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Immer mehr Internet- und Spielsüchtige  
  Alkohol und Nikotin sind jene Stoffe, von denen in Österreich die meisten Menschen abhängig sind. Doch Sucht muss nicht "substanzgebunden" sein: Internet und Spiele "holen auf".  
Grafik: APA, Quelle: Anton Proksch Institut
Bis zu zwei Prozent der erwachsenen Österreicher sind spielsüchtig, rund 50.000 kommen vom "Netz" nicht mehr los. Dies erklärten am Mittwoch Fachleute bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Anlass: das Anton-Proksch-Institut eröffnet am Donnerstag eine entsprechende Beratungsstelle in Baden bei Wien.

Dass die Betreuung von Suchtkranken auf einen großen "Markt" stößt, betonte Rudolf Mader, Leiter des Instituts: "Wir haben im vergangenen März unsere neue Frauen-Abteilung eröffnet. Wir sind voll und müssen derzeit schon Termine bis zum März kommenden Jahres vergeben."
Sucht ohne Drogen
Grafik: APA, Quelle: Anton Proksch Institut
Während in der öffentlichen Debatte vor allem die Abhängigkeit von illegalen Drogen im Mittelpunkt steht, sind es zunehmend ganz andere Süchte, welche die Menschen plagen.

Roland Mader, Leiter der nun entstandenen Suchtberatung Baden im ehemaligen Hotel Esplanade: "Drei bis vier Prozent der Erwachsenen haben ein problematisches Spielverhalten. Ein bis zwei Prozent sind krankhafte Spieler. 45 Prozent davon beginnen damit vor dem 18. Geburtstag. 90 Prozent der Spielsüchtigen sind männlich. Männer bevorzugen Spiele wie Black Jack, die eine Illusion von strategischer Beeinflussbarkeit vermitteln. Frauen bevorzugen Spiel-Automaten."
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Suchtberatung Baden Tel.: 02252/25-94-47
->   Anton-Proksch-Institut
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Durchschnittlich 50.000 Euro Schulden
Das Zocken bzw. die tönende und blinkende Welt der Automaten kann in die Abhängigkeit führen. 89 Prozent der wegen Spielsucht Behandelten haben zumindest 50.000 Euro Schulden. Zumeist vergehen 15 Jahre, bis die Betroffenen in Therapie kommen.
50.000 Internet-Süchtige in Österreich
Genau so schlimm ist die Internet-Sucht, sagt Hubert Poppe: "In Österreich sind rund 50.000 Menschen internet-süchtig. Das sind rund drei Prozent der User." Da wird - zumeist auf der Basis einer psychischen Reifungsstörung der Persönlichkeit - rund um die Uhr gechattet bzw. gesurft.

Poppe über Spezifika dieser Abhängigkeit: "70 Prozent der Betroffenen stehen dazu und sagen 'Ich bin abhängig'. Zwei Drittel dieser Suchtfälle finden wir im Kommunikationsbereich (chatten), dann folgt Online-Spiel, ein kleinerer Teil betrifft Online-Shopping. Hinzu kommt, dass jemand, der sich mit dem Computer auskennt, 'in' ist." Während von illegalen Drogen Abhängige schon eine Art Therapie haben, wenn man sie aus ihrer Subkultur holt, ist das beim Internet laut Poppe unvergleichlich schwieriger.
Essstörungen - vor allem Frauen betroffen ...
Offenbar greift aber auch die Fresssucht um sich. Die Psychologin Sandra Waigmann-Pölzl: "Rund 200.000 Österreicher entwickeln im Laufe ihres Lebens Essstörungen. 95 Prozent davon sind Frauen."
... doch die Männer "holen auf"
Doch es gibt Zahlen, wonach auch schon jeder zehnte Mann eine Essstörung aufweist. Hier handelt es sich zumeist um eine Ausformung des "Adonis-Komplexes". Immer mehr bis zum Krankhaften werden durchgestylte Körper samt "Waschbrettbauch" forciert.

Auf der anderen Seite sind 35 Prozent jener Menschen, welche an schweren Fress-Attacken (Binge-Eating) leiden, Männer. Die Expertin: "Sie stopfen wahllos Lebensmittel in sich hinein."
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Spiel- und Internetsucht: 250.000 Österreicher betroffen (13.10.03)
->   Mädchen wollen dünner, Burschen muskulöser sein (29.7.03)
->   TV-Konsum beeinflusst Sorge um Gesundheit (27.2.03)
->   Drogenbericht 2002: Mehr "alternative" Substanzen (9.12.02, ORF.at)
 
 
 
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01.01.2010