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Forscher kreierten Fötus mit drei genetischen Erzeugern  
  Chinesische Wissenschaftler haben versucht, ein Kind mit dem Erbgut von drei Menschen zu schaffen. Sie verwendeten das Sperma eines Mannes, um eine aus den Eizellen von zwei verschiedenen Frauen fusionierte Eizelle zu befruchten. Der so entstandene Embryo wurde einer Patientin eingesetzt. Sie erlitt allerdings nach wenigen Monaten eine Fehlgeburt.  
Die Forscher von der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou berichteten auf der Jahrestagung der American Society for Reproductive Medicine (ASRM) in San Antonio von ihrem Versuch, wie BBC Online meldete.

Die betroffene 30-jährige Frau litt demnach unter Fertilitätsproblemen. Zwei vorherige Versuche, eine Schwangerschaft durch die so genannte In-Vitro-Fertilisation (IVF) herbeizuführen, scheiterten. Daher verwendeten die chinesischen Wissenschaftler die in den USA entwickelte umstrittene Methode.
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Zwei Eizellen + Sperma = ein Kind mit drei biologischen "Eltern"
Eizellen bestehen aus einem Kern, der den größten Teil ihres Erbmaterials enthält, sowie dem umliegenden Material, dem so genannten Zytoplasma. Aus gesunden Spender-Eizellen wurde jeweils der Kern entfernt und durch den Nukleus von Eizellen der unfruchtbaren Frau ersetzt. Diese fusionierten Eizellen wurden anschließend mit dem Sperma befruchtet.

Zum Zytoplasma einer Eizelle gehören auch die Mitochondrien, bekannt als "Kraftwerke", die die Zelle mit Energie versorgen. Mitochondrien aber besitzen eigene Gene, wenn auch nur einen Bruchteil der rund 30.000 Gene, die im Zellkern zu finden sind.
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Drillingsschwangerschaft, aber kein Baby
Fünf der auf diese Weise entstandenen Embryonen mit drei genetischen Erzeugern wurden schließlich der Patientin eingesetzt.

Nach Angaben der Forscher wurde die Frau mit Drillingen schwanger. Einer der Embryonen wurde allerdings bereits in einem frühen Stadium abgetrieben, um den verbleibenden Föten eine größere Überlebenschance einzuräumen.

Dennoch kamen beide Kinder zu früh zur Welt (im vierten bzw. fünften Monat) und starben. Laut den chinesischen Wissenschaftlern war dies aber nicht auf die Technik zurückzuführen, sondern geschah aufgrund von Komplikationen durch die Mehrlingsschwangerschaft.
Mai 2001: Meldungen aus USA sorgen für Aufregung
Bereits vor rund zwei Jahren hatten diesbezüglich Meldungen aus den USA für Aufregung gesorgt: In einer Publikation beschrieben Forscher vom Institute for Reproductive Medicine and Science in St. Barnabas im US-Bundesstaat New Jersey eine von ihnen entwickelte Technik, die den chinesischen Forschern nun als Basis für ihr Experiment diente.
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Der Artikel "Mitochondria in human offspring derived from ooplasmic transplantation: Brief communication" von Jason A. Barritt,, Carol A. Brenner, Henry E. Malter und Jacques Cohen ist erschienen in "Human Reproduction", Bd. 16, Nr. 3, Seiten 513-516, vom März 2001.
->   Abstract des Originalartikels
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USA: 30 Kinder durch "Ooplasmic Transfer"
Anders als bei dem chinesischen Versuch waren die US-Forscher allerdings höchst erfolgreich: Insgesamt 30 gesunde Kinder waren demnach dank jener Technik - "Ooplasmic Transfer" genannt - geboren worden. Das älteste war damals bereits knapp vier Jahre alt.

Forscher in Europa und den USA kritisierten die Arbeit als ethisch äußerst bedenklich. Eingriffe in die Keimbahn sind in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern verboten.

In den USA dagegen bewegte sich das Forscherteam damals in einer rechtlichen Grauzone, da die Experimente aus privaten Mitteln finanziert wurden. Laut BBC Online ist die Methode mittlerweile aber auch dort verboten und China habe bereits angekündigt, die Embryonenforschung zu verbieten.
Hilfreich nur bei wenigen Frauen
Das Verfahren hilft im Übrigen nur einer kleinen Gruppe von unfruchtbaren Frauen. Bei ihr können die Eizellen zwar normal befruchtet werden, die entstandenen Embryonen sind dann aber nicht entwicklungsfähig.
Tests wiesen "fremde Gene" nach
Nach Angaben der US-Klinik haben Tests an zwei der erzeugten Kinder die fremden Gene nachgewiesen. Der Anteil am Erbmaterial betrage aber lediglich 0,03 Prozent und habe damit keinen Einfluss auf die Persönlichkeit der Kinder, hieß es 2001.
->   Mehr dazu: Die ersten Gentech-Babys wurden geboren (5.5.01)
->   BBC Online: Foetus with three parents created
->   Sun Yat-Sen Universität
->   American Society for Reproductive Medicine (ASRM)
Mehr zu Fortpflanzung und Embryonenforschung in science.ORF.at:
->   Gesundes Affenjunges aus transplantiertem Eierstockgewebe (13.10.03)
->   ''Fusion'' von menschlicher Zelle und Kaninchen-Ei (18.8.03)
->   Forscher kreiert zweigeschlechtliche Embryonen (3.7.03)
->   Embryonale Stammzellen erstmals durch Jungfernzeugung (24.4.03)
 
 
 
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01.01.2010