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Doppelt hält auch bei Genmanipulationen besser  
  Wenn man schon Kulturpflanzen derart gentechnisch verändert, dass sie Insektizide produzieren, dann sollte man am besten gleich zwei verschiedene Gift-Gene einbauen - so das Ergebnis einer aktuellen Studie.  
Wie Jian-Zhou Zhao von der Cornell University in Ithaca (US-Bundesstaat New York) in der Fachzeitschrift "Nature Biotechnology" berichtet, entwickelten Kohlschaben gegen zwei verschiedene transgene Toxine aus manipulierten Brokkoli-Pflanzen keine Resistenzen.
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Der Artikel "Transgenic plants expressing two Bacillus thuringiensis toxins delay insect resistance evolution" wurde am 9. November als Online-Publikation veröffentlicht (doi:10.1038/nbt907) und erscheint in der kommenden Ausgabe von "Nature Biotechnology".
->   Nature Biotechnology
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Resistenzen auch bei transgenen Pflanzen möglich
Wie Insekten gegen herkömmliche Pestizide Resistenzen entwickeln können, schaffen sie es auch gegen Toxine von transgenen Pflanzen. Die Gift produzierenden Gene, die den Pflanzen ins Erbgut eingebaut werden, stammen häufig vom Bakterien.

Schädlinge werden anfangs völlig vernichtet, bis irgend ein Tier - rein zufällig - eine Mutation aufweist, die es gegen das Toxin immun macht. Das eine Individuum würde sich - etwa auf einem Feld mit gentechnisch veränderten Früchten - schlagartig vermehren und die zufällig entstandene Resistenz an die Nachkommen weitergeben.
Bei zwei Giften wesentlich schwieriger
Wesentlich schwieriger ist es für die Schädlinge, Resistenzen gegen zwei verschiedene Gifte zu entwickeln. Denn dazu müsste ein Tier laut gängiger Evolutionstheorie zufällig und gleichzeitig Mutationen gegen beide Gifte entwickeln, und das ist relativ unwahrscheinlich.

Die Resistenz stufenweise aufzubauen - zuerst gegen das eine und dann gegen das andere Toxin - geht nicht, denn selbst wenn ein Tier gegen Gift A immun ist, bringt es das Gift B immer noch um.
Theorie im Glashaus-Test
Die amerikanischen Forscher testeten die Theorie in einem eigens dafür entwickelten System im Glashaus. Dazu wurden Brokkoli-Pflanzen mit Genen des Bakteriums Bacillus thuringiensis ausgestattet.

Ein Teil der Pflanzen produzierte das Insektengift "Cry1Ac" ein anderer Teil "Cry1C" und ein weiterer Teil beide Gifte.

Als Schädling wurde die Kohlschabe Plutella xylostella eingesetzt, die Versuche liefen über 24 Generationen der Insekten.
Kaum Überlebende bei zwei Toxinen
Tatsächlich erbrachte das Experiment, dass gegen die doppelt manipulierten und zwei Gifte produzierenden Brokkoli-Pflanzen offenbar kein Kraut gewachsen war. Auch nach 24 Generationen überlebten praktisch keine Kohlschaben die Mahlzeit an dem vergifteten Gemüse.

Wenig brachte dagegen das Mischen von einfach-manipulierten Pflanzen auf den Versuchsfeldern, wobei die verschieden modifizierten Brokkoli-Pflanzen sowohl zeitlich nacheinander, als auch bunt gemischt ausgesetzt wurden. In jedem Fall überlebte ein Teil der Kohlschaben.
->   Cornell University Department of Entomology
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01.01.2010