News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Zwei Jubiläumsstipendien des IFK  
  Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens vergibt das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien zwei zusätzliche Stipendien. Eva Cescutti vom IFK stellt die beiden Nachwuchsforscher in einem Gastbeitrag in science.ORF.at vor.  
Zehn Jahre IFK: Die JubiläumsstipendiatInnen

Von Eva Cescutti

Das IFK Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien feiert am Donnerstag sein zehnjähriges Bestehen.

Seit seiner Gründung ist avancierte Nachwuchsförderung eines der Hauptanliegen des IFK. Zum Jubiläum werden - um die zentrale Rolle der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung im IFK-Programm zu akzentuieren - zwei Forschungsstipendien an zwei junge österreichische WissenschaftlerInnen verliehen.

Diese Jubiläumsstipendien, dotiert mit je 22.000 Euro, sollen den StipendiatInnen, Ralph Gabriel und Barbara Wittmann, für die Dauer eines akademischen Jahres ein finanziell abgesichertes wissenschaftliches Arbeiten an ihren Forschungsprojekten ermöglichen.
...
IFK: Gegründet 1993
Das IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien, wurde 1993 gegründet und hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens als zentraler Impulsgeber der österreichischen Humanwissenschaften etabliert. Es hat insbesondere drei gleichrangige wissenschafts- und bildungspolitische Ziele:

- die Beförderung einer fächerübergreifenden Wissenschaftskultur, die problemorientiert, methodenbewußt, selbstreflexiv und diskursiv ist und im Rahmen seiner öffentlichen Veranstaltungen und internen Seminare praktiziert wird;
- die Internationalisierung der österreichischen Humanwissenschaften durch die Einladung von renommierten GastwissenschafterInnen (Visiting Fellows), die avancierte Formen von Kulturwissenschaften betreiben, sowie durch die Kooperation mit vergleichbaren Institutionen des In- und Auslandes;
- die wissenschaftliche Nachwuchsförderung durch die Bereitstellung von Forschungs- und Diskussionsangeboten für jüngere (in der Regel österreichische) KulturwissenschafterInnen im Rahmen seines Junior- und Research-Fellow-Programms.
->   Mehr dazu: Zehn Jahre Forschungszentrum Kulturwissenschaften
...
Ralph Gabriel: Erbauern der Konzentrationslager
Der Architekt Ralph Gabriel beschäftigt sich mit den "Baumeistern des Schwarzen Ordens" - mit den Erbauern der nationalsozialistischen Konzentrationslager.

"Was gut funktioniert, sieht gut aus" - so lautete das Programm der Architekten am Anfang des 20. Jahrhunderts, das Kunst und Technik vereinigen und die Menschen auf neue Lebensformen einstellen sollte. Das Neue Bauen entwickelte sich zwar zum prägenden Stil, hat sich dabei aber auch überfordern lassen. Der Architekturkritiker Adolf Behne konstatierte 1930:

"Es kann doch niemand bezweifeln, dass die neue Baumethode als solche gar nicht nach dem Menschen oder einem menschlichen Ziel fragt. Sing Sing wird genauso modern gebaut wie eine neue Markthalle, ein Warenhaus genauso schick wie eine neue Siedlung, und wenn große neue Kasernen für ein neues Militär einmal notwendig werden sollten - oder sogar neue Riesenfabriken für Gaskriegsbomben, so werden sie wahrscheinlich genauso modern gebaut."
Exemplarische Rekonstruktion von Biographien
Gabriel rekonstruiert die Biographien jener, die tatsächlich für ein "neues Militär" gebaut haben - nämlich für die SS, der die Errichtung der Konzentrationslager oblag:

Ein Architekt, ein Bauingenieur und ein Bauleiter, die mit der Planung und Errichtung von nationalsozialistischen Konzentrationslagern beschäftigt waren, stehen dabei exemplarisch für die Akteure, ihre Handlungen, Motivationen und Denkweisen.

Gabriels Projekt ist - unter anderem - eine längst fällige Grundlagenforschung zum Personal im Dienste des SS-Bauwesens und zu seiner Organisationsstruktur.
...
Informationen zu Ralph Gabriel
Ralph Gabriel, geboren 1971 in Salzburg, 1992-2000 Studium der Architektur an der Technischen Universität Wien, Diplomarbeit: Memorial City. Zur Metamorphose des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen. Seit 2001 Doktoratsstudium an der Technischen Universität Berlin und der Technischen Universität Wien, Dissertationsprojekt: Baumeister des Schwarzen Ordens.
...
Barbara Wittmann: Erforschung der Kinderzeichnung
Die Kunsthistorikerin Barbara Wittmann beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der Kinderzeichnung von ihren Anfängen um 1885 bis 1930.

In der Moderne ist die Kinderzeichnung zu einem zentralen Instrument der psychologischen Diagnostik und Therapie geworden. Entwicklungs-, Persönlichkeits-, Sozial-, Intelligenz- und Wahrnehmungspsychologie greifen ebenso zur "Kunst der Kinder" wie Psychoanalyse und Kognitionsforschung.

Barbara Wittmann fragt nach den wissenschafts- und kulturhistorischen Ursachen und Bedingungen, unter denen im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gerade Bilder von Kindern Bedeutung erlangen konnten, obwohl ihnen zuvor jeder heuristische und ästhetische Wert abgesprochen worden war.
Bücher, Aufsätze, Ausstellungspraktiken ...
Wittmann bearbeitet dabei nicht nur diskurshistorisch und -analytisch die gut 300 Bücher und Aufsätze zum Thema, sondern berücksichtigt auch die Experimental-, Sammlungs- und Ausstellungspraktiken, die das wissenschaftliche Interesse an der Kinderkunst begleiteten.

Sie wird die Mittel dieses Forschungsprojekt zu einem Aufenthalt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin nutzen, das dem IFK seit langem durch gemeinsame Forschungsprojekte und -interessen verbunden ist.
...
Informationen zu Barbara Wittmann
Barbara Wittmann, geboren 1971 in Wien, 1990-1996 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, 1996-1999 Promotion im Fach Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, Dissertation: ¿Gesichter geben. Èdouard Manet und die Poetik des Portraits¿; seit 2000 wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Trier.
...
->   IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
->   Sämtliche IFK-Gastbeiträge in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010