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Studie bestätigt: Gentherapie verursachte Krebs  
  Vermutet wurde es bereits, nun liegt die Bestätigung in Form einer Studie vor: Eine Gen-Therapie zur Behandlung des angeborenen, schweren Immun-Defizits X-SCID hat in zwei Fällen tatsächlich Krebs verursacht.  
Als "Albtraumszenario" bezeichnete dies der britischer Gen-Forscher Terry Rabbits. "Es ist Zeit, einen Schritt zurück zu machen und durchzuatmen", sagte der Wissenschaftler laut der Online-Zeitschrift "The Scientist".

Die Untersuchung, welche die bereits sei einigen Monaten gehegten Befürchtungen bestätigte, wurde in der jüngsten Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Science" veröffentlicht.
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X-SCID: Schwere Erkrankung des Immunsystems
X-SCID (Severe Combined Immunodeficiency Disorder) ist eine schwere Erkrankung des Immunsystems. Kinder, die mit dieser selten auftretenden Erbkrankheit zur Welt kommen, müssen in völlig sterilen Kunststoffzelten von der Umgebung abgeschirmt werden.

Ihre Lymphozyten (die weißen Blutkörperchen), zuständig für die Abwehr von Krankheitserregern im Körper, sind defekt. Ein einzelnes, fehlerhaftes Gen ist für das Versagen des Immunsystems verantwortlich. Daher sind diese Kinder äußerst anfällig für Infektionen jeglicher Art wie Pneumonia (Lungenentzündung) oder Meningitis und überleben ohne entsprechende medizinische Behandlung das erste Lebensjahr nicht.
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Knochenmark-Transplantation - oder Gentherapie
Als Therapie gegen X-SCID kommen Knochenmarkts-Transplantationen sowie eine relativ neue gentechnische Methode in Frage.

Dabei wird versucht, das fehlende oder defekte Gen - auf dem Y-Chromosom, daher sind nur Buben betroffen - in den Zellen durch gesunde Gene zu ersetzen. Die intakten Gene werden mittels Virus, der als so genannter Vektor dient, in die Zellen eingeschleust.
Insgesamt 14 Kindern wurden behandelt
In einer klinischen Studie wurden 14 Kinder in Frankreich und Großbritannien mit der neuen Therapie behandelt. Anfangs gab es euphorische Meldungen, die Kinder hätten ein funktionierendes Immunsystem entwickelt und seien als geheilt zu betrachten.
->   Mehr dazu: Zwei Artikel vom April und Juni 2002
Zwei Kinder erkranken an Leukämie
Rund drei Jahre nach der Behandlung erkrankten allerdings zwei der Buben an Leukämie. Der Verdacht, dass die Gen-Therapie dabei eine Rolle spielte, lag nah. Nun haben eingehende Untersuchungen ergeben, dass die Krebs-Fälle tatsächlich durch den Vektor, also das Virus, ausgelöst wurden.

Bei den beiden Kindern baute sich der Genabschnitt an einer falschen Stelle im Erbgut ein und löste dadurch die Entstehung der Leukämie aus. Weitere Versuche mit der neuen Therapie wurden bereits nach dem Auftreten der Krebsfälle gestoppt.
->   "The Scientist"
->   Alles zum Stichwort Gentherapie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010