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Luftverschmutzung gefährdet vor allem Raucher  
  Nichtraucher leiden meist unter den Qualmwolken, mit denen ihre rauchenden Zeitgenossen die Umgebung anfüllen. Dabei sind gerade Raucher besonders stark durch "schlechte Luft" gefährdet, so das Ergebnis einer aktuellen Studie: Steigt die Luftverschmutzung etwa durch Autoabgase an, so steigt gleichzeitig auch ihr Herzinfarktrisiko überdurchschnittlich.  
Ein Forscherteam um Yves Cottin von der Abteilung für Kardiologie der Universität von Dijon in Frankreich verglich für die Studie Daten über die Luftqualität mit Krankenhausstatistiken zu akuten Infarkt-Behandlungen.

Demnach steigt das Risiko bei besonders schlechter Luft generell an, besonders deutlich aber sind die Folgen für Raucher.
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Die Studie des französischen Medizinerteams wurde am Sonntag im Rahmen der American Heart Association's Scientific Session 2003 in Orlando, Florida präsentiert.
->   American Heart Association
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Insgesamt 322 Herzinfarkte über zwei Jahre
Die Forscher analysierten Daten, die zwischen Jänner 2001 und Dezember 2002 im Großraum Dijon gesammelt worden waren. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 322 Personen wegen Infarkten in einem Krankenhaus behandelt. 42 Prozent davon waren Raucher.
Vergleich mit Index zur Luftqualität
Jene Daten wurden mit Informationen über die Luftqualität verglichen. Basis war hier der so genannte ATMO-Index, der in ganz Frankreich als täglicher Indikator für die Luftqualität dient. Er setzt sich aus dem Gehalt von vier Schadstoffen zusammen:

Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Ozon sowie bestimmte Partikel, die so genannten PM10. Dabei handelt es sich um winzige Teilchen, die vor allem aus den Abgasen von Dieselfahrzeugen stammen und weniger als zehn Mikrometer groß sind.
Je höher der Wert, desto schlechter die Luft
Der Index wird auf einer Skala von eins bis zehn gemessen, wobei die niedrigen Werte eine gute Luftqualität bedeuten, hohe Zahlen jedoch für die besonders schlechte Qualität der Atemluft stehen.
->   Weitere Informationen zum ATMO-Index (www.airparif.asso.fr)
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Erklärung: Blutgefäße ziehen sich zusammen
Eine Erklärung für die Beobachtungen der französischen Forscher hat im Übrigen ein Forscherteam aus den USA und Kanada bereits vor einiger Zeit geliefert: Laut ihrer Studie führt starke Luftverschmutzung dazu, dass sich die Blutgefäße im Körper zusammenziehen - egal ob Nichtraucher oder Zigaretten-Liebhaber. Durch die Verengungen können selbst bei gesunden Menschen Herzattacken und Herz- und Kreislauf-Probleme auftreten.
->   Herzprobleme durch Luftverschmutzung (12.3.02)
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ATMO-Werte meist ungefährlich
Tatsächlich fanden sich medizinisch relevante, erhöhte ATMO-Werte eher selten, so ein Ergebnis der Studie: Der Index lag an 86 Prozent der untersuchten Tage unter vier, lediglich fünf Prozent der Zeit - oder rund 18 Tage pro Jahr - wurden Werte von sechs oder höher gemessen.
Hohe Werte: Infarkt-Risiko steigt deutlich
Doch jene wenigen Tage sprechen bereits eine deutliche Sprache, bezogen auf die Häufigkeit von Infarkten im Untersuchungszeitraum: Ganz allgemein stieg das Risiko eines Herzanfalls um 161 Prozent an.

Besonders gefährdet waren aber die Raucher. Ihr Risiko stieg an Tagen mit hoher Luftverschmutzung um ganze 250 Prozent an.

Verantwortlich dafür waren nach Auskunft der Wissenschaftler vor allem jene winzigen Teilchen, die PM10 - hauptsächlich durch Diesel-Abgase verursacht. Sobald ihre Konzentration 25 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritt, häuften sich die Einlieferungen von Infarkt-Patienten in den Krankenhäusern.
"Empfindlicher gegenüber Luftverschmutzung"
"Raucher sind empfindlicher gegenüber Luftverschmutzung, was ihr Risiko eines Herzanfalls angeht", kommentiert Yves Cottin die Ergebnisse in einer Aussendung. Dies sei ein weiteres überzeugendes Argument gegen das Rauchen, meint der Mediziner.

Auch als generellen Warnhinweis will Cottin die Studie verstanden wissen. Risikopatienten sollten an Tagen mit hoher Luftverschmutzung eher in ihren Wohnungen bleiben, empfiehlt er. Und Mediziner könnten, so Cottin, in diesem Zeitraum sogar vorbeugend eine intensivere Herzbehandlung erwägen.
Mehr zu diesen Themen in science.ORF.at:
->   Die weltweite Reise der Luftverschmutzer (3.6.02)
->   Entlarvte Luftverschmutzung: Stickoxid-Komponenten (26.3.03)
->   Luftverschmutzung tötet Tausende Menschen (16.8.1)
 
 
 
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01.01.2010