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Wilfried Feichtinger zum Thema Menschen-Klonen  
  Reproduktives Klonen sollte nicht per se verurteilt werden. Für viele Paare, die auf herkömmlichen Wege kein Baby bekommen können, wäre das Klonen eine letzte Hoffnung. Ein Beitrag des Reproduktionsmediziners Wilfried Feichtinger zum Thema.  
Mit der Ankündigung von Prof. Antinori, noch heuer mit dem reproduktiven Klonen beginnen zu wollen, wurde eine wahre Medienlawine losgetreten. Viele Meldungen beinhalteten ein wahres Horrorszenario, das mich schließlich veranlasste, meinen Standpunkt zu diesem Thema in die Diskussion einzubringen.

Ich bin grundsätzlich für die Freiheit der Forschung und der Wissenschaft. Die im Moment gängigen emotionalen, unsachlichen Anschuldigungen gegen Forschung und Wissenschaft wie z. B. "wissenschaftlicher Größenwahn", "kriminelles Experiment" oder ähnliches sind absolut ungerechtfertigt.
Keine Klon-Versuche
Von mir und an meinem Institut werden selbstverständlich keine Klon-Versuche durchgeführt. In Österreich ist Klonen gesetzlich verboten, schon allein deswegen kommt es für uns nicht in Frage. Außerdem haben wir am Institut weder die erforderlichen Einrichtungen noch die hochspezifischen Kenntnisse.

Mir ist die Diskussion auf wissenschaftlicher Ebene zu diesem Thema eminent wichtig. Horrorszenarien in den Medien erschweren diese Diskussion.
Sollte die Diskussion letztendlich zu der Entscheidung führen, dass das Klonen von Menschen unterlassen werden soll, ist dies natürlich auch zu respektieren. Es gibt von meiner Seite keinerlei Intention, diese Reproduktionsmethode zu forcieren.
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Letzte Hoffnung für kinderlose Paare
Es gibt Fertilitätsstörungen, die nicht mit den bisher gebräuchlichen IVF-Methoden behandelt werden können. Für einen geringen Prozentsatz aller Paare, die auf herkömmlichen Wege kein Baby bekommen können, wäre das Klonen die letzte Hoffnung.
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Bedenken aus der Veterinärmedizin nicht stichhaltig
Die jüngst geäußerten Bedenken von Klonforschern aus der Veterinärmedizin sind nicht unbedingt stichhaltig. Die veterinärmedizinische Forschung im Bereich der IVF liegt noch weit hinter der menschlichen Reproduktionsmedizin.

Bei Laborversuchstieren werden häufig Inzuchtstämme (inbred strains), die von vornherein mit einer hohen Missbildungswahrscheinlichkeit belastet sind, verwendet. Dies könnte ein Grund für die oft zitierte hohe Missbildungsrate bei Tierversuchen sein.

Ein weiterer Grund dafür mag auch sein, dass im Tierversuch meist genetische Screening-untersuchungen an Embryonen und Feten (sind beim Menschen üblich!) entfallen. Die In-Vitro-Befruchtung gelingt bei sehr vielen Tierarten nur selten (das erklärt auch, warum im Tierversuch sehr viele Eizellen "verbraucht" werden).
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Ergebnisse nicht 100 Prozent auf den Menschen umlegen
Allerdings kann man solche Ergebnisse nicht 100 % auf den Menschen umlegen. Schlechte Tierversuchsergebnisse wurden bereits in den siebziger Jahren als Argumente gegen die IVF beim Menschen verwendet. Ungerechtfertigter weise natürlich, wie man heute aus der Routineanwendung erkennen kann.
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Als Präsident der A-Part, der weltweiten Vereinigung der privaten reproduktions-medizinischen Kliniken, die ich gegründet habe und deren Präsident ich bin, teile ich mit, dass das Thema "reproduktives Klonen" im Rahmen unseres letzten Kongresses besprochen wurde. Es gibt dazu verschiedene Standpunkte bei unseren Mitgliedern, in einer internen Studie wurde erhoben, dass 75,8 % aller Mitglieder unter bestimmten Voraussetzungen für reproduktives Klonen sind.

Eine offene Diskussion und eine Ankündigung über mögliche, geplante Vorhaben wie jenes von Prof. Antinori, ist jedenfalls Versuchen im Geheimen vorzuziehen.
->   wunschbaby.at
Lesen Sie mehr dazu in science.orf.at:
->   Christian Kopetzki: Klonen - rechtlich betrachtet
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->   Europarat verbietet das Klonen von Menschen
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->   Franz Fischl: Zur Thematik des reproduktiven Klonens
 
 
 
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01.01.2010