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Osteoporose: Neues Medikament für Knochenaufbau  
  Bis zu 750.000 Österreicher leiden an Osteoporose, in der Mehrzahl Frauen. Doch nur ein Fünftel von ihnen wird behandelt. Für von schwerem krankhaften Knochenschwund Betroffene gibt es jetzt ein neues Behandlungsprinzip: Die Stimulierung der knochen-aufbauenden Zellen durch ein gentechnisch hergestelltes Hormon-Fragment.  
Bisher v.a. Mittel zur Hemmung von Knochenabbau
Zur Therapie des krankhaften Knochenabbaus (Osteoporose) standen bisher als wirksamste Medikamente so genannte Bisphosphonate zur Verfügung. Sie hemmen den Knochenabbau. Mittel für einen verstärkten Aufbau an Knochenmaterial standen bisher nur sehr beschränkt zur Verfügung.
->   Mehr über Bisphosphonate (krebsinfo.de)
Anabole Wirkung
Das neue Medikament hat hingegen eine solche anabole Wirkung. Parathormon - in niedriger Dosierung regelmäßig injiziert - fördert die Knochen-Neubildung. Die Dosierung beträgt täglich 20 Mikrogramm, die Anwendung erfolgt durch Eigeninjektion unter die Haut, ähnlich wie beim Insulin durch Diabetiker.
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Behandlung soll 18 Monate lang dauern
Bei dem Medikament handelt es sich um ein gentechnisch produziertes Fragment des Parathormons, das vom Körper in den Nebenschilddrüsen gebildet wird und den Kalziumhaushalt regelt. Der Wirkstoff Teriparatid besteht nur aus den für die Wirkung wichtigsten 31 Aminosäuren des "echten" Hormons. Es muss täglich unter die Haut injiziert werden.

Die Behandlung erfolgt über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren. Dabei kommt es laut klinischen Studien zu einem Anstieg der Knochendichte um rund zehn Prozent. Dieser Zuwachs bleibt offenbar auch noch zumindest zweieinhalb Jahre nach Ende der Therapie erhalten.
->   Mehr über Forsteo (Lilly UK)
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Österreichische Beteiligung an Zulassungsstudie
Harald Dobnig von der Abteilung für Endokrinologie
der Medizinischen Universitätsklinik in Graz und sein Team haben an der internationalen Zulassungsstudie für das Medikament mitgearbeitet. Sie wurde an rund 1.600 Patientinnen mit einem hohen Risiko, nach einem ersten Wirbekörpereinbruch auch noch weitere zu erleiden, durchgeführt.

Die Probandinnen erhielten 20 oder 40 Mikrogramm des Medikaments täglich bzw. ein Placebo. Zusätzlich nahmen sie Kalzium und Vitamin D ein.
Eindeutig positive Resultate
Dobnig: "Es gab eine 65-prozentige Reduktion der Patientinnen, die neue Wirbelkörperfrakturen erlitten haben. Weiters kam es zu einer Absenkung der Häufigkeit von weiteren zwei oder mehr Wirbelkörperfrakturen um 77 Prozent. Schließlich zeigte sich ein dramatischer Abfall der Häufigkeit mittelschwerer und schwerer Wirbelkörperfrakturen um 90 Prozent."
Für Patientinnen, die auf andere Therapien nicht ansprechen
Das Medikament ist für eine Behandlung bis zur Dauer von 18 Monaten zugelassen. In Österreich unterliegt es der Chefarzt-Genehmigung. Der Beginn der Behandlung muss in einem spezialisierten Zentrum erfolgen.

Laut Dobnig bezahlen die österreichischen Krankenkassen das Medikament dann, wenn Patientinnen bei herkömmlicher Osteoporose-Therapie weitere Frakturen erleiden. Der Grazer Experte würde sich allerdings wünschen, dass dies zum Beispiel auch bei Patienten mit zwei oder mehr Wirbelkörpereinbrüchen geschieht. Zeitweise Bedenken, wonach "Teriparatid" auch Knochentumoren auslösen könnten, wurden offenbar durch umfangreiche zusätzliche Untersuchungen ausgeräumt.
->   Die Bewertung der FDA
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Osteoporose
Weltweit leiden mehr als 150 Millionen Menschen an Osteoporose, rund 700.000 sind es in Österreich. Die mit zunehmendem Alter abnehmende Knochendichte führt zunächst - etwa in einem Durchschnittsalter der Betroffenen von 65 bis 70 Jahren - zu Wirbeleinbrüchen. Die Folge sind oft chronische schwere Schmerzen und Invalidität. Das Durchschnittsalter von Kranken mit einem Schenkelhalsbruch liegt hingegen etwa zehn Jahre höher. Allein in der EU werden die Kosten für Spitalsaufenthalte durch die Krankheit auf jährlich rund 4,8 Mrd. Euro geschätzt.
->   Mehr über Osteoporose (medicine worldwide)
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Mehr Frauen betroffen - wegen höherer Lebenserwartung
Die größere Häufigkeit von osteoporotischen Frakturen bei Frauen hat zwei Gründe: Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, deshalb gibt es mehr ältere Frauen.

Und: "Osteoporotische Frakturen treten als Folge von Stürzen auf - und Frauen stürzten wesentlich häufiger als Männer," führte Anfang des Jahres Kurt Weber von der Universitätsklinik in Graz aus. Das erklärt auch die viel größere Zahl von Unterarmbrüchen. Sie treten beim versuchten "Abfangen" als Abwehrreaktion auf.
Fatale Folgen der Oberschenkelhalsbrüche
Buchstäblich lebensgefährlich sind trotz aller Fortschritte der Unfallchirurgen bei der Versorgung der Patienten die Oberschenkelhalsbrüche: 20 Prozent der Opfer von Oberschenkelhalsbrüchen sterben, 30 Prozent bleiben behindert, nur 50 Prozent der Patienten erlangen wieder jene Mobilität, die sie vor dem Unfall hatten.
->   Lilly Austria
->   Mehr über Osteoporose in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010