News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
US-Forscher entwickelten gefährliche Mauspocken  
  Ein US-Forscherteam hat ein Pockenvirus entwickelt, das für Mäuse extrem tödlich ist, weder Impfungen noch Medikamente können die Tiere schützen. Das Argument für die - bereits in die Kritik geratenen - Forschungen: Vorbeugung gegen möglichen "Bioterrorismus".  
Basis der Versuche war das Mäusepockenvirus. Ähnliche gentechnische Veränderungen führten die Wissenschaftler zudem auch bei einem Rinderpocken-Virus durch, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" in seiner aktuellen Ausgabe. Jener Erreger soll ebenso nur für Mäuse tödlich sein.
...
Der Artikel "US develops lethal new viruses" erscheint in der aktuellen Ausgabe des "New Scientist" vom 1. November (Seiten 6-7). In www.newscientist.com wurde der Text bereits veröffentlicht.
->   Der Artikel in "New Scientist Online"
...
Nötig zur Wappnung vor Bioterrorismus
Diese Forschungen seien nötig, um gegen mögliche derartige Entwicklungen von Bioterroristen gewappnet zu sein, argumentierte Mark Buller von der University of St. Louis. Vor allem Pockenviren werden in diesem Zusammenhang immer wieder als potenzielle Waffe genannt.

Kritiker halten die Arbeiten für inhaltlich überflüssig und sogar gefährlich. Für Menschen gelten die neuen Viren - bislang zumindest - nicht als gefährlich.
"Große Bedenken gegen solche Versuche"
"Ich habe große Bedenken gegen solche Versuche mit Pockenviren, die auf andere Spezies überspringen könnten", sagte Ian Ramshaw von der Australian National University in Canberra, der mit seinem Team vor zwei Jahren bei der Suche nach einem Impfstoff durch Zufall eine weitere gefährliche Mauspocken-Variante herstellte.

Die australischen Wissenschaftler wollten mit Hilfe gentechnischer Eingriffe ursprünglich ein Virus schaffen, das die Vermehrungsrate von Mäusen dämpft. Im Labor entstand jedoch ein für die Tiere absolut tödliches neues Virus.
->   Mehr dazu: Killer-Virus für Mäuse als Biowaffe? (12.1.01)
Rinderpocken sollen nur Mäuse infizieren
Buller betonte auf einer Bio-Sicherheits-Konferenz in Genf, dass die gentechnisch modifizierten Rinderpocken nur Mäuse und keine Rinder oder gar Menschen infizieren würden. Tiertests sollen folgen.

Die veränderten Pockenviren seien nicht ansteckend, betonte auch Ramshaw, so dass sich keine weltweite Epidemie entwickeln könnte. Dennoch sei gerade jener Aspekt für Bioterroristen möglicherweise reizvoll, denn so könnte die Krankheit nicht auf sie selbst zurückfallen, sondern nur ausgewählte Opfer treffen, heißt es im "New Scientist".
Gen schaltet Immunsystem ab
Die Forscher erzeugten das aggressive Virus, indem sie ein Gen (IL-4) hinzufügten, das zwar eigentlich zum körpereigenen Abwehrmechanismus gehört, tatsächlich aber das Immunsystem an einer zentralen Stelle abschaltete.

Die Arbeit an dem Rinderpockenvirus nannten die Kritiker überflüssig, da bereits durch andere Forschungen an Kaninchenpocken gezeigt worden sei, dass die genetische Veränderung am IL-4-Gen nicht nur bei Mauspocken funktioniere.
->   "New Scientist"
->   Forschungshomepage Mark Buller
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Was wäre wenn: Pocken als biologische Waffe (13.12.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010