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Pasteur doch nicht Begründer der Mikrobiologie?  
  Der Ruf von Louis Pasteur als Begründer der Mikrobiologie ist nach Einschätzung eines britischen Forschers nicht berechtigt. Ein schottischer Arzt hat demnach die Bedeutung von Bakterien als Krankheitserreger bereits rund 20 Jahre vor dem Franzosen erkannt.  
Als erster Mensch habe der Chirurg John Goodsir aus Edinburgh eine bakterielle Infektion erkannt und geheilt, behauptet der britische Biologe Milton Wainwright nach der Durchsicht zeitgenössischer Dokumente.

"Die Idee, dass Pasteur die Erregertheorie 1860 entwickelte, ist absolut lächerlich", erklärte Wainwright gegenüber dem britischen Magazin "Nature".
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Goodsir entdeckte schon 1842 "Kleinlebewesen"
Demnach untersuchte Goodsir schon 1842 Erbrochenes eines kranken Buben unter einem Mikroskop und entdeckte dabei Kleinlebewesen, die er nach sich selbst Sarcina Goodsir benannte. Die Erreger sind heute unter dem Namen Sarcina ventriculi bekannt. Der Arzt heilte den Patienten antiseptisch mit Natriumhyposulfit und Karbolsäure.
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Mediziner konnte sich nicht durchsetzen
Goodsir veröffentlichte zwar seine Erkenntnisse, konnte sich aber innerhalb der Fachwelt nicht durchsetzen. Erst Pasteur schaffte es, die Medizin von der Bedeutung von Keimen als Krankheitsverursacher zu überzeugen.
Pasteur-Insitut verteidigt Lehrmeinung
Das Pasteur-Institut in Paris verteidigt dagegen die geltende Lehrmeinung: "Niemand hat behauptet, dass Louis Pasteur der erste und einzige war, der Bakterien für eine Infektionsquelle hielt", betonte eine Sprecherin.

Aber er habe dies als erster wissenschaftlich nachgewiesen, Wege zur Prävention von Infektionen erdacht und das Wissen darüber weiter verbreitet.
Pasteur als "Besieger der Tollwut"
Bild: APA
Louis Pasteur
Louis Pasteur erlangte Weltruhm als "Besieger der Tollwut". Der französische Chemiker gilt als Pionier auf dem Gebiet der Mikrobiologie, nicht zuletzt etwickelte er die nach ihm benannte Technik des "Pasteurisierens", die noch heute an vielen Lebensmitteln angewandt wird.

1854 wurde Pasteur als "Doktor der physikalischen Wissenschaften" Dekan der damals neuen naturwissenschaftlichen Fakultät in Lille. Von Lille aus begann sein eigentliches Lebenswerk, das sich auch der Erforschung und der Anwendung des erlangten Wissens in Sachen Mikroorganismen widmete.

Ab 1873 widmete er sich vor allem Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier: Über Arbeiten zur Hühnercholera entwickelte er 1880 die erste aktive Schutzimpfung mit lebenden Organismen (Cholera). Ein Jahr später hatte er bereits einen Impfstoff gegen Milzbrand, 1882 folgte ein Vakzin gegen den so genannten Schweinerotlauf.
Gründer des renommierten "Institut Pasteur"
Noch 1882 begann der Wissenschaftler mit seinem berühmtesten Projekt. Er erforschte die Tollwut (Rabies). Obwohl der Erreger nicht identifiziert werden konnte, feierte er 1885 einen Durchbruch. Erstmals wurde ein Vakzin gegen die tödliche Erkrankung am Menschen erprobt. Binnen eines Jahres wurden damals schon 2.682 Personen geimpft.

Mit den Einkünften aus der Tollwut-Impfung gründete Pasteur schließlich das "Institut Pasteur" und leitete dieses Zentrum der Wissenschaft von den Mikroorganismen, der Serologie und der Immunulogie bis zu seinem Tod.
->   Institut Pasteur
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Ein Artikel von Milton Wainwright zu dem Thema erscheint in "Advances in Applied Microbiology": "An alternative view of the early history of microbiology" (Bd. 52, im Druck).
->   "Advances in Applied Microbiology"
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->   "Nature Science Update": Pasteur knocked off pedestal?
 
 
 
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01.01.2010