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Schwere Nierenerkrankungen meist zu spät erkannt  
  Etwa 300.000 Österreicher leiden nach Schätzungen aktuell an einer chronischen Nierenerkrankung und wissen dies nicht. Der Ö1-Radiodoktor beschäftigt sich heute mit Nierenfunktionsstörungen und ihren Folgen.  
Rund zehn Prozent der Bevölkerung, also etwa 800.000 Österreicher, sind irgendwann im Laufe ihres Lebens von einer Nierenfunktionsstörung betroffen.

Jene 6.000 Menschen, die eine Dialyse oder Nierentransplantation benötigen, sind also nur die Spitze des Eisbergs. Bei den meisten Patienten beträgt die Nierenfunktion nur noch
20 Prozent, wenn Sie schlussendlich einen Facharzt für Nephrologie aufsuchen.
Spät erkannt - fatale Folgen
In diesem Stadium ist die Niere meist bereits so stark geschädigt, dass kaum mehr Heilung möglich ist. So müssen jährlich etwa 1.100 neue Patienten in ein Dialyseprogramm integriert werden.
Risikogruppen zu wenig beachtet
"Weder ein erhöhter Blutzuckerwert noch ein erhöhter Blutdruck verursachen Schmerzen", so der Nierenexperte Walter Hörl, Vorstand der klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Universitätsklinik für Innere Medizin II.

"Dies erklärt", so Hörl weiter, "warum die Betroffenen und leider auch viele niedergelassene Ärzte nicht rechtzeitig an eine mögliche Nierenerkrankung denken."
Kosten und menschliches Leid
Neben dem persönlichen Leid und der Einbuße an Lebensqualität, welche Betroffene Tag für Tag hinnehmen müssen, sind auch die Therapiekosten enorm. Die Aufwendungen für ein Jahr Dialysebehandlung betragen etwa 35.000 Euro pro Patient. Eine Nierentransplantation kostet ca. 25.000 Euro und in der Folge verringern sich dann die Therapiekosten auf 6.000 Euro jährlich.

"Dabei könnten Dialyse und Transplantation in vielen Fällen überhaupt verhindert oder zumindest ganz deutlich verschoben werden, würden Nierenerkrankungen rechtzeitig entdeckt und frühzeitig behandelt werden", so der Nierenfacharzt Josef Kovarik, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Dialyse am Wilhelminenspital der Stadt Wien.
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Niereninsuffizienz und Nierenversagen
Eine irreversible Schädigung des Nierengewebes wird als chronische Niereninsuffizienz bezeichnet und führt zur so genannten Urämie, also einer Ansammlung von nicht ausgeschiedenen Substanzen im Blut. Ohne Gegenmaßnahmen führt dies in relativ kurzer Zeit zum Tod.

Ursachen für eine schwere Schädigung der Niere gibt es viele. An erster Stelle steht der Diabetes, gefolgt von Bluthochdruck, Arteriosklerose, chronischen oder bakteriellen Entzündungen, Medikamentenmissbrauch, usw.
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Mögliche Wege aus der Misere?
"Bei unklaren Laborbefunden sollte man einen Nephrologen zu Rate ziehen, doch auch daran denken zu wenige praktische Ärzte" so der Nierenfacharzt Josef Kovarik. "Auch wäre es sinnvoll, wenn es niedergelassene Fachärzte für Nephrologie geben würde", so Kovarik weiter, "damit die Vernetzung mit den praktischen Ärzten besser funktionieren würde."

Doch diesbezügliche Verhandlungen mit den Gebietskrankenkassen waren bislang nicht erfolgreich. Dabei erscheint der Handlungsbedarf mehr als dringend. Denn die Situation für Dialysepatienten in Wien und Niederösterreich muss nach Meinung der Experten als katastrophal bezeichnet werden.

Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
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Ö1-Radiodoktor: Infomappe bestellen
Eine kostenlose Infomappe zur Sendung vom 10.11.03 kann bestellt werden unter: ORF Redaktion Radiodoktor, Postfach 1000, Kennwort "Nierenerkrankungen ", 1040 Wien oder E-Mail: radiodoktor@orf.at
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Mehr zum Thema "Nierenerkrankung" in science.ORF.at:
->   Nierenkrank: Bluthochdruck als stiller Killer (16.10.03)
->   Immer mehr Dialyse-Patienten in Österreich (08.06.01)
 
 
 
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01.01.2010