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Roboter helfen autistischen Kindern  
  Autisten haben durch eine Störung im Gehirn Probleme, die menschliche Kommunikation zu verstehen und zu deuten. Sie leben deshalb in ihrer eigenen Welt, die soziales Handeln nur in geringem Ausmaß möglich macht. Roboterspielzeug soll deshalb autistischen Kindern helfen, die menschliche Kommunikation zu entschlüsseln und zu erlernen.  
Soziales Handeln: Nonverbale Kommunikation entscheidend
Bild: ORF
Für soziales Handeln ist vor allem die nonverbale Kommunikation wichtig. Ein Lächeln, ein Blick, jede Mimik und Gestik vermittelt eine Botschaft und ist wichtig, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Aufgrund einer vermutlich genetischen oder chemischen Störung im Gehirn können Autisten diese Zeichen jedoch nicht deuten.

Nonverbale Kommunikation ist für sie unverständlich und deshalb auch nicht erlernbar. Weil andere Menschen scheinbar chaotische, irritierende Handlungen setzen, scheuen Autisten häufig auch den Kontakt zu ihnen.
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Autismus
Autismus ist seit 60 Jahren bekannt und betrifft etwa neun von tausend Menschen, wobei Buben viermal häufiger betroffen sind als Mädchen. Die Ursache für die angeborene Entwicklungsstörung ist noch nicht eindeutig geklärt, möglich sind genetische oder chemische Störungen im Gehirn. Autismus umfasst ein breites Spektrum an Einschränkungen der sozialen Interaktion, der sozialen Kommunikation und der Vorstellungskraft. Die Diagnose ist oft schwierig, weil die Symptome jenen der Gehörlosigkeit oder jenen von Verhaltensstörungen ähneln können.

Autisten vermeiden häufig soziale Kontakte, vor allem Augenkontakt, und können auf scheinbar banale Situationen sehr aufgeregt reagieren. Um ein halbwegs normales Leben führen zu können, brauchen autistische Kinder in den ersten drei Lebensjahren eine intensive Therapie und danach jahrelange tägliche Betreuung durch ihren ganz persönlichen Therapeuten.
->   Mehr über Autismus
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Interaktion lernen mit "Robota" und "Pekee"
Bild: ORF
Die deutsche Biologin und Robotikerin Kerstin Dautenhahn, die an der Universität von Hertfordshire in England arbeitet, möchte autistischen Kindern helfen, die Zeichen der Menschen verstehen zu lernen und damit aus ihrer Isolation herauszukommen. Als "Therapeuten" sollen Roboter dienen, mit denen die Kinder interagieren können.

Roboter bieten sich deshalb an, weil Autisten mit Technik ganz selbstverständlich umgehen. Vor allem Computer faszinieren sie, weil sie strukturiert und vorhersehbar sind. Roboterspielzeug wie die Puppe "Robota" oder der mit Rädern und vielen Sensoren ausgestattete Roboter "Pekee" bieten die Möglichkeit, die Kinder über die Technik langsam an menschenähnliches Verhalten zu gewöhnen.
->   Kerstin Dautenhahn (Universität von Hertfordshire)
Anstoß zu sozialem Kontakt
Bild: ORF
"Pekee" zum Beispiel reagiert auf die Nähe des Kindes mit einer Änderung seiner Fahrrichtung. Wenn er dem Kind zu nahe kommt, legt er den Retourgang ein und regt so das Kind an, ihm nachzugehen und eine Art von sozialem Kontakt aufzunehmen. Während das Kind mit ihm spielt, registriert er über seine Sensoren alle Berührungen und speichert ihre Art und Intensität.

Kerstin Dautenhahn und ihr Team wollen durch die Auswertung dieser Daten herausfinden, ob es bestimmte Muster im Verhalten der Kinder gibt und ob aus dem Spiel mit den Robotern tatsächlich eine Therapie für autistische Kinder entstehen kann.
Sehr unterschiedliche Reaktionen
Die Forschungsarbeit ist schwierig, weil Autismus sehr unterschiedliche Ausprägungen hat und die autistischen Kinder an der integrativen Grundschule in Stanford, an der die Roboter erprobt werden, auf den ersten Blick sehr unterschiedlich auf das Spielzeug reagieren.
Ziel: Von einfachem zu komplexem Verhalten
Besonders heikel ist die Arbeit auch deshalb, weil Autisten zu stereotypem Verhalten tendieren und dieses durch die Roboter noch verstärkt werden könnte, betont Kerstin Dautenhahn.

"Ich kann natürlich in dem Roboter ein bestimmtes Verhalten immer wieder hervorrufen, aber das darf nicht unser Ziel sein. Unser Ziel muss sein, das als ersten Eintritt in die Interaktion mit dem Kind zu nützen und dann sehr schnell zu nicht vorhersagbarem und mehr komplexen Verhalten überzugehen," so Dautenhahn.
Erste Erfolge
Die Wissenschaftler haben bei ihrer Arbeit aber bereits kleine Erfolge erlebt: Der fünfjährige Edward liebt das Spiel mit "Pekee" und hat sich sogar schon mit einem anderen Kind um den mausähnlichen Roboter gestritten - ein ungewöhnliches Verhalten für ein autistisches Kind.

Sonja Bettel, Modern Times
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Mehr dazu in Modern Times, 17. 10. 2003, 22.35 Uhr, ORF 2.
->   Modern Times
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->   Aurora Project (Autonomous mobile Robot as a Remedial tool for Autistic children)
->   Mehr zum Thema Autismus in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010