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Massive Umorganisation der Uni Wien steht bevor  
  Die größte Hochschule Österreichs könnte schon bald nicht mehr wieder zu erkennen sein - zumindest was ihre Organisation betrifft: Mit fast 65.000 Studierenden ist die Universität Wien mit Abstand die größte Universität des Landes. Jede einzelne ihrer Fakultäten ist schon fast eine Uni für sich. Und genau diese Fakultäten könnten bereits ab 1. Jänner 2004 der Vergangenheit angehören. Im Rektorat überlegt man nämlich, die althergebrachten Fakultäten durch andere Organisationseinheiten zu ersetzen, schreibt der "Standard" in seiner heutigen Ausgabe.  
Eine Fakultät ist ein Organismus für sich - gerade innerhalb der riesigen Universität Wien. Das neue Universitätsgesetz gibt indes den Unis die Möglichkeit, sich völlig autonom zu organisieren, also auch die Fakultäten abzuschaffen. Sie stehen nun auf dem Prüfstand.
Zwei Varianten stehen zur Diskussion
Zwei Varianten sind in der Diskussion aufgetaucht: Wenn die Fakultäten aufgelöst werden, bedeutet das, dass die einzelnen Institute die Vereinbarungen darüber, was zu leisten ist, künftig mit dem Rektor direkt treffen.

Die zweite Möglichkeit: Die Fakultäten - ob sie nun Organisationseinheiten oder anders heißen - werden weniger und gestärkt und nehmen den Instituten jeglichen Verhandlungsspielraum.
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Machtkonzentration kontra "sinnlos große Einheiten"
"Es gibt zwei Optionen: Wenn wir alle Institute in etwa 40 bis 50 Organisationseinheiten zusammenfassen, die dem Rektor unterstehen, haben wir eine ungeheure Machtkonzentration in einer Hand. Wenn wir die Institute in fünf bis sieben Organisationseinheiten fassen, haben wir mächtige Dekane und sinnlos große Einheiten", zitiert der "Standard" einen Professor.

Laut Bericht der Zeitung sind von der Neuorganisation lediglich die juridische, die katholische sowie die evangelische Fakultät ausgenommen.
->   "Der Standard"
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Kritikpunkt: Zu große Machtfülle des Rektors
Der Rektor hat Reform-Projektgruppen aus Uni-Vertretern eingesetzt. Eine davon leitete die Professorin für Sinologie Susanne Weigelin-Schwiedrzik. Sie kennt die Kritikpunkte vor allem von Assistenten, dass der Rektor durch die Auflösung der Fakultäten eine zu große Machtfülle bekäme, quasi alleine über Lehre und Forschung bestimmen könnte:

"Ich weiß nicht, ob die Kritik richtig ist, aber die Darstellung stimmt: Das ist die eigentliche Zielsetzung dieser Umorganisation", erklärte die Sinologin gegenüber dem ORF-Radio. Der Rektor wolle in Zukunft stärker auf die Organisationen und Aktivitäten an seiner Universität einwirken.

Er "möchte deshalb aus diesem vielgliedrigen System mit Rektorat, Fakultät, Institut und manchmal auch noch Abteilungen innerhalb des Instituts ein zweigliedriges System machen. Unterhalb des Rektorats wird es in Zukunft nur noch eine Ebene geben, die Personal- und Budgethoheit hat."
Größerer Konkurrenzruck befürchtet
Das schließt zwar auch künftig die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Instituten nicht aus, mache sie aber wenig wahrscheinlich, da der Konkurrenzdruck untereinander sehr groß werde, bemängeln Kritiker.
Fakultäten in reformierter Form
Weigelin-Schwiedrzik und ihre Projektgruppe wollen jedenfalls die Fakultäten beibehalten, wenn auch in reformierter Form. Die besten Unis weltweit seien alle in Fakultäten gegliedert, meint die Wissenschaftlerin.
Rektorat: Abschaffung noch nicht offiziell vorgeschlagen
Im Rektorat der Uni Wien gibt man zu bedenken, dass die Abschaffung der Fakultäten noch nicht offiziell vorgeschlagen sei.

Die Sache müsse dann noch den Senat der Universität und schließlich den Uni-Rat durchlaufen. Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, war für keine Stellungnahme zu erreichen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at
->   Universität Wien
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Stichwort Uni-Reform
 
 
 
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01.01.2010