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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Offener Informationszugang für alle gefordert  
  Seit langem wird - gerade in der Wissenschaft - über den freien Zugang zu Information diskutiert. Unter anderem existieren mittlerweile eine Reihe von Initiativen, die Forschungsergebnisse bzw. in Fachjournals publizierte Studien offen zugänglich machen wollen. In Berlin ist nun eine Konferenz zu diesem Thema zu Ende gegangen - mit der Unterzeichnung der "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen".  
Bei der dreitägigen Konferenz "Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities" im Berlin-Dahlemer Harnack-Haus der deutschen Max-Planck-Gesellschaft diskutierten international führende Experten über neue Zugangsmöglichkeiten zu wissenschaftlichem Wissen und kulturellem Erbe.
Weltweit und für jeden zugänglich
Medium der Wahl ist das Internet. Es soll nach dem Willen der Befürworter eines freien Zugangs - genannt "Open Access" - Wissen weltweit und für jeden, ob Laie oder Fachmann - zugänglich machen.

"Es wird erwartet, dass sich dadurch auch die Publikationspraxis und das bisherige System der Qualitätssicherung in den Natur- und Geisteswissenschaften stark verändern wird", heißt es in einer Aussendung der Max-Planck-Gesellschaft.
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Neue Wege beim wissenschaftlichen Publizieren
Wegen knapper Universitätsbudgets gehen etwa auch deutsche Hochschulen und wissenschaftliche Bibliotheken derzeit dazu über, die kommerziellen Großverlage beim Kauf wissenschaftlicher Zeitschriften zu umgehen. Alternative, hochschuleigene Publikationsplattformen werden aufgebaut - große Hoffnung wird dabei auf das Internet gesetzt.
->   Mehr dazu: Artikel vom 11. August 2003
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Aufruf an Forschungseinrichtungen und Kulturinstitutionen
In der "Berliner Erklärung" - gerichtet an Forschungseinrichtungen, aber auch Kulturinstitutionen wie Bibliotheken, Archive oder Museen - rufen die verschiedenen Wissenschaftsorganisationen nun dazu auf, das Internet für die wissenschaftliche Kommunikation und Publikation konsequent zu nutzen.

Die frei Information betrifft demnach wissenschaftliche Forschungsergebnisse ebenso wie Rohmaterialen und Metadaten, Quellen, digitale Repräsentationen von bildlichem und grafischem Material sowie wissenschaftliche Materialien in multimedialer Form.
Freier Zugang, Nutzungsrecht ...
Autoren bzw. Urheber sind dazu aufgerufen, allen Nutzern ein freies und unwiderrufliches Recht auf den Zugang zu ihren Daten einzuräumen. Zugleich erteilen sie die Genehmigung, das Werk (unter korrekter Angabe der Autoren- bzw. Urheberschaft) zu nutzen, zu kopieren und digital weiterzuverbreiten.
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Alle Arbeiten über Online-Archive abrufbar
Die vollständige Arbeit soll zusammen mit allen ergänzenden Materialien und der Erklärung über die Nutzungsrechte über ein Online-Archiv elektronisch bereitgestellt werden. Ein solches Archiv kann sowohl von akademischen Institutionen als auch von staatlichen oder privaten Organisationen betrieben werden, welche die Grundsätze des "offenen Zugangs" befolgen und eine langfristige Archivierung der Publikationsdaten gewährleisten.
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Auch kulturelles Erbe eingeschlossen
Die "Berliner Erklärung" der Wissenschaftsorganisationen steht nicht alleine. Sie schließt an die "Bethesda Declaration on Open Access Publishing" sowie die "Budapest Open Access Initiative" an. Beide forderten ebenfalls eine grundlegende Veränderung im System der wissenschaftlichen Publikationspraxis.

Neu ist allerdings das dezidierte Einschließen des kulturellen Erbes. Dies geht auf die Initiative von ECHO (European Cultural Heritage Online) zurück, einem von der EU-Kommission geförderten Pilotprojekt. Dabei entwickeln 16 Partner aus neun europäischen Ländern Lösungen, um das kulturelle Erbe im Internet zugänglich zu machen.
Renommierte Unterzeichner
Bislang haben hauptsächlich deutsche Wissenschaftsorganisationen die Erklärung unterzeichnet, hier allerdings finden sich die renommiertesten Institutionen des Nachbarlandes versammelt:

Unterzeichnet wurde die "Berliner Erklärung" unter anderem von den Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer Gesellschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Leibniz Gemeinschaft sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Auf internationaler Ebene vertreten ist etwa das französische Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Die Liste ist aber - so wie der geforderte Wissenszugang - offen für alle: Weitere Institutionen sind eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und die "Berliner Deklaration" zu unterzeichnen.
Lösungen für die Zukunft erarbeiten
An Lösungen für die Zukunft will man gemeinsam arbeiten: "Wir sind uns bewusst, dass sich beim Übergang zum 'Prinzip des offenen Zugangs' die rechtlichen und finanziellen Aspekte der Verbreitung des Wissens verändern werden", heißt es abschließend in der "Berliner Erklärung".

"Unsere Organisationen streben nach Lösungen, die die Weiterentwicklung der gegenwärtigen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen unterstützen, um so den bestmöglichen Zugang und Gebrauch zu erleichtern."
->   Eine Liste der Unterzeichner (www.mpg.de)
->   Die Berliner Erklärung (pdf-Dokument)
->   Bethesda Statement on Open Access Publishing
->   Budapest Open Access Initiative
->   Open Archives Initiative
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Globaler Zugang zu "Bio-Daten" (21.2.02)
->   Wissenschaft gratis für alle? (3.9.01)
->   Helge Torgersen: Die Zukunft der wissenschaftlichen Zeitschrift (6.7.01)
->   Verlage erleichtern Zugang zu Zeitschriften (9.7.01)
 
 
 
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01.01.2010