichen Anstellen.

Auch die Reihung nach Noten komme vor. In Verbindung mit diesen Verfahren stünde auch eine Selektion nach Kriterien wie "Hauptfach-Studierender" oder nicht auf dem Programm. Als "Zweitfach-Student" könne man etwa bereits sicher geglaubte Plätze wieder an "Hauptfach-Studierende" verlieren, obwohl man die Lehrveranstaltung dringend brauche.
ÖH: Schuld ist Bildungspolitik
Verantwortlich für die Probleme machen die Studentenvertreter die Politik von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP). Den Unis würde immer weniger Geld zur Verfügung stehen, deren Einsparungen wie Aufnahmestopps beim Lehrpersonal und das Streichen von Lehrveranstaltungen würde sich direkt auf die Studierenden auswirken.
ÖVP sieht hohe Investitionen in Universitäten
Nicht nachvollziehen kann ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek die Kritik der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an den schlechten Studienbedingungen. Der Bund investiere sehr viel in die Infrastruktur der Unis, betonte Brinek in einer Aussendung.

Seit Einführung der Studienbeiträge 2001 seien 181 Mio. Euro zur Verbesserung der Studienbedingungen an die Unis gegangen, aus den Forschungs-Sondermitteln 57 Mio. Euro für die Forschungsinfrastruktur. Die Unis müssten diese Mittel nun "zielgerichtet und effizient einsetzen". Darüber hinaus würden zahlreiche Uni-Bauten derzeit saniert.
->   ÖH-Kritik an Pragmatisierung Brineks (29.9.03)
Grüne fordern Gehrer-Rücktritt
Die Wissenschaftssprecherin der Wiener Grünen, Claudia Sommer-Smolik, forderte hingegen den Rücktritt von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP): "Zuerst Studiengebühren, dann eine Uni-Reform, die die Mitbestimmung weitgehend abschafft und ein Universitätsbudget, das zu solchen Missständen führt."

Mit ihrem "Unvermögen" zerstöre Gehrer fahrlässig den guten Ruf der österreichischen Universitäten, so die Gemeinderätin, die von 1995 bis 1997 selbst als ÖH-Chefin an der Uni Wien fungierte.
...
Die Mängelliste der ÖH
?bersicht ?ber die von der Hochsch?lerschaft aufgelisteten M?ngel an der Uni Wien bzw. an anderen Hochschulen.

Anmeldeverfahren f?r Lehrveranstaltungen:
UNI WIEN: Fr?hmorgendliches Anstellen steht etwa f?r Kunstgeschichte-Studenten auf dem Programm, auf die Bew?ltigung von schwer administrierbaren Zettelanmeldungen m?ssen sich Anglistik- und Amerikanistikstudenten gefasst machen. Moderner geht es in der Soziologie zu: Auf Grund des gro?en Andrangs bei der Online-Anmeldung st?rzte der Server am ersten Tag der Anmeldefrist ab, am zweiten Tag waren binnen 20 Minuten s?mtliche Lehrveranstaltungen des zweiten und dritten Studienjahrs ausgebucht.
UNI SALZBURG: Kommunikationswissenschafts-Studenten m?ssen Gl?ck haben, um bei der Verlosung von Vorlesungspl?tzen zum Zug zu kommen.

Hohe Durchfallerquoten:
UNI WIEN: Bei den Grundz?gepr?fungen in Internationaler Betriebswirtschaft fallen laut ?H bis zu 90 Prozent der Studierenden durch, an der Medizin-Fakult?t (k?nftig: Medizin-Uni Wien) schafften nur 482 Studenten den Aufstieg in den f?r 600 Studierende ausgelegten zweiten Abschnitt.
UNI LINZ: An der Sozialwirtschaft stehen Durchfallerquoten von 50 bis 80 Prozent auf der Tagesordnung.
UNI GRAZ: An der Medizin-Fakult?t (k?nftig: Medizin-Uni Graz) haben anstatt der erwarteten 264 Studierenden nur 124 die erforderlichen Pr?fungen geschafft, um an Lehrveranstaltungen des zweiten Studienabschnittes teilnehmen zu k?nnen (sp?ter ?bte man Nachsicht und lie? einige Studenten "auf Bew?hrung" in den zweiten Abschnitt).

Veraltete Ausstattung:
UNI WIEN: Die Physiker forschen auf veralteten Ger?ten, die technischen Ger?te am Institut f?r Astronomie k?nnen nicht repariert werden.

?berf?llte Lehrveranstaltungen:
UNI WIEN: Im AudiMax dr?ngen sich bis zu 1.000 Studenten in den Vorlesungen - "Boden-, Stiegen- und Gangpl?tze" sind daher nichts Seltenes. Auch an den einzelnen Instituten sind die S?le oft zu klein, versch?rft wird das Problem durch das Streichen zahlreicher Lehrveranstaltungen.

Warten auf Zeugnisse:
UNI WIEN: An vielen Instituten wie auf der Publizistik, Politikwissenschaft und Psychologie warten Studenten oft mehrere Monate auf das Ausstellen von Zeugnissen. Auch Begutachtungsfristen f?r Diplomarbeiten und Dissertationen werden h?ufig nicht eingehalten.

Personalmangel:
UNI WIEN: Die Betreuungsverh?ltnisse verschlechtern sich nicht zuletzt auf Grund von Aufnahmestopps. Auf der Psychologie gibt es f?r 8.000 Studenten nur neun ordentliche Professuren, wovon zwei unbesetzt sind. An der Publizistik gibt es f?r 6.000 Studenten drei ordentliche Professuren. Probleme gibt es auch an der Turkologie, der Germanistik und der Arabistik.
...
->   ÖH
->   Bildungsministerium
->   ÖVP
->   Grüne
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010