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Gender- und Diversitätsmanagement an der WU Wien  
  Studierende der Wirtschaftsuniversität Wien können ab sofort Veranstaltungen zu "Gender- und Diversitätsmanagement" besuchen. Edeltraud Hanappi-Egger, die Leiterin des neuen Forschungsbereichs, klärt in einem Gastbeitrag Herkunft und Intention des neuen Kompetenzfeldes - und auch, warum seine Inhalte für Gesellschaft und Unternehmen in Zukunft immer wichtiger werden.  
Ein neues Kompetenzfeld der Betriebswirtschaft
Von Edeltraud Hanappi-Egger

Die Studierenden der Betriebswirtschaft an der WU Wien können ab diesem Wintersemester erstmals ein Kompetenzfeld "Gender- und Diversitätsmanagement" besuchen und sich für die neuen Herausforderungen im Bereich Personalmanagement und Organisation qualifizieren lassen.

Das Kompetenzfeld wird fächerübergreifend angeboten. Es umfasst 22 Wochenstunden, wovon zwölf Wochenstunden zu den Themen Personal, Führung und Organisation abgehalten werden. Angereichert wird das Lehrveranstaltungsangebot durch interdisziplinäre Fragestellungen aus Soziologie, Volkswirtschaft und Recht.
Neue Rollenbilder aufgrund veränderter Sozialstrukturen
Im Sinne des Gendermainstreaming-Ansatzes geht es in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ganz aktuell um den Abbau der Geschlechterhierarchien und die Überbrückung von Geschlechtssegmentierungen.

Traditionelle Rollenbilder sind auch angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen im höchsten Maße fragwürdig. So verlangen z.B. die steigende Komplexität der Probleme durch Globalisierung, die veränderten Sozialstrukturen, die wachsenden Bedeutung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und die damit verbundene Gefahr des Digital Divide neue Rollenverständnisse. Aber auch aus der Sicht von Unternehmen stellen sich entsprechend neue Aufgaben wie z.B. die Umsetzung geeigneter Personalmaßnahmen.
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Edeltraud Hanappi-Egger ist Dozentin für Angewandte Informatik an der TU Wien, seit 1.10.2002 Gastprofessorin und Leiterin des Arbeitsbereiches "Gender and Diversity in Organizations" an der WU Wien.
->   Gender and Diversity in Organizations, WU Wien
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Alte Probleme, neue Konzepte?
Während sich der Begriff "gender" auf eine geschlechtliche Kategorisierung bezieht, ist mit dem Diversitätsansatz - der aus den USA kommt - der differenzorientierte Ansatz gemeint. Mitarbeiter/innen haben in Abhängigkeit ihrer Identitäten, die aus mehreren Faktoren, wie Geschlecht, Alter, Ausbildung, Klasse, ethnische Herkunft, sexuelle Orientierung, Lifestyle etc. bestehen, sehr verschiedene Erfahrungsbereiche und Bedürfnisse.

Aufgabe des Diversitätsmanagement ist die konstruktive Nutzung dieser Unterschiede. In diesem Sinne stellen die Einrichtung des Arbeitsbereichs "Gender and Diversity in Organizations" an der WU und die Verankerung des Kompetenzfeldes in das Betriebswirtschaftsstudium einen innovativen Beitrag zur Erarbeitung neuer Konzepte dar, die die gegenwärtigen Dynamiken adäquat, d.h. kontextbezogen und damit realitätsnah, in den Blick nehmen.
WU Wien gibt Beispiel
Die WU Wien ist damit im europäischen Raum beispielgebend und reiht sich in die Reihe der renommiertesten internationalen Universitäten ein, die in steigendem Ausmaß Gender- und Diversitätsforschung etablieren.
Neuer Forschungsschwerpunkt ...
Die strategische und inhaltliche Orientierung des Arbeitsbereiches "Gender and Diversity in Organizations" liegt im Bereich Betriebswirtschaftslehre (BWL), wenngleich die Bearbeitung der genannten Problemfelder aufgrund ihrer Verfasstheit wissenschaftstheoretisch wie methodisch selbstverständlich interdisziplinär erfolgen muss.

Umgekehrt stellt die Gender- und Diversitätsforschung gerade für die BWL eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung des Fachbereiches dar. Es wird in Zukunft eine zentrale Qualifikationsfrage sein, inwieweit (Nachwuchs-)Führungskräfte befähigt sind, mit Anforderungen wie beispielsweise Managing Diversity oder Chancengleichheit umzugehen.
... für veränderte Qualifizierungsbedürfnisse
Aber auch in anderen Institutionen nimmt die Nachfrage an entsprechendem Know-how zu: im Öffentlichen Dienst (Frauenförderung, Gleichstellung, Gender Mainstreaming, Integrationsmaßnahmen), in der Wirtschaftsberatung (Weiterbildung, Gender-Awareness-Trainings, Diversity-Assessment, Prozessberatung, z.B. bei der Einführung von Equality-Projekten und Gender Mainstreaming) und im Non-Profit-Bereich (Management von Beratungsstellen, z.B. Gleichbehandlung, Diskriminierung, etc.).

Um diesen Anforderungen entsprechend begegnen zu können, bedarf es der kritischen Erweiterung und Reflexion etablierter Theorien und Modelle betriebswirtschaftlichen Handelns sowie der Erarbeitung neuer und innovativer Konzepte zur Geschlechterdemokratisierung.
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Begleitende Vortragsreihe
Begleitet wird das Kompetenzfeld "Gender- und Diversitätsmanagement" an der WU Wien von einer Vortragsreihe zur Theorie und Praxis des Themenfeldes. In den Vorträgen werden unterschiedliche Dimensionen des Gender- und Diversitätsmanagements behandelt, wobei die betriebswirtschaftliche Relevanz und die damit zusammenhängenden Qualifizierungserfordernisse im Zentrum stehen werden.

Im Wintersemester 2003/04 finden folgende Vorträge statt:

13.11.2003: Reinhild Engel
, Leiterin Grundsatzreferat Chancengleichheit Human Resources Policies & Systems Schering AG: Chancengleichheit in der pharmazeutischen Industrie - Position und Perspektiven

11.12.2003: Maga Dr in Sabine Steinbacher, Wissenschaftliche Leiterin von Im Kontext - Institut für Organisationsberatung, Supervision und Coaching, Wien: Gender und Diversitätsmanagement in Theorie und Praxis. Perspektiven der Organisationsberatung

23.1.2004 Dr. Dipl. oec. Iris Koall, DiVersion - Dortmund: Managing Gender & Diversity - theoretische Perspektiven einer praktischen Anforderung

Die Vorträge finden im Großen Sitzungssaal der WU Wien statt, jeweils um 18.00 Uhr
->   Nähere Informationen (pdf-Datei)
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01.01.2010