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ORF ON Science :  News :  Leben 
 
"Erstes Mal" von Spinnenweibchen bestimmt Schicksal späterer Freier  
  Weibliche Wolfsspinnen vergessen ihr "erstes Mal" nie. Die Umstände der ersten Paarung bzw. Umwerbung durch Spinnenmännchen entscheiden nach Erkenntnis einer US-Forscherin über Leben und Tod aller nachfolgenden Freier: Männchen mit Merkmalen, die der Umworbenen vertraut sind, dürfen demnach auf Sex hoffen. Verehrern aber, die sich vom ersten Partner zu stark unterscheiden, droht ein kannibalisches Ende.  
Bild: Eileen Hebets
Eine weibliche Wolfsspinne verspeist ein Männchen.
Weibliche Wolfsspinnen sind dafür bekannt, dass sie ihre Freier gerne töten und verspeisen. Als Maßstab legen die Spinnenweibchen die Erinnerung an ihre ersten Erlebnisse mit geschlechtsreifen Männchen an, fand Eileen Hebets vom Institut für Neurobiologie und Verhaltensforschung der Cornell-Universität in Ithaca (US-Bundesstaat New York) heraus.

Ihr Bericht erscheint in der Online-Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences".
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Der Artikel "Subadult experience influences adult mate choice in an arthropod: Exposed female wolf spiders prefer males of a familiar phenotype" ist als Online-Vorabpublikation in www.pnas.org erschienen (28. Oktober 2003, doi:10.1073/pnas.2333262100).
->   PNAS
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Unterschiedliches Aussehen der Spinnenmännchen
Hebets Studie basiert auf einem Versuch mit jungen, noch nicht geschlechtsreifen Weibchen und bereits geschlechtsreifen Männchen der Wolfsspinnenart Schizocosa uetzi.

Die Männchen dieser Art haben braun und schwarz pigmentierte Vorderbeine, die beim Paarungsritual eine wichtige Rolle spielen: Im Rahmen der komplizierten Werbung krümmen und wölben die Spinnenmännchen ihre - unterschiedlich gefärbten - Beine.
Erste Eindrücke - manipuliert mit Nagellack
 
Bild: PNAS

Ein erwachsenes Wolfsspinnenmännchen mit ornamentaler Pigmentation auf den Vorderbeinen.

Um die spätere Partnerwahl der Weibchen zu testen, betupfte Hebets die Beine von Wolfsspinnenmännchen mit braunem oder schwarzem Nagellack. Dann ließ sie die heranwachsenden Weibchen mit den sie umwerbenden Männchen zusammen - aber jeweils nur mit schwarz oder braun gefärbten.
Später: Beide Farben zur Auswahl
Als die Weibchen schließlich geschlechtsreif waren, führte Hebets sie mit Männchen beider Farben zusammen. Dabei stellte sie fest, dass die Weibchen sich fast durchgehend den Freiern hingaben, die bei dem Paarungsritual die vertraute Beinfärbung vorzeigten.

Männchen mit der nicht vertrauten Farbe dagegen wurden deutlich häufiger getötet und verspeist, berichtet die Forscherin.
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Spinnenmännchen stirbt plötzlichen Tod beim Sex
Im Tierreich finden sich eine Menge kurioser Geschichten rund um die Paarung - und nicht immer geht es dabei sehr liebevoll zu. Bekannt sind etwa die kannibalistischen Neigungen mancher Insekten und Spinnentiere, die nach der Paarung ihre meist widerstrebenden Partner fressen. Noch bizarrer mutet allerdings das Beispiel einer Spinnenart an: Die Männchen der schwarz-gelben Gartenspinne Argiope aurantia sterben nur wenige Minuten nach der Besamung - ohne Zutun der Weibchen am genetisch programmierten Herztod.
->   Mehr dazu in dem Artikel vom 25. Juni 2003
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Wirbellose: Orientierung an "sozialen Kennzeichen"?
Hebets weist darauf hin, dass verschiedene Wirbeltierarten, Vögel, Reptilien und vor allem Menschen, ihre Partnerwahl bekanntermaßen auch auf "soziale Interaktionen" begründen.

Ihre Studie zeige nunmehr, dass auch "wirbellose Tiere sich an sozialen Kennzeichen orientieren, und dass diese sogar durch den Reifeprozess hindurch erinnert werden. Solche Einflüsse lenken das erwachsene Verhalten und bestimmen möglicherweise sogar die Evolution von Merkmalen", merkt die Autorin an.
->   Department of Neurobiology and Behaviour der Cornell University
Mehr über Spinnen in science.ORF.at:
->   Angst vor Spinnen ist Millionen Jahre alt (14.10.03)
->   Menschen und Spinnen: Ähnliche Entwicklung? (18.6.03)
->   Gut getarnt? Die UV-Tricks der Krabbenspinne (22.1.03)
->   Täuschen statt Tarnen: Die Farbtricks der Stachelspinne (17.6.02)
 
 
 
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01.01.2010