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Gemischte Reaktionen auf die Forschungsinitiative  
  Die Opposition betrachtet die Forschungsinitiative der Regierung mit kritischem Blick: Die SPÖ bezweifelt, dass das ehrgeizige Ziel einer Forschungsquote von 2,5 Prozent bis 2006 erreicht werden kann. Die Grünen kritisieren erneut, dass die von der Regierung angepriesenen Sondermittel aus dem großteils schon jetzt vorhandenen Budget kämen. Die beiden großen Fonds wiederum - FFF sowie FWF - geben sich abwartend, während etwa die Industriellenvereinigung die Pläne der Regierung positiv beurteilt.  
Für "schlicht unwahr" hält SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal die Ansage der Regierung, dass durch ihre Initiative das Ziel einer Forschungsquote von 2,5 Prozent bis 2006 erreicht werden kann.
->   Hintergrund: Regierungspläne zur Forschungsförderung (5.11.03)
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10.000 neue Arbeitsplätze wären nötig
Um diese Vorgabe erreichen zu können, müsste die Privatwirtschaft zusätzliche 2,4 Milliarden "Forschungs-Euro" aufwenden und 10.000 neue Arbeitsplätze in der Forschung geschaffen werden - rund 3.500 an Unis und Akademie der Wissenschaften sowie 6.500 in der Privatwirtschaft, erklärte Broukal am Mittwoch in einer Aussendung. Allerdings sei die Regierung die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, wie eine Ausweitung der Forschungstätigkeit vor sich gehen solle.
->   SPÖ
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Grüne: "Alte Hüte neu verkauft"
Einen "ersten Schritt zur finanziellen Absicherung der Forschung sieht der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, in den Regierungspläne.

Dies bedeute aber nicht, dass demnächst "Milch und Honig in die österreichische Forschungslandschaft fließen", denn die neuen Forschungsgelder würden sich zum überwiegenden Teil aus bereits jetzt schon vorhandenen Budgetmittel zusammensetzen. "Alte Hüte werden damit geschickt als neu verkauft", so Grünewald.

Kritisch sieht der Grün-Politiker die geplante Neustrukturierung der Forschungsförderung. Hier sei der Wunsch der Regierungsparteien "mehr Einfluss und Kontrollmöglichkeiten über die Vergabe von Forschungsbudgets zu bekommen unverkennbar".
->   Grüne
AK: Forschungsoffensive ist "Leichtgewicht"
Wenig beeindruckt zeigte sich auch Arbeiterkammer(AK)-Präsident Herbert Tumpel von den Plänen der Regierung. Die Forschungsoffensive sei ein "Leichtgewicht", bei den zusätzlichen 125 Mio. Euro durch die Nationalstiftung handle es sich um einen "Etikettenschwindel".

"Da wird Geld reingerechnet, das jetzt schon von der Nationalbank für die Forschung kommt, und ERP-Mittel werden umgeleitet", betonte Tumpel in einer Aussendung. Unterm Strich gäbe es zehn bis maximal 15 Millionen Euro zusätzlich für Forschung und Technologie.
->   Arbeiterkammer (AK)
IV will mehr Anstrengungen der Wirtschaft
Mehr Forschungs-Anstrengungen der Wirtschaft stellte hingegen der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Peter Mitterbauer, in Aussicht.

Durch das Innovationspakt der Regierung werde der Standort Österreich gesichert, die Industrie wiederum könne ihre F & E-Anstrengungen erhöhen, falls die Mittel wirtschaftsnah eingesetzt würden, meinte IV-Generalsekretär Lorenz Fritz in einer Aussendung.

"Volle Unterstützung" von der IV gibt es für die Nationalstiftung - es bedürfe aber einer "Präzisierung und Verbesserung des Gremiums zur Entscheidungsfindung, wie die Mittel vergeben werden". Entscheidungen müssten von den zuständigen Ministern nach den strategischen Empfehlungen des Forschungsrats getroffen werden.
->   Industriellenvereinigung (IV)
->   Mehr zur geplanten Forschungsstiftung in science.ORF.at
ÖH: Vertreter der Unis sollten in Stiftungsrat
Eine konträre Position nimmt hingegen die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) ein. Die Ministerien sollten sich aus dem Entscheidungsgremium zurückziehen und "schauen, dass die Stiftung ordentlich dotiert wird", so der stellvertretenden ÖH-Chef Ralph Schallmeiner gegenüber der APA.

In dem "ständigen tagenden" Gremium müssten hingegen Vertreter der Unis, der Studenten und des Mittelbaus vertreten sein. Dadurch würde gewährleistet, dass es in der Forschung "nicht nur darum geht, dass man Geld zur Verfügung stellt, um nachher mehr davon wieder herauszuholen". Vielmehr müsse etwa auch der Nachwuchsförderung eine Chance gegeben werden.
->   Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)
Für FFF sind Pläne "Arbeitshypothese"
Der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) sieht durch die von der Regierung geplante Zusammenlegung mit anderen wirtschaftsorientierten Fördereinrichtungen seine Eigenständigkeit noch nicht verschwunden.

"Für mich ist das eine Arbeitshypothese", sagte Gunther Krippner im Anschluss an den Reformdialog zur APA.
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Hintergrund: Die Details der Zusammenlegung
Konkret plant die Regierung die Zusammenführung des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF), der Technologieimpulse GmbH (TIG), der Austrian Space Agency (ASA) und des Büros für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation (BIT) in eine "neue gesellschaftliche Struktur", ohne allerdings schon Details über diese Struktur zu nennen. Geplant ist auch ein "Haus der Forschung", in dem ein Großteil der Forschungsförderungseinrichtungen des Bundes - darunter FFF und FWF - räumlich zusammengefasst werden sollen.
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Einbindung in Reform wird positiv gesehen
Der FFF habe sich schon bisher erfolgreich "gegen Konzepte wehren können, die hinter seinem Rücken ausgearbeitet wurden", erklärte Krippner im Hinblick auf frühere Papiere zur Reform der Forschungsförderungslandschaft und begrüßte, dass man nun die Beteiligten einbinde.

Es müsse klar sein, dass eine Reform der wirtschaftsnahen Forschungsförderung das Ziel habe, bessere Bedingungen als bisher zu bieten, "alles muss sich diesem Ziel unterordnen", so Krippner.
Höhere Transparenz der Förderprogramme
Der FFF-Präsident warnte auch davor, dass in den neuen Strukturen Leute "nur aus parteipolitischen Beweggründen in Top-Positionen kommen".

Krippner erwartet sich zudem, dass künftig eine wesentlich höhere Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Professionalität bei der Entwicklung neuer Förderprogramme sicher gestellt werde, auf Grund der Begrenztheit der Mittel sei es nicht egal, wer die Programme mache.

FFF-Geschäftsführer Herbert Wotke wies darauf hin, dass jede gravierende organisatorische Veränderung Turbulenzen bewirke und es einige Zeit dauere, bis alles wieder reibungslos funktioniere.
->   FFF
FWF: Bekenntnissen sollen Taten folgen
Der Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Georg Wick, sieht in den Regierungsplänen einen "richtigen Schritt in die richtige Richtung". Er wies aber darauf hin, dass die Grundlagenforschung "wenig Lobby" habe.

Die Frage sei, ob den Bekenntnissen zur Grundlagenforschung auch tatsächlich Taten folgen und der FWF auch entsprechende Anteile aus den Forschungssondermitteln und der Ausschüttung der Nationalstiftung erhalte, so Wick gegenüber der APA.
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Hintergrund: FWF soll unabhängig bleiben
Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) bleibt unabhängig, Reformen des Fonds sind aber geplant - in Anpassung an das Universitätsgesetz (UG) 2002. So soll ein Aufsichtsrat eingerichtet sowie das Kuratorium und die Delegiertenversammlung "verschlankt" werden. Die Funktion des Fonds-Präsidiums und der Referenten werden künftig öffentlich ausgeschrieben.
->   FWF
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IHS beurteilt die Pläne positiv
Positiv zu den Vorhaben äußerte sich der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer. Vor allem mit den steuerlichen Maßnahmen seien die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das Problem der zu geringen Forschungsleistungen der österreichischen Industrie verschwinde.
Jetzt geht es um das "Fein-Tuning"
Nun gehe es aber um das "Fein-Tuning". So gebe es eine Förderlücke zwischen FWF und FFF im Bereich technische Wissenschaften. Auch das Problem der schlechten Forschungs-Performance der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die sich etwa an der geringen Beteiligung am 5. EU-Forschungsrahmenprogramm zeige, sei noch nicht gelöst.

Ein besonderes Augenmerk müsste man nach Ansicht Felderers auch auf den Bereich Weiterbildung legen. Hier sei ein ausreichendes Angebot notwendig, wenn man ausländische Firmen nach Österreich holen wolle.

Schließlich forderte der Wirtschaftsforscher eine "aggressivere Vorgangsweise" der Austrian Business Agency (ABA), die sich gezielt an ausländische Unternehmen des Forschungsbereichs wenden sollte, um diese nach Österreich zu holen.
->   Institut für Höhere Studien (IHS)
->   Alles zum Stichwort Forschungsförderung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010