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Klimaschutz: Technologie im Tausch gegen Emissionen  
  Österreich produziert derzeit 86 Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr, die CO2-Emissionen sollen aber der internationalen Kyoto-Vereinbarung entsprechend auf 68 Millionen Tonnen gesenkt werden. Ein Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, sind Investitionen Österreichs in umweltfreundliche Wirtschaftsprojekte im Ausland. Österreich muss dafür weniger Treibhausgase hierzulande einsparen. Das Programm wurde am Montag vom Umweltministerium vorgestellt.  
Ein Prinzip - zwei neue Programme
Umweltschonende Technologie wird exportiert und die derart in einem anderen Staat reduzierten Treibhausgase werden Österreich gutgeschrieben. So baut zum Beispiel ein heimisches Unternehmen ein Wasser-Kraftwerk in Bulgarien und die Republik Österreich kann infolge 200.000 Tonnen CO2 als eingespart verbuchen.

Die zwei Formen dieser Kooperation werden als "Joint Implementation" (JI, für abgasreduzierende Wirtschaftsprojekte in Industriestaaten bzw. Transformationsländern) und als "Clean Development Mechanism" (CDM, für Projekte in Entwicklungsstaaten) bezeichnet.

Weltweit wurden im Vorjahr 100 derartige JI/CDM-Projekte durchgeführt, für heuer werden 200 erwartet.
Investitionen: 40 Prozent des Klimabudgets
Laut Umweltminister Josef Pröll werden in den kommenden drei Jahren 72 Millionen Euro in derartige JI/CDM-Projekte fließen, ab 2006 sollen es jährlich 36 Millionen Euro sein. Damit werden in das neue Klimaschutz-Programm 40 Prozent des gesamten österreichischen Klimabudgets investiert.
Kooperation spart bis zu fünf Mio. Tonnen Abgase
Der Umweltminister geht davon aus, dass dadurch bis zu fünf Millionen Tonnen Abgase eingespart werden können. Das entspräche etwa einem Viertel jener 18 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, die Österreich der internationalen Kyoto-Vereinbarung zufolge einsparen will.
"Verkäufer" von Emissionen
Als Verkäufer von "buchhalterischen Abgasen" treten z.B. Lettland, Bulgarien, Rumänien, Polen, Brasilien, China, Indien oder Costa Rica auf.

Für Österreich kommen als Partnerländer derzeit sechs Länder in Frage. Mit Bulgarien, Lettland, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn seien bilaterale Verträge vereinbart worden, so Umweltminister Josef Pröll (ÖVP).
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Beispiel VA-Tech
Das österreichische Unternehmen VA-Tech trägt zu diesem Programm z.B. Turbinen und Generatoren bei, mit deren Hilfe Strom aus erneuerbaren Energiequellen - Stichwort Wasser - gewonnen werden kann. Laut Erich Becker, Vorstand der VA Tech, wird außerdem in umweltfreundliche Eisen- und Stahlerzeugung investiert oder in Netzsicherheit (damit kein Strom auf dem Weg zum Endverbraucher verloren geht). Der Klimaschutz bestehe für ihn bzw. für sein Unternehmen vor allem in der Bereitstellung von Technologien, die wiederum die Energieproduktion umweltfreundlicher und effizienter machen.
->   VA-Tech
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Kommunalkredit als Mittlerin
Abgewickelt werden die JI/CDM-Projekte über die "Kommunalkredit Austria". Sie kauft für Österreich Einheiten ein, die hierzulande als Abgas-Reduktion wettgemacht werden können. Die andernorts eingesparten Treibhausgase kann sich dann Österreich zur Erreichung des Kyoto-Ziels anrechnen lassen. Die eingekauften Einheiten müssen durch Umweltschutzprojekte zustande gekommen sein.

Als Umweltschutzprojekte werden von der Kommunalkredit in diesem Zusammenhang Investitionen in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen angerechnet, in Energieträgerwechsel, in den Einsatz erneuerbarer Energien, in Vermeidung oder Verwertung von Deponiegas etc.
->   Kommunalkredit Austria
Vier bis sechs Euro pro Tonne
Derzeit seien die Preise für Emissionsrechte am internationalen Markt günstig, sagt der Vorstandsvorsitzende der Kommunalkredit Austria, Reinhard Platzer. Eine Tonne wird laut Kommunalkredit zwischen vier und sechs Euro gehandelt. Der Preis könnte steigen, wenn mehr Industrie- und Entwicklungsstaaten in das Geschäft mit Abgasen einsteigen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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Für Unternehmen, die sich für solche Emissionshandels-Projekte interessieren, hat das Umweltministerium die Homepages www.klimaschutz.at bzw. www.ji-cdm-austria.ateingerichtet.
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->   Landwirtschaftsministerium
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Was bringt der Handel mit CO2-Emissionen? (4.2.03)
->   Umweltminister plant Einstieg in den Emissionshandel (29.1.3)
->   Handel mit Treibhausgasen: Übung macht den Meister (16.12.02)
->   Europaweiter Emissionshandel ab 2005 (9.12.02)
->   Archiv zum Thema Kyoto-Protokoll
 
 
 
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01.01.2010