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Gentech-Pflanzen in der Umwelt: Ambivalente Studie  
  Keine einheitlichen Ergebnisse brachte eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Studie über die Auswirkungen von gentechnisch veränderten (GV) landwirtschaftlich genutzten Pflanzen. In zwei Fällen - bei Rüben und Raps - kamen die Experten zu dem Ergebnis, dass sich die GV-Varianten negativ auf die Umwelt auswirkten, bei Mais war es allerdings umgekehrt.  
Die Resultate werden in den Entscheidungsprozess der Briten, ob GV-Pflanzen zugelassen werden, einfließen. Auch im österreichischen Landwirtschafts- und Umweltministerium wurde die Untersuchung mit Interesse aufgenommen - und wird nun eingehend geprüft.
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Die Studie wurde vom britischen Department for Environment Food and Rural Affairs (Defra) durchgeführt, die Ergebnisse unter dem Titel "The Farm Scale Evaluations of spring-sown genetically modified crops" in den "Philosophical Transactions of the Royal Society (Biological Sciences)" (Bd. 358 vom 29. November 2003) online vorab veröffentlicht.
->   Zu den Studien
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Zusammenhang mit Artendichte untersucht
Die Studie war auf drei Jahre angelegt. Es sollte ergründet werden, wie sich gentechnisch veränderte Raps-, Zuckerrüben- und Maissorten gegenüber herkömmlich gezogenen Kulturen auf die Umwelt auswirken. Dazu wurden auf Versuchsfeldern etwa Insekten - vor allem Schmetterlinge und Bienen - sowie Unkräuter, als Nahrungsgrundlage von Insekten, untersucht.

Herbizide, also Unkrautvernichtungsmittel, wurden dabei in jedem Fall eingesetzt. Bei Raps und Zuckerrüben zeigte sich, dass in den GV-Feldern die Dichte an wild lebenden Insekten und Unkräutern geringer war, als in den herkömmlichen Feldern. Beim Mais waren die Ergebnisse allerdings umgekehrt, hier brachten die GV-Kulturen mehr Tiere und Unkräuter.
Pflanzen wurden Herbizid-resistent gemacht
Bei den gentechnischen Veränderungen der Versuchspflanzen handelte es sich durchwegs um so genannte Herbizid-Resistenzen. Das heißt, die Pflanzen werden durch das Einschleusen von Genen gegen bestimmte Pflanzengifte unempfindlich gemacht.

Anschließend kann das Gift dann weitgehend ohne Schaden gegen die jeweilige Kulturpflanzen eingesetzt werden. Anderes Grünzeug wird dagegen vernichtet. In der herkömmlichen Landwirtschaft ist der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln diffiziler.
Einsatz von umstrittenen Pflanzengiften
Dass sich bei Raps und Zuckerrüben in den GV-Feldern weniger Unkräuter und Insekten fanden, war zu erwarten. Es bedeutet nichts anderes, als dass das GV-System effizient arbeitet.

Das umgekehrte Ergebnis bei Mais wird nach erster Lektüre durch Experten des österreichischen Landwirtschafts- und Umweltministeriums unter anderem darauf zurück geführt, dass beim konventionellen Anbau das vielfach geächtete Herbizid "Atrazin" eingesetzt wurde. In Österreich ist dieses Mittel nicht zugelassen.
Pollenflug bis zu 26 Kilometer
Generell sieht man im Ministerium die Bedenken gegenüber GV-Pflanzen durch die Studie bestätigt. Es habe sich gezeigt, dass sich der Pollenflug bei Raps - also auch von GV-Raps - bis zu 26 Kilometer bemerkbar mache, hieß es dazu aus dem Büro von Landwirtschaftsminister Josef Pröll.
Ministerium: Lösung auf EU-Ebene
Das würde sich besonders in einer klein strukturierten Landwirtschaft wie in Österreich bemerkbar machen. Das Kapitel GV-Pflanzen in der Landwirtschaft müsse auf jeden Fall auf EU-Ebene gelöst werden. Zuvor seien Probleme zu klären, wie das Nebeneinander von Gentechnik, konventioneller und Bio-Landwirtschaft, sowie diesbezügliche Haftungsfragen.
Global 2000 für Gentech-Verbot
Global 2000-Vertreter forderten in einer Aussendung ein sofortiges Verbot von Gentech-Raps und Gentech-Rüben. Auf den GV-Rüben-Feldern gebe es laut britischer Studie 60 Prozent weniger Kräuter sowie weniger Schmetterlinge und Bienen, in den Rapsfeldern sogar 80 Prozent weniger Kräuter. Dadurch seien letztendlich auch Vögel wie die Lerche betroffen.
->   Department for Environment Food and Rural Affairs
->   Philosophical Transactions of the Royal Society (Biological Sciences)
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01.01.2010