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Vetmed-Forscher untersuchen Schwarzkopfkrankheit  
  Ein wissenschaftliches Projekt zur Erforschung der so genannten Histomoniasis - oder Schwarzkopfkrankheit - bei Hühnern und Puten läuft derzeit an der Veterinärmedizinischen Universität Wien an.  
Die Krankheit war durch wirksame Medikamente Jahrzehnte lang in Vergessenheit geraten, durch das Verbot von Arzneimitteln gegen die Histomoniasis ist diese nun auch in Österreich wieder aufgeflammt.

Die Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) wollen nicht zuletzt geeignete Nachweismethoden für den Erreger - der Einzeller Histomonas meleagridis - entwickeln.
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Histomoniasis: Entzündung von Leber und Blinddarm
Die Erkrankung befällt primär Blinddarm und Leber der Tiere und führt zu gelblich-weißen Nekroseherden auf den Organen. Die Leber-Blinddarm-Entzündung kann nach Angaben der VUW besonders bei Puten zu schweren Verlusten führen.
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Medikamente drängten Erkrankung zurück
Bis vor rund 60 Jahren grassierte die Schwarzkopfkrankheit häufig in Hühner- und Putenställen. Erst durch den Einsatz von Medikamenten, die teils auch vorbeugend verabreicht wurden, wurde die Krankheit so weit zurück gedrängt, dass kaum Forschung angestrengt wurde.
Infektion etwa über Regenwürmer
Bild: VUW
Putenleber mit Histomoniasis. Deutlich zu sehen sind die abgegrenzten,
gelblich-weißen Nekroseherde (Zelltod).
Der Erreger wird einerseits direkt von Vogel zu Vogel, aber auch über verschiedene parasitische Würmer - mit komplizierten Wirtswechseln - übertragen.

So können sich etwa besonders Freilandhühner über Regenwürmer infizieren, berichtete Michael Hess, Vorstand der Universitätsklinik für Geflügel an der VUW, gegenüber der APA.

Allerdings gebe es speziell über die Infektionswege noch zahlreiche Wissenslücken, die es zu schließen gelte. So ist auch noch unklar, inwieweit Wildvögel eine Rolle spielen.
Vetmed: Infektionswege und Medikamente im Fokus
Durch die Entwicklung von Nachweismethoden - unter anderem mit gentechnischen Mitteln - wollen die Wiener Forscher aufklären, welche Vögel als Überträger dienen können.

In weiterer Folge hoffen die Wissenschaftler, geeignete Medikamente oder sogar Impfstoffe entwickeln zu können. Vorläufig läuft das Projekt zwei Jahre.
Bisherige Arzneien könnten mutagen sein

Die Krankheit ist wieder zum Problem geworden, da die bisher eingesetzten Medikamente aus Gründen des Verbraucherschutzes aus dem Verkehr gezogen wurden. Einige der eingesetzten Stoffe stehen nämlich im Verdacht, mutagen - also Erbgut verändernd - zu wirken.

Über die Nahrung könnten Menschen zu Schaden kommen, so die Argumentation des Verbots.
September 2003: Schwerer Fall in Österreich
Ende März 2003 wurde der letzte Wirkstoff verboten, und prompt gab es bereits im September einen schweren Fall der Krankheit. In einem österreichischen Putenbestand starb von 5.000 Tieren die Hälfte, der Rest musste getötet werden.
Ähnliche Fälle wurden aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien gemeldet. Derzeit sind die Tierärzte, was die Schwarzkopfkrankheit betrifft, mangels zugelassener Mittel machtlos.
->   Veterinärmedizinische Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010